Mit einer stark in die Jahre gekommenen Stammelf spazierte Real Madrid in Spanien überraschend locker zum 35. Liga-Titel – und plant den Angriff auf den nächsten großen Triumph. Das Team um Ex-Weltmeister Toni Kroos will am Mittwoch im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City (21 Uhr, live bei DAZN [Anzeige]) das 3:4 aus dem Hinspiel wettmachen. In dieser Saison haben die Königlichen schon oft gezeigt, dass man sie nie abschreiben darf. Der SPORTBUZZER nennt fünf Gründe für die erfolgreiche Saison.
Ancelottis Rekord-Saison
Der 62-Jährige komplettierte seine Titelsammlung: Nach Meisterschaften in Italien mit dem AC Mailand, England mit dem FC Chelsea, Frankreich mit Paris Saint-Germain und Deutschland mit dem FC Bayern München gewann Don Carlo nun auch die spanische La Liga. Ein Titel, der ihm während seiner ersten Amtszeit bei Real Madrid von 2013 bis 2015 noch versagt geblieben war.
"Er hat Vinicius Junior (18 Tore und 19 Vorlagen in 47 Pflichtspielen, Anm. d. Red.) explodieren lassen. Das ist seinen Vorgängern Zinédine Zidane und Julen Lopetegui nicht gelungen, Santiago Solari nur bedingt", sagt Filip Knopp, Redakteur des deutschsprachigen Online-Portal Real Total, im Gespräch mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Ancelotti ist der erste Trainer, der in den größten fünf Ligen Europas die Meisterschaft gewonnen hat. "Das macht mich sehr stolz", sagte der Italiener über diese Erfolgsstatistik. "Wir waren sehr konstant diese Saison. Wir haben nur in wenigen Spielen gewankt."
Der Benzema-Faktor
"Es ist unfassbar, was er diese Saison spielt. Wir sind sehr, sehr froh, dass er bei uns ist.“ Mit dieser Aussage beschrieb Real-Verteidiger David Alaba zuletzt im Gespräch mit dem Streamingdienst Amazon Prime Video sehr gut, wie wichtig Karim Benzema für die Königlichen ist. Bereits seit 2009 spielt der Angreifer für den spanischen Top-Klub, noch nie war er so stark wie in dieser Saison. Er kommt bereits auf 42 Treffer in 42 Pflichtspielen.
Gebt "boy Benzi" den Ballon d'Or, forderte der deutsche Ex-Nationalspieler und frühere Teamkollege Mesut Özil nach dem Gala-Auftritt des Franzosen im Hinspiel gegen ManCity. Mit bislang 14 Toren in der Champions League kann der 34-jährige Benzema den Rekord von Cristiano Ronaldo, der in der Spielzeit 2013/14 insgesamt 17 Treffer markiert hat, nun noch übertreffen. "Er ist ein Riesenfaktor für den Erfolg von Real in dieser Saison", sagt Experte Knopp.
Unruhe gut ausgeblendet
Real Madrid ist einer der führenden Vereine, wenn es um kritische Stimmen rund um den Kader geht. Die Situation von Superstar Gareth Bale sorgt Jahr für Jahr für jede Menge Unruhe. In dieser Saison waren auch Rekord-Neuzugang Eden Hazard, Isco oder auch der einst als Wunderstürmer verpflichtete Luka Jovic für negative Schlagzeilen verantwortlich. Die Top-Spieler fanden alle keinen festen Platz im Aufgebot der Königlichen, die sich von der Presse und auch Experten-Meinungen aber nicht verunsichern ließen.
"Ancelotti hat seinen festen Stamm von zwölf, 13 Spielern. Danach kommt ein Loch, das im Laufe der Saison immer größer geworden ist. Im Sommer werden einige Spieler den Verein verlassen. Bei Bale und Isco ist der Abschied nach dem Vertragsende sicher, Jovic, Jesús Vallejo oder auch Mariano Díaz würde Real für wenig Geld ziehen lassen. Hazard hingegen will es nach der Verletzung noch einmal versuchen und unbedingt bleiben", erklärt der Fachmann.
Starke Transferpolitik
Die Aufregung im vergangenen Sommer war erst groß, als mit Vereinsikone Sergio Ramos und Weltmeister Raphaël Varane die beiden etatmäßigen Innenverteidiger die spanische Hauptstadt verlassen hatten. Real nahm im Vergleich zu den Vorjahren nur wenig Geld in die Hand, tätigte aber wichtige Transfers wie den von Mega-Talent Eduardo Camavinga mit Blick auf die Zukunft und David Alaba, der ablösefrei vom FC Bayern kam und direkt in die Rolle von Ramos schlüpfte.
"Éder Militao und Alaba harmonieren sehr gut miteinander. Camavinga kommt aktuell zwar nicht an Casemiro, Toni Kroos und Luka Modric vorbei, ist aber neben Federico Valverde ein guter Backup. Er hat für seine erst 19 Jahre eine richtig gute Saison gespielt. Seine Zeit bei Real wird noch kommen", sagt Knopp. Und die Madrilenen machen wohl auch in der kommenden Saison clever weiter: Kylian Mbappé und Antonio Rüdiger sollen jeweils ablösefrei kommen und einen langfristigen Vertrag unterschreiben.
Die fehlende Konkurrenz
Natürlich profitierte Real auch von den Schwächen der Kontrahenten in dieser Saison. Der FC Barcelona spielte eine extrem enttäuschende Serie, ist aber immerhin zurück auf Rang zwei. Doch die 15 Punkte Abstand zu den Königlichen zeigen, dass die Unterschiede in der Saison einfach zu groß waren. Der FC Sevilla zählte eine Zeit lang zu den Verfolgern, konnte die Jäger-Rolle aber nie richtig ausfüllen. Das Team kassierte zwar nur vier Niederlagen, spielte aber schon 13 (!) mal Remis. Und von der eigentlichen Nummer drei in Spanien, Atlético Madrid, war nur selten etwas Überzeugendes zu sehen.
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