Marokko träumt vom großen Coup: Am Mittwochabend (20 Uhr/ZDF und Magenta TV) hat das WM-Überraschungsteam aus Nordafrika in der Vorschlussrunde gegen Titelverteidiger Frankreich die Chance, sich endgültig unsterblich zu machen und das Endspiel zu erreichen. Schon mit dem Halbfinal-Einzug schrieb die Mannschaft von Trainer Walid Regragui Geschichte.
Während der Jubel in Marokko aktuell groß ist, überwiegt in Deutschland die Trauer: Nach dem zweiten Vorrunden-Aus bei einer Weltmeisterschaft steckt das DFB-Team dagegen in einer großen Krise. "Es tut nicht mehr weh, wenn man gegen Deutschland spielt. Gegen Marokko tut es weh. Sehr weh", analysierte Abderrahim Ouakili, 1998 WM-Teilnehmer mit Marokko, im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND+), zu dem auch der SPORTBUZZER gehört, die aktuellen Verhältnisse – gleichzeitig kritisierte der Insider den deutschen Fußball scharf.
Laut Ouakili hatte das DFB-Team bei der WM einige Mängel: Nationalkeeper Manuel Neuer habe "seine beste Zeit hinter sich", Thomas Müller sei "kein großer Spieler mehr" und auch in der Abwehr habe es Probleme gegeben: "Die Deutschen haben keinen einzigen Weltklasseverteidiger. Wenn das so ist, musst du das als Mannschaft auffangen, zusammen nach hinten arbeiten, Räume eng machen, Zweikämpfe gewinnen, bissig sein", erklärte der Ex-Bundesliga-Profi (unter anderem Mainz 05 und 1860 München).
Abderrahim Ouakili: Marokko-Erfolg weder Wunder noch Überraschung
Dagegen sei der plötzliche WM-Erfolg Marokkos für Ouakili weder eine Überraschung noch ein Wunder: "Wer sich mit unserem Kader, unserem Trainer und dem extremen Zusammenhalt aller beschäftigt hat, wusste, dass Marokko Großes leisten kann. Kein Spieler steht über dem anderen, auch die Familien verstehen sich untereinander", sagte der Ex-Nationalspieler und schoss gleichzeitig gegen das deutsche Team. "Die Mannschaft ist bei uns der Star. Bei Hansi Flick war das nicht so."
Einen großen Anteil am Erfolg des arabischen Landes bescheinigt Ouakili Marokko-Trainer Walid Regragui, der erst seit Sommer im Amt ist. "Ich kenne ihn gut, wir sind befreundet. Walid war ein klasse Spieler. Er weiß, was in einem Spieler vorgeht und was es bei einem großen Turnier braucht, um ein wahres Team zu bauen", sagte der ehemalige Mittelfeldspieler. "Er ist ein fantastischer Trainer, der keine Wissenschaft aus seiner Arbeit macht, seinen Jungs einen klaren Plan mitgibt und eigentlich nur zwei Dinge von ihnen fordert: Macht das, was wir uns vorgenommen haben! Und macht es mit euren Herzen und dem Glauben an euch."
Und auch die Mannschaft zeigte sich vor dem WM-Halbfinale voll des Lobes über ihren Coach: "Man kann sehen, was er mit den Spielern gemacht hat, er hat eine familiäre Umgebung geschaffen", lobte Ilias Chair auf der Halbfinal-Pressekonferenz. "Ich denke, er ist der beste Trainer im Turnier, er ist der bestmögliche Mann, um uns so weit wie möglich zu bringen. Nicht nur im Fußball, auch, wenn es um das Leben geht, die Religion – egal. Wir können immer zu ihm kommen, er ist ein Vater, ein Bruder." Und bald auch WM-Finaltrainer? "Warum sollten wir nicht das Finale erreichen?", fragte Regragui am Dienstag. Sein Team träume vom Titel.
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