Die Entlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern hat hohe Wellen geschlagen. In Thomas Tuchel haben die Klubbosse zwar schnell einen namhaften Nachfolger auf der Trainerbank präsentiert, mussten sich für ihr Vorgehen im Zuge der Freistellung von Nagelsmann aber auch deutliche Kritik anhören. Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ließ in seiner Kolumne für den Pay-TV-Sender Sky am Montagabend kein gutes Haar an den Bossen des deutschen Rekordmeisters.
Zuallererst sei es ihm "ein Rätsel, wie es sein kann, dass ein italienischer Journalist als Erster über die Vorgänge an der Säbener Straße berichten kann", schrieb Matthäus, um dann anzufügen: "Viel schlimmer aus der Sicht von Nagelsmann finde ich, dass Uli Hoeneß, Herbert Hainer, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn in den letzten Wochen ihren Trainer so sehr gelobt haben, wie ich es zugunsten eines Chef-Coachs in München noch nie erlebt habe."
Kurz vor der Nagelsmann-Entlassung erschien im Kicker noch ein großes Interview mit Vereinspräsident Hainer, der dort sagte: "Die Trainerdiskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen." Stattdessen plane Bayern "mit ihm langfristig", was der Klub "mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert" habe, weil Nagelsmann "unheimlich gut" zu den Münchenern passe.
Matthäus: Das wäre unter Hoeneß und Rummenigge nicht passiert
Dass man sich mit Tuchel nun "einen der besten Trainer, der möglicherweise nur noch ein paar Wochen verfügbar ist, sichert, ist genauso verständlich wie richtig", erklärt Matthäus. "Aber", führt der 62-Jährige aus, "einen Angestellten vor wenigen Tagen als Langzeitprojekt zu bezeichnen, um ihn dann zu feuern, finde ich nicht in Ordnung und hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun." Inzwischen habe der Klub "das familiäre, dieses beschützende Etwas" verloren, so Matthäus weiter. "Das Mia san mia wird teilweise mit Füßen getreten."
Vor allem Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hätten den Verein in der Vergangenheit immer "verteidigt". "Dinge zu erkennen und zu verhindern, war die große Stärke dieser beiden. Jetzt wirkt alles so kalt und lieblos", meint Matthäus. Hainer würde dieser Aufgabe nicht in dem gleichen Umfang nachgehen wie seine Vorgänger. Hoeneß hätte "seinen Trainer niemals öffentlich bei Problemen so im Stich gelassen, wie es die heutigen Bosse in so vielen Situationen gegenüber Julian Nagelsmann getan haben". Deshalb glaubt Matthäus, "dass Uli (Hoeneß, Anm. d. Red.) mit der Arbeit seiner Nachfolger unzufrieden ist und es ihn ärgert, dass er viele Dinge nicht mehr selbst entscheiden kann".
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