Es wirkte wie die Höchststrafe. Von Bayern-Trainer Hansi Flick zunächst nicht für die Startelf berücksichtigt, durfte Leroy Sané nach 32 Minuten für den verletzten Kingsley Coman aufs Feld. So weit, so unproblematisch. In der 68. Minute war für den Nationalspieler aber schon wieder Schluss. Flick beorderte Sané zur Seitenlinie, schickte für ihn den erst 17-jährigen Jamal Musiala ins Top-Spiel bei Bayer Leverkusen. Sané war nicht viel gelungen. Der Frust über seinen Kurzauftritt und die schnelle Auswechslung war dem 24-Jährigen anzusehen. Dabei galt der Flügelstürmer im vergangenen Sommer noch als Königs-Transfer. Als der Mann, der den Triple-Sieger noch besser machen wird. Nun, kurz vor Weihnachten, sieht sich Sané in einer schwierigen Lage.
"Wenn wir auswechseln müssen, müssen wir das sinnvoll machen. Thomas Müller ist für uns unverzichtbar, weil er die Räume klug besetzt und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Serge Gnabry hat sich in der zweiten Halbzeit enorm gesteigert, da war ich in der ersten Hälfte auch nicht so zufrieden. Es blieb dann nur die Option Leroy und die musste ich dann nehmen", erklärte Flick nach dem 2:1-Erfolg auf der Pressekonferenz: "Da muss der Einzelne zurückstecken, da zählt nur die Mannschaft. Das muss und wird er auch verkraften, da bekommt er die ganze Unterstützung von uns."



Dennoch: Rund 50 Millionen Euro hatte sich Bayern die Dienste des Hoffnungsträgers kosten lassen. Aber Sané kommt nach seiner monatelangen und durch einen Kreuzbandriss bedingten Pause noch nicht so recht in Schwung. In 16 Einsätzen für die Münchner gelangen ihm lediglich fünf Tore und drei Vorlagen. Eigentlich zu wenig für einen Superstar. Zweifel daran, dass sich das Investment des vergangenen Sommers gelohnt hat, wiesen die Münchner nach dem Last-Minute-Sieg in Leverkusen und der damit verbundenen "Weihnachtsmeisterschaft" entschieden zurück.
Salihamidzic: "Ich glaube total an ihn"
"Ich glaube total an ihn", versicherte Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei Sky: "Er will selber mehr. Wir alle werden ihm helfen." Ex-Nationalspieler Thomas Müller war nach dem Spiel zu Sané geeilt und hatte den Kollegen zur Seite genommen. Er wollte Sané mit auf den Weg geben, dass er aus der Situation "Motivation" und keine "Frustration" ziehen solle, erklärte der Routinier: "Ich spiele sehr, sehr gern mit Leroy zusammen. Wir haben ein gutes Spielverständnis. Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir anders über Leroy Sané reden. Ich mache mir keine Sorgen und denke, dass der Knoten bald aufgehen wird."
Matthäus über Sané: Derzeit "keine Verstärkung" für FC Bayern
Ähnlich ermunternde Worte richtete Weltfußballer Robert Lewandowski an seinen Teamkameraden: "Nach so einer Verletzung braucht man Zeit. Ich denke, dass er im nächsten Jahr seine Qualität zeigt. Ich drücke ihm die Daumen. Er ist ein guter Junge, den wir noch brauchen werden." Nicht ganz so überzeugt davon scheint derweil Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Der Sky-Experte lobte Flick für die Auswechslung und sprach von einem "Denkzettel" für den Spieler, der derzeit "keine Verstärkung" für die Bayern sei.
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