Duisburg. Im Goldenen Buch ihrer Heimatstadt Hof hat sie seit ihrer WM-Silbermedaille 2017 einen verdienten Ehrenplatz. Folgt in diesem Jahr auch der Eintrag ins selbige ihrer Wahlheimat Leipzig? 2009 hatte Melanie Gebhardt nach ersten Erfolgen auf bayrischer, süddeutscher und nationaler Ebene ihre fränkische Heimat verlassen, um ihr Hobby Kanurennsport am Sportgymnasium Leipzig und beim SC DHfK auf höchstem Niveau fortzuführen. Zwölf Jahre später hat sie nun mit 27 Jahren das Ziel ihrer Träume erreicht: Sie darf Deutschland bei den Olympischen Spielen in Tokio im Viererkajak über 500 Meter vertreten.
„Hat mir auf Anhieb großen Spaß gemacht“
Das Original-Wettkampfboot ist längst auf der Reise nach Asien. Doch die Nationalmannschaft mit Melanie Gebhardt und der nun dreimaligen Olympiateilnehmerin Tina Dietze (SG LVB) bereitet sich noch in Ruhe in Duisburg vor, da die Kanurennsport-Wettbewerbe erst am 2. August beginnen. „Vor Ort habe ich dann genügend Zeit, mich an die Bedingungen und Zeitverschiebung anzupassen“, sagt Melanie Gebhardt mit Blick auf ihren ersten Wettkampf in Asien. Der Viererkajak – seit Jahrzehnten ein Medaillengarant für den Deutschen Kanu-Verband (DKV), geht erst am 6./7. August über die Bühne.



Vom Hochwasser in Nordrhein-Westfalen sind die DKV-Rennkanuten auf der Duisburger Regattabahn verschont geblieben, aber im strömenden Regen haben sie zwei, drei Einheiten der vergangenen Woche schon bestritten. „Es gibt Schöneres. Aber eigentlich war das kein Problem, weil die Luft ja warm war.“ Das wäre im Winter bei nasskalten drei Grad ganz anders gewesen. „Da hätten wir uns dreimal überlegt, lieber drin zu bleiben.“
Melanie Gebhardt kam als Kind über ein Ferien-Freizeitangebot in ihrer Heimatstadt zum Paddeln. „Es hat mir auf Anhieb großen Spaß gemacht. Anfangs habe ich parallel noch Leichtathletik gemacht, mich dann aber in meiner Freizeit beim Faltboot-Club Hof aufs Paddeln konzentriert“, so ihre Erinnerungen. Ihre ein Jahr ältere Schwester und ihre Mutter sind noch im Hofer Verein aktiv – der Club will während der Spiele ein Public Viewing veranstalten.
„Schaue dann, was herauskommt“
Ein Probetraining im Februar 2009 in Leipzig gefiel ihr. Ein halbes Jahr später folgte der Wechsel. Von Alexander und Anett Schuck sowie Kay Vesely und aktuell Gunar Kirchbach wurde sie kontinuierlich in die Spitze geführt. Kirchbach, Olympiasieger 1996, strahle Ruhe aus. „Wir sind auf einer Wellenlänge. Gunar hat für alles Verständnis, hört sich geduldig meine Probleme und Ideen an. Dann erarbeiten wir alles gemeinsam.“
Seit 2014 paddelte „Melli“ in der A-Auswahl die nichtolympischen Strecken. Nach einem Jahr voller Krankheitsausfälle 2019 kam die Spezialistin für längere Strecken nun stärker denn je zurück und hat sich in den Sprints stark verbessert. „Es ist schade, dass meine Familie in Tokio nicht live dabei sein kann, das wäre für alle ein schönes Erlebnis gewesen. Aber ich hadere nicht, sie sind ja in Gedanken bei mir.“ Von einer Medaille spricht sie im Vorfeld nicht: „Ich werde alles geben und schaue dann, was herauskommt. So handhabe ich das immer.“
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