02. Mai 2019 / 07:39 Uhr

Mainz-Coach Sandro Schwarz: "RB Leipzig ist das komplette Paket"

Mainz-Coach Sandro Schwarz: "RB Leipzig ist das komplette Paket"

Guido Schäfer
Leipziger Volkszeitung
Mainz-Trainer Sandro Schwarz ist überzeugt, dass die Nullfünfer RB Leipzig besiegen können. Obwohl die Roten Bullen seit Dezember kein Auswärtsspiel verloren haben.
Mainz-Trainer Sandro Schwarz ist überzeugt, dass die Nullfünfer RB Leipzig besiegen können. Obwohl die Roten Bullen seit Dezember kein Auswärtsspiel verloren haben. © 2019 Getty Images
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Der Mainzer Trainer Sandro Schwarz im Interview vor dem Spiel gegen Leipzig: "Mainz 05 wird nie Beton anrühren und warten bis der trocken ist".

Mainz. Er ist Mainzer durch und durch, hat für die Nullfünfer unter Ikonen wie Wolfgang Frank und Jürgen Klopp gekickt, hatte am Ende seiner Laufbahn einen Keller voller Aufzeichnungen in Sachen Trainingsaufbau, Taktik, Motivation und Menschenführung. Seit Sommer 2017 ist Sandro Schwarz Cheftrainer seines Herzensclubs, stand beim 0:1 in Hannover zum 65. Mal als Bundesliga-Trainer am Seitenrand. Schwarz, 40, über Freude am Beruf, liegengelassene Punkte, Spezi Marco Rose und die gar nicht so weit von RB Leipzig entfernte DNA des FSV Mainz 05. Am Freitag, 20.30 Uhr, empfängt der gesicherte Tabellen-Zwölfte in der Opel-Arena den Dritten, die Roten Bullen.

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Wie ist das Befinden, Herr Schwarz?

Wie immer gut. Ich habe einen Traumjob, freue mich jeden Morgen auf meine Jungs und auf jedes einzelne Training.

Wissen Ihre Jungs, dass Sie lässig zehn Punkte mehr auf dem Konto haben könnten?

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Allen ist bewusst, dass wir nicht immer das bekommen haben, was wir verdient haben. Nach unserer Rechnung haben wir acht Punkte liegengelassen.

Drei davon in Hannover.

Das war Wahnsinn und sehr ärgerlich. Ein richtig gutes Auswärtsspiel von uns, wir hatten Chancen für drei Spiele und machen uns die Murmel am Ende selbst rein. Die gute Nachricht ist: Es gibt bei uns nach dem Klassenerhalt keinen Spannungsabfall. Wir sind gut unterwegs und spielfreudig, wollen noch auf Platz zehn klettern.

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Linton Maina (rechts) spielt den Ball, verfolgt von Daniel Brosinski.  Zur Galerie
Linton Maina (rechts) spielt den Ball, verfolgt von Daniel Brosinski.  ©

Und Sie wollen allen Ernstes RB schlagen? Die letzte Leipziger Auswärtsniederlage datiert vom 19. Dezember in München.

Ja, lange her. RB ist das komplette Paket. Tempo, Technik, individuelle Klasse, Teamspirit - RB und Ralf Ralf Rangnick machen es herausragend gut, legen die Latte für Julian Nagelsmann ziemlich hoch. RB hat sich völlig verdient für die Champions League qualifiziert. Das ändert nichts daran, dass wir sie schlagen wollen und an einem guten Tag auch schlagen können. Wir feuern alles raus und werden sehen, was wir dafür kriegen.

Ihr habt RB vor ziemlich genau einem Jahr 3:0 geschlagen und den Bullen damit die Teilnahme an der Königsklasse verhunzt.


Für uns war das der Dosenöffner zum Klassenerhalt. Eine Woche später haben wir in Dortmund (2:1-Sieg) alles klar gemacht. Den Moment, als der Schiri abpfiff, werde ich nie vergessen. Es war eine komplizierte Saison und wir hatten einiges dafür getan, dass sie nicht gut ausgeht. Wir alle – Spieler, Trainer, Vorstand, Staff, Fans, die ganze Stadt – haben zusammen die Wende hinbekommen. Diese Zeit hat uns geprägt und stärker gemacht. Wir wollen uns nicht kleiner machen als wir sind, aber die Bundesliga ist und bleibt für Mainz etwas Besonderes. Das wertschätzen und schützen wir mit allem, was wir haben. Auch mit Demut.

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FSV Mainz 05 - RB Leipzig (3:0) Zur Galerie
FSV Mainz 05 - RB Leipzig (3:0) ©

Wie würden Sie Ihren Führungsstil überschreiben? Hart und herzlich?

Vor allem: respektvoll. Ich will einen respektvollen und ehrlichen Umgang. Dass auch mal harte Worte fallen, gehört dazu. Man darf in diesem Beruf weder als Trainer noch als Spieler nachtragend sein. Bei mir ist keiner unten durch, wenn er mal einen Fehler gemacht hat. Wir alle sind Lernende und wollen jeden Tag ein bisschen besser werden.

Frühes Anlaufen, Schwarmverhalten, schnelles Spiel in die Box, die man früher Strafraum nannte. Die Mainzer Spielphilosophie ist nicht weit weg von der RB-DNA.

Mainz 05 wird nie Beton anrühren und warten bis der trocken ist. Wir wollen den Ball, wollen mutig verteidigen und mutig angreifen, immer aktiv sein. Alles mit hoher Geschwindigkeit. Gegen wen auch immer.

Manchmal mündet diese fröhlich-lebensbejahende Herangehensweise in einer heftigen Pleite - siehe das 0:6 in München.

Das hatte nichts mit unserer Herangehensweise zu tun. Wir waren in München nicht wach, nicht bissig, nicht mutig, haben viele Bälle verloren. Und dann gibt es bei den Bayern halt auch mal auf die Nuss. Die Entwicklung unserer Mannschaft ist grundsätzlich positiv.

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RB Leipzig – 1. FSV Mainz 05 (4:1) ©

Sie waren selbst Profi. Was würde der Trainer Schwarz dem Spieler Schwarz sagen?

Gute Mentalität, solide Technik, schöne Grätschen, Sandro, aber für ganz nach oben bist du zu langsam. Das Problem mit der mangelnden Geschwindigkeit hatten wir beide, Herr Schäfer.

Wie stoppt man den Pfeil Timo Werner?

Indem man Pässe in die Tiefe auf ihn verhindert. Dazu brauchen wir Druck auf den Ball. Es geht immer darum, dem Gegner Zeit und Raum zu beschneiden. Wenn RB Zeit und Räume hat, sind Timo Werner, Yussuf Poulsen und Co. schwer zu verteidigen.

Eintracht Frankfurt ist in Mainz nicht sonderlich beliebt. Drücken Sie der SGE gegen Chelsea trotzdem die Daumen?

Natürlich, sie vertreten den deutschen Fußball fantastisch. Ich werde im Stadion sein, wir spielen noch gegen Frankfurt.

Wer wird eigentlich Meister?

Die Bayern. Das habe ich schon in der Winterpause gesagt, dabei bleibe ich.

Ihr Kumpel Marco Rose übernimmt Gladbach. Freuen Sie sich mit ihm?

Absolut, Marco hat sich das in Salzburg mit herausragender Arbeit verdient. Ein toller Typ, immer geradeaus. Und ein toller Trainer. Durch ihn habe ich Leipzig besser kennengelernt. Da habt ihr eine wirklich sehr schöne Stadt. Fast so schön wie Mainz.

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