Die Trennung von Hertha BSC und Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic sorgte für einen Knall. Für Felix Magath, der den Hauptstadtklub noch in der vergangenen Saison zwischen März und Juni als Trainer vor dem sportlichen Abstieg aus der Bundesliga bewahrte, ist das Beben bei der "Alten Dame" die logische Konsequenz aus den jüngsten internen Problemen im Klub. "Ich hatte schon nach der Rettung kritisiert, dass in Berlin was im Klub nicht stimmt, weil ich keine Unterstützung gespürt habe bei dem schweren Abstiegskampf. Und man hat es scheinbar nicht so ernst genommen", erklärte Magath am Sonntag bei Bild TV: "Und die Entwicklung zeigt ja, dass es genau so ist."
Grundsätzlich habe völlig unabhängig von der Personalie Bobic auch die Beteiligung von Investor Lars Windhorst viel Unruhe bei der Hertha verursacht. "Ich glaube nicht, dass es der Name Fredi Bobic ist, sondern die Millionen, die vom Investor gekommen sind, die den ganzen Verein durcheinander gebracht haben", so Magath weiter. Windhorst hatte seit 2019 über die Tennor-Gruppe über 374 Millionen Euro investiert, seine Anteile im November 2022 schließlich verkauft. "Wer immer personell dahinter steckt, fremdelt mit der Entwicklung in den letzten zwei bis drei Jahren und ist nicht so recht einverstanden. Insofern hat man jetzt zurückgerudert, ist wieder weg von Investoren und versucht, den traditionellen Verein zu stärken und so wieder Einigkeit in den Klub zu bekommen."
Allerdings steht der nächste Investor womöglich schon bereit. Das amerikanische Unternehmen "777 Partners" will die Hertha-Anteile von Windhorst übernehmen und könnte auch noch einmal frisches Geld in den Klub stecken. Abgeschlossen sind die Verhandlungen aber noch nicht, zumindest ist dies nicht öffentlich bekannt.
Auch Bobic selbst habe jedoch seine Aktien an dem unrühmlichen Abgang vom aktuellen Tabellen-Vorletzten des deutschen Oberhauses, meint Magath weiter. So habe der 51-Jährige Probleme bekommen, "nachdem er nicht klar signalisiert hat: Hertha BSC ist mein Job. Sondern, dass er ein bisschen mit dem DFB geliebäugelt hat." Hintergrund: Nach dem Ausscheiden von DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff nach der aus deutscher Sicht schwachen Weltmeisterschaft in Katar war Bobic als potenzieller Nachfolger gehandelt worden – hatte sich in der Folge nicht immer vollkommen klar positioniert.
Magath: "Es müssen Entscheidungen und Klarheiten her"
Für die Hertha ist nach dem Bobic-Rauswurf nun so oder so klar: Es muss schnell wieder Ruhe einkehren. Das neue Jahr begann mit drei Bundesliga-Pleiten in Serie, die Berliner stecken als 17. des Klassements tief im Tabellenkeller. "Die Situation ist sehr unruhig bei Hertha und ich bin gespannt, wie die Mannschaft jetzt auf diese Maßnahme reagiert", sagt Magath: "Es müssen jetzt Entscheidungen und Klarheiten her für die Spieler und die Mannschaft."
In erster Linie bedeutet dies die schnellstmögliche Klärung der Frage nach der Bobic-Nachfolge. Nach einem Bericht der Bild wird die Berliner Klub-Ikone Andreas "Zecke" Neuendorf zum Verein zurückkehren und gemeinsam mit dem ehemaligen Akademieleiter Benjamin Weber künftig die Verantwortung im sportlichen Bereich tragen. "Es erweckt den Anschein, dass es in die Richtung geht, dass man ehemalige Spieler oder Herthaner zurückholt, um die Gemeinschaft weiter zu stärken. Wenn das gelingt, kann das auch einen Schub für die Mannschaft bedeuten", ist sich Magath sicher. Ob er selbst noch einmal bei der Hertha als Retter zur Verfügung stehen würde, ließ er offen. Erst wenn es eine Anfrage gebe, werde er sich damit beschäftigen.
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