Am Samstag wurde die Frankfurter Commerzbank-Arena für einen Profi des VfL Wolfsburg wieder zur Comeback-Arena: In der vergangenen Saison beim 2:1-Sieg war Josuha Guilavogui erstmals wieder nach seinem am ersten Spieltag erlittenen Kreuzbandriss dabei, 100 Tage später, eine Blitz-Heilung. Wie bei Xaver Schlager, der beim 2:0 der Wolfsburger bei der Eintracht in der 87. Minute eingewechselt wurde – 85 Tage nach seinem Knöchelbruch. Einen Tag später gab's dann noch einen großen, von Chefcoach Oliver Glasner heimlich geplanten Spielpraxis-Nachschlag: Beim 5:0-Sieg des VfL Wolfsburg II in der Regionalliga gegen den VfB Oldenburg stand der ÖFB-Nationalspieler während der gesamten 90 Minuten auf dem Platz.
Der Weg zum irren Comeback war für Schlager speziell: Am dritten Spieltag, beim 1:1 gegen Paderborn, hatte er sich den Knöchelbruch zugezogen, in der 87. Minute am zwölften Spieltag nun die Rückkehr des Neuzugangs, den der VfL im Sommer für 12 Millionen Euro von RB Salzburg geholt hatte. „Die Hauptsache war, dass wir gewonnen haben, das ist das Wichtigste. Wer spielt, ist egal“, meinte Schlager nach dem Abpfiff in Frankfurt demütig. Es wirkte, als sei er noch total im Spiel, total im Tunnel. Kein Lächeln, kein Späßchen, eher noch voll fokussiert.
Regionalliga: VfL Wolfsburg II gegen VfB Oldenburg
Mitte der Woche hatte Trainer Glasner seinem österreichischen Landsmann gesagt, dass er in Frankfurt erstmals wieder zum Kader gehöre. Schlager: „Es ist für mich ein schönes Gefühl, nicht mehr verletzt zu sein. Aber ich sage, es steckt harte Arbeit dahinter.“ Harte Arbeit, um dieses wahnsinnig schnelle Comeback zu schaffen. Der Nationalspieler widersprach ein bisschen: „Es ist es kein Wahnsinn, sondern jeder Spieler versucht, so schnell wie möglich zurückzukommen. Man muss halt die richtige Balance zwischen Risiko und Vorsicht finden. Das ist ein schmaler Grat. Ich habe sehr viele Fachmänner gehabt. Ich muss ihnen sehr danken.“
Auch dem Klub dankte er – dass der VfL ihm es erlaubt hatte, den Großteil der Reha in Österreich zu machen. Der Mittelfeldspieler: „Sie haben darauf vertraut, dass ich in Österreich gute Arbeit leiste. Es hätte auch sein können, dass ich Blödsinn mache und erst nach vier Monaten zurückkomme. Aber sie haben mir das Vertrauen geschenkt, und ich wollte es bestmöglich zurückzahlen. Und dann arbeitet man auf einen Tag X hin und der war letzte Woche Dienstag.“
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Statt Fußball schaute Schlager Basketball
Da hatte es beim VfL ein internes Testspiel gegeben, in dem Schlager durchspielte. Nach harten Wochen, in denen er „nicht viel Fußball geschaut“ habe. „Mich hat Fußball nicht interessiert, ich habe andere Sportarten geschaut.“ Basketball und Football. Seine Erklärung: „Ich denke, dass es für den Kopf erst mal wichtig ist, wenn man seit dem dritten Lebensjahr nur an Fußball denkt, dass man mal wegkommt. Wenn man jeden Tag Fußball sieht, wäre man ja nur traurig, dass man nicht spielen kann. Deswegen habe ich wenig Fußball geschaut. Darum war ich nicht traurig, sondern positiv, und der Heilungsprozess ist vorangegangen.“
Wichtig sei für ihn in den vergangenen Wochen seine Schwester gewesen. „Sie hat mich in meiner alten Wohnung in Salzburg aufgenommen, hat für mich gekocht“, erzählt Schlager und lächelt, als die Frage kommt, ob er denn auch gekocht habe. „In der Anfangszeit mit Gips war’s natürlich schwierig, aber dann habe ich natürlich auch gekocht. Meistens gab es asiatisch, gesundes asiatisches Zeug – es hat mir geholfen.“