Wenn jemand weiß, wie es im türkischen Fußball zugeht, dann Christoph Daum. Der 67-Jährige blickt auf fünf Trainerstationen in der Süper Lig zurück, arbeitete je zweimal bei den Istanbuler Klubs Fenerbahce und Besiktas sowie einmal bei Bursaspor. Im Interview mit dem SID hat der Ex-Bundesliga-Coach nun über seine Türkei-Erfahrungen gesprochen und Mesut Özil gewarnt. Der ehemalige Arsenal-Profi wurde am vergangenen Mittwoch bei neuem neuen Arbeitgeber Fenerbahce Istanbul vorgestellt.
Die pompöse Präsentation des Neuzugangs, der bei dem Traditionsklub einen Dreieinhalbjahresvertrag unterschrieben hat, war nur ein Vorgeschmack auf das, was den früheren deutschen Nationalspieler ab sofort erwarten dürfte. Diese Meinung teilt offensichtlich auch Türkei-Experte Christoph Daum, der am eigenen Leib gespürt hat, wie schnell die Stimmung unter den türkischen Fans und Medien kippen kann: "Er wird, wenn die Leistung mal nicht stimmt, dermaßen unter der Gürtellinie angegriffen, das hat er selbst in schlimmsten Zeiten bei der deutschen Nationalelf nicht erlebt."



Aus Sicht Daums werde in der Türkei mit ganz anderen Bandagen gearbeitet. Mit Blick auf den "enormen Druck", der von den Anhängern und Medienvertretern ausgeht, erklärt der Fußballlehrer: "Manchmal kannst du tagelang nicht rausgehen, wenn du verloren hast. Das wird eine riesige Belastungsprobe."
Daum prophezeit Özil: "Da werden häufig zwei bis drei Leute auf seinen Füßen stehen."
Doch nicht nur abseits des Platzes muss sich der Fenerbahce-Neuzugang laut Daum in Acht nehmen, sondern auch in den Zweikämpfen auf dem grünen Rasen. Es werde für viele eine Herausforderung sein, Mesut Özil aus dem Spiel zu nehmen. Der Türkei-Kenner ist sich sicher: "Da werden häufig zwei bis drei Leute auf seinen Füßen stehen. Er wird sich da körperlich mehr wehren müssen, als er das jemals erlebt hat."
Schenkt man den Worten des früheren Leverkusen-Trainers Glauben, wird das Abenteuer Türkei für den 32-Jährigen alles andere als ein Spaziergang. Zumal Özil mit großen Vorschusslorbeeren und einem im Vergleich zu vielen anderen Süper-Lig-Profis gut dotierten Vertrag (Medienberichten zufolge soll sein Jahresgehalt bei fünf Millionen Euro liegen) in Istanbul empfangen wurde.