Mit tiefer Enttäuschung und deutlichen Worten hat Sportvorstand Hasan Salihamidzic auf die Verbal-Attacken von Nationaltorhüter Manuel Neuer gegen den FC Bayern reagiert. "Ich verstehe, dass Manuel persönlich betroffen ist. Aber von ihm, zumal als Kapitän, hätte ich ein anderes Verhalten erwartet", sagte der Manager der Bild am Sonntag und betonte, dass man dem Keeper die von diesem in der Süddeutschen Zeitung und bei The Athletic so hart kritisierte Trennung von Torwart-Trainer Toni Tapalovic erläutert habe: "Die für uns auch menschlich schwierige Entscheidung Tapalovic hatte in der Sache überhaupt nichts mit Manuel zu tun, und das haben wir ihm erklärt."
Ob Neuer nun wie zuvor berichtet eine Geldstrafe oder andere Sanktionen von Klubseite drohen, ließ Salihamidzic offen. "Wenn es Konsequenzen gibt, werden wir darüber zuerst mit Manuel selbst sprechen", erklärte der 46-Jährige. Zugleich hob der Vereinsboss aber hervor, dass die Äußerungen des Schlussmannes Wunden bei den FCB-Verantwortlichen gerissen hätten: "Die Enttäuschung, die er wegen Tapas Freistellung beschreibt, die herrscht auch bei uns, weil Manuel seine persönlichen Interessen hier über die Interessen des Klubs gestellt hat. Aber wir werden das intern vernünftig mit ihm besprechen."
Neuer hatte die Chefetage des Rekordmeisters für das im vergangenen Monat vollzogene Aus seines langjährigen Weggefährten hart attackiert. Das sei "das Krasseste" gewesen, was er in seiner Karriere erlebt habe, sagte der mit einem Unterschenkelbruch noch lange fehlende DFB-Kapitän: "Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen." Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn hatte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bereits "deutliche Gespräche" mit Neuer angekündigt.
Manche Beobachter sehen das Verhältnis zwischen Klub und Keeper angesichts des öffentlichen ausgetragenen Scharmützels bereits irreparabel beschädigt. "Es wird ganz sicher schwierig, dieses zerschnittene Tischtuch wieder zusammenzubringen", sagte beispielsweise Rekordnationalspieler Lothar Matthäus am Samstagabend bei Sky: "Er spricht sich von allem frei und geht auf alle anderen los. Das ist nicht der FC Bayern." Die Münchner würden sich das "nicht bieten lassen", meinte der TV-Experte: "Auch wenn es Manuel Neuer ist." Die Münchner hatten sich aufgrund des langfristigen Ausfalls von Neuer in der Winterpause mit Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach verstärkt.
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