Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat in einem Interview des Kicker noch einmal kritisch auf das frühe deutsche Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar zurückgeblickt und dabei auch Skepsis gegenüber der im Nachgang vom Deutschen Fußball-Bund ins Leben gerufenen Taskforce geäußert. Zu einer möglichen Rückkehr des deutschen Fußballs in die Weltspitze merkte Matthäus an, Deutschland habe schon bei der WM eine Mannschaft gehabt, "die Weltmeister hätte werden können, Minimum Halbfinale. Die anderen waren nicht wesentlich besser, aber einiges hat nicht gepasst. Auf dem Platz und außerhalb. Und jetzt wundere ich mich über diese Taskforce".
Auf Nachfrage ergänzte Matthäus, er frage sich, "warum der DFB, der größte Fußballverband der Welt, solche Leute nicht schon in den eigenen Reihen hat. Aber vielleicht ist man da schlecht aufgestellt. Gleiches gilt für externe Beraterfirmen." Als Reaktion auf den erneut enttäuschenden Turnierverlauf und die daraus resultierende Trennung vom langjährigen DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte der Verband eine Taskforce eingerichtet, der unter anderem Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn und Hans-Joachim Watzke als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga und Geschäftsführer von Borussia Dortmund angehören.
Das Gremium berät unter anderem über die Nachbesetzung des Bierhoff-Postens. Als Favorit für die Aufgabe gilt Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler, der selbst der Taskforce angehört. "Er ist eine gute, aber eher eine kurzfristige Lösung, denke ich. Er wird sich das nicht zehn Jahre antun", sagte Matthäus über den 62 Jahre alten früheren Nationalspieler, der 1990 in Italien an der Seite des damaligen Kapitäns Matthäus Weltmeister geworden war. Im vergangenen Sommer war Völler als Geschäftsführer Sport bei Bayer Leverkusen ausgeschieden. Es war erwartet worden, dass er danach keine offizielle Funktion mehr bekleiden würde.
Dass er selbst vom DFB nicht in etwaige Arbeitsgruppen mit einbezogen wurde, kränkt Matthäus nach eigenen Angaben nicht. "Ich habe mich ja klar positioniert: Wer Zeit hat, soll es machen. Diese Zeit habe ich nicht, weil ich andere berufliche Verpflichtungen habe. Und allein mit meinem Expertenjob bei RTL und der Nationalmannschaft käme ich ja in die Bredouille. Und die Arbeit bei Sky und RTL macht mir Spaß", betonte der 61-Jährige.
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