13. Juli 2019 / 09:55 Uhr

Gladbach-Trainer Marco Rose im Interview: "Emotionalität ist immer gut"

Gladbach-Trainer Marco Rose im Interview: "Emotionalität ist immer gut"

Andreas Kötter
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Der neue Gladbach-Trainer Marco Rose setzt bei den Fohlen auch auf Emotionen.
Der neue Gladbach-Trainer Marco Rose setzt bei den Fohlen auch auf Emotionen. © imago images / DeFodi
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Marco Rose ist mit vielen Vorschusslorbeeren als Trainer von Borussia Mönchengladbach gestartet. Jetzt spricht der Gladbach-Coach beim SPORTBUZZER über seinen neuen Job. Ein Interview über Tempo, Tradition und Taktik.

Marco Rose blieb als Spieler unter anderem für Mainz 05 und Hannover 96 die ganz große Karriere versagt. Als Trainer gilt der 42-jährige Leipziger nach zwei österreichischen Meistertiteln mit RB Salzburg als eines der größten Talente. Das Rennen um den Fußballlehrer hat Borussia Mönchengladbach gewonnen. Das SPORTBUZZER-Interview zu Roses Start bei den „Fohlen“.

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SPORTBUZZER: Herr Rose, wie geht ein Trainer einen neuen Job an? Überlegt man sich zum Beispiel, welches Kleidungsstück man zur Präsentation trägt und welche Worte man an die Mannschaft richtet?

Marco Rose (42): Natürlich macht man sich Gedanken über den ersten Eindruck, den man hinterlassen möchte. Also überlegt man sich auch, was man anzieht. Dass einige Ihrer Kollegen mein Poloshirt als rosa bezeichnet haben, war allerdings nicht die treffende Farbbeschreibung, aber was soll’s?! (lacht)

Waren Sie nervös?

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Ich würde sagen: positiv angespannt. Aber ob nervös oder nicht – das Wichtigste ist, man selbst zu bleiben. Nur dann ist man auch glaubhaft.

50 ehemalige Spieler von Borussia Mönchengladbach – wo sind sie gelandet?

Juan Arango, Marko Marin und Mo Idrissou - nur drei ehemalige Gladbach-Stars, die nicht nur Fohlen-Fans ein Begriff sind. Der <b>SPORT</b>BUZZER zeigt 50 Ex-Borussen und was aus ihnen wurde. Zur Galerie
Juan Arango, Marko Marin und Mo Idrissou - nur drei ehemalige Gladbach-Stars, die nicht nur "Fohlen"-Fans ein Begriff sind. Der SPORTBUZZER zeigt 50 Ex-Borussen und was aus ihnen wurde. ©

Marco Rose über Gladbach: "Für mich ist wichtig, dass wir auf etwas aufbauen können, das richtig gut ist"

Haben Sie schon jetzt ein erstes zartes Gefühl dafür, wie sich die Dinge hier entwickeln könnten?

Jeder neue Trainer wird diese Frage wohl mit „Ja“ und „Gut!“ beantworten (lacht). Aber es ist tatsächlich so. Mein Trainerteam und ich sind hier von allen hervorragend aufgenommen worden, und wir haben in dieser einen Woche schon sehr gut gearbeitet. Man kann erkennen, dass die Jungs bereit sind, neue Dinge anzunehmen.

Haben sich die Spieler nach neuen Impulsen gesehnt?

Das möchte ich so nicht bewerten. Borussia ist bisher auch ohne Marco Rose sehr gut zurechtgekommen. Dieser Verein ist top aufgestellt und war besonders im vergangenen Jahr wieder sehr erfolgreich. Dennoch hat man sich entschieden, etwas ändern zu wollen. Dafür hat man uns geholt. Und für mich ist wichtig, dass wir auf etwas aufbauen können, das richtig gut ist.

Rose fordert "Tempo, ich möchte rassige Zweikämpfe und viele Torraumszenen"

Franz Beckenbauer hat mal gesagt: „Geht’s raus und spielt’s Fußball“, und das Team ist Weltmeister geworden. Wie wichtig ist die Systemfrage heute?


Ich glaube nicht, dass guter Fußball zwingend abhängig ist von der Grundordnung, in der man spielt. Natürlich wird es im Detail immer mal auch ein paar neue Ideen geben. Aber am Ende des Tages kannst du den Fußball nicht neu erfinden. Und ich würde das auch gar nicht wollen.

Sie möchten einen Stil kreieren, der Borussias Identität bestimmen und auch mal ein „Spektakel“ sein soll, wie Sie gesagt haben.

In erster Linie geht es darum, dass wir hier erfolgreich sind, wenn das dann auch noch spektakulär sein sollte, umso besser. Mir ist sehr wichtig zu betonen, dass wir gemeinsam etwas erreichen wollen. Nicht alleine, sondern gemeinsam als Team möchten wir hier etwas entwickeln und die Jungs dabei natürlich mitnehmen. Das ist die Voraussetzung: Dass den Jungs dieser Fußball Freude macht und dass sie dahinterstehen.

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Wie stellen Sie sich das vor?

Letztlich möchte ich das sehen, was ich auch als Fußballfan liebe. Ich möchte Tempo, ich möchte rassige Zweikämpfe und viele Torraumszenen. Und selbstverständlich möchte man als Trainer auch seine taktischen Ideen umgesetzt sehen. Das bedeutet, dass wir nicht nur aktiv verteidigen, sondern auch aktiv Fußball spielen wollen.

"Kernauftrag lautet nicht, immer wunderschönen Fußball zu spielen"

Das erinnert ein wenig an die Emotionalität des Fohlen-Fußballs in den ­70er-Jahren ...

Emotionalität ist immer gut! Und wenn man für einen Verein wie Borussia Mönchengladbach arbeitet, ist es nie verkehrt, sich dieser großen Tradition bewusst zu sein. Allerdings darf man nicht nur in der Vergangenheit leben, sondern muss versuchen, auch die Zukunft erfolgreich zu gestalten. Unser Kernauftrag lautet nicht, immer wunderschönen Fußball zu spielen, sondern möglichst viele Spiele zu gewinnen. Es gilt eine gute Balance zu finden.

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Mit David Wagner, der Schalke trainiert, mit Martin Schmitt in Augsburg und mit Ihnen bei Borussia arbeiten drei Trainer mit Mainzer und/oder Klopp-Vergangenheit in der Bundesliga. Dazu Thomas Tuchel in Paris. Gibt es eine Mainzer- oder eine Jürgen-Klopp-Trainerschule?

Das würde ich so nicht sagen. Natürlich wird man auch von den Menschen geprägt, mit denen man länger zusammenarbeitet. Umso mehr, wenn diese Zusammenarbeit erfolgreich ist. ‚Kloppo‘ wurde zum Beispiel von Wolfgang Frank geprägt. Und über Thomas habe ich gelesen, dass ihn der Vater von Mats Hummels sehr beeinflusst hat. Ich wiederum hatte eine sehr coole Zeit in Mainz, während der mich Kloppo sicherlich ein Stück weit geprägt hat. So etwas wie eine Schule oder eine Bewegung kann ich dennoch nicht erkennen.

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