17. Oktober 2019 / 12:51 Uhr

Mesut Özil gibt Details preis: Diese Vorfälle führten zum Rücktritt aus der Nationalmannschaft

Mesut Özil gibt Details preis: Diese Vorfälle führten zum Rücktritt aus der Nationalmannschaft

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Mesut Özil bestritt 92 Länderspiele für Deutschland
Mesut Özil bestritt 92 Länderspiele für Deutschland © imago/Laci Perenyi
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Ärger über rassistische Anfeindungen, einen abgesagten Termin an seiner alten Schule und kurzfristig veränderte Werbekampagnen - Mesut Özil gibt einen Einblick in die Wochen vor seinem DFB-Rücktritt.

Mesut Özil hat Details zu den Gründen für seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft preisgegeben und führt seine Entscheidung auf eine ganze Reihe von Vorkommnissen zurück. Neben der aus seiner Sicht fehlenden Rückendeckung aus den Reihen des DFB nennt der Mittelfeldspieler des FC Arsenal in einem Interview mit dem Portal The Athletic weitere Punkte, die ihn tief getroffen hätten. Özil war schon vor der sportlich enttäuschenden Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Russland stark in die Kritik geraten, da er für ein gemeinsames Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan posiert hatte. Die Folgen nach und Reaktionen auf dieses Bild waren zahlreich.

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"Was mich am meisten verärgert hat, war die Reaktion der Schule, auf die ich einst in Gelsenkirchen ging. Ich habe sie immer unterstützt und wir hatten beschlossen, ein einjähriges Programm zusammen zu machen. Am Ende sollte ich an einer Zeremonie teilnehmen und alles Mitarbeiter und die Kinder treffen, von denen viele einen Migrationshintergrund haben", berichtet Özil: "Alles war geplant. Aber dann sagte die Schuldirektorin meinem Team, dass ich wegen des Aufsehens in den Medien und dem Aufstieg der AFD in der Stadt nicht kommen solle. Ich konnte das nicht glauben. Meine Heimatstadt, meine Schule. Ich habe ihnen meine Hand gereicht, aber sie gaben mir ihre nicht zurück. Ich habe mich nie so unwillkommen gefühlt."

Özil hatte sich zu dem Vorfall schon in seinem dreiteiligen Tweet geäußert, in dem er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündete. Die Leitung der Gesamtschule Berger Feld hatte sich anschließend gegen die Vorwürfe gewehrt und die Absage in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung mit Terminproblemen begründet. Man sehe Özil als ehemaligen Schüler und Förderer, nicht als politischen Menschen. Folglich sei er weiter an der Schule willkommen.

Der Ablauf der Özil-Erdogan-Affäre in Zitaten

Mesut Özil ist nach langem hin und her um sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan im Sommer 2018 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Doch wie hat sich die ganze Affäre eigentlich nochmal zugetragen? Der <b>SPORT</b>BUZZER rekonstruiert mit den wichtigsten Zitaten! Zur Galerie
Mesut Özil ist nach langem hin und her um sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan im Sommer 2018 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Doch wie hat sich die ganze Affäre eigentlich nochmal zugetragen? Der SPORTBUZZER rekonstruiert mit den wichtigsten Zitaten! ©

Neben der Terminabsage an der Schule geht Özil in dem aktuellen Interview aber noch auf weitere Situationen ein, die ihn auch heute noch verstimmen. Da sei das WM-Testspiel in Leverkusen gegen Saudi-Arabien (2:1) gewesen: Der Mittelfeldspieler lief in der Partie zwar nicht auf, dafür war Ilkay Gündogan dabei, der ebenfalls auf dem gemeinsamen Foto mit Erdogan posierte. "Wenn der Ball zu Ilkay kam, hat ihn ein Großteil des Stadions ausgebuht", sagt Özil und berichtet davon, wie sein Teamkollege von den Zuschauern zudem aufs Übelste beleidigt wurde.

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Özil mit Wortgefecht nach Südkorea-Spiel

Gleiches sei auch ihm selbst widerfahren. Als er nach dem 0:2 gegen Südkorea und dem WM-Aus vom Platz ging, sei er von den Rängen beschimpft worden. Tatsächlich hatte es nach der Partie ein Wortgefecht zwischen Özil und einigen Fans gegeben, beim dem DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke dazwischen gehen musste, um die Situation zu entschärfen. Bei Özil schien sich zu diesem Zeitpunkt schon reichlich Enttäuschung und Frustration angesammelt zu haben. Denn er berichtet von einer weiteren Situation.

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"Vor der Weltmeisterschaft sollte ich das Gesicht einiger Werbekampagnen sein, aber plötzlich wurde alles abgesagt und sie entfernten mich aus den Kampagnen", sagt Özil und wiederholte auch hier Vorwürfe, die er bereits in seiner Reihe der Rücktritts-Tweets erhoben hatte. Der frühere Bundesliga-Profi weiter: "Einige meiner deutschen Wohltätigkeitsorganisationen haben mich als Botschafter fallen gelassen und mir dazu geraten, mich von dem Foto zu distanzieren." Dies sei für ihn aber nie in Frage gekommen, wie Özil an einer anderen Stelle des Interviews, in dem er Deutschland zudem ein generelles Rassismus-Problem attestiert, betont.

Özil über Deutschland: Will weiter etwas zurückgeben

Özil im Rückblick: "Ich hätte mir die Dinge einfacher machen können, aber ich bin stark genug, um zu meinen Ansichten und Entscheidungen zu stehen. Ich bin kein Opportunist. Keine Karrierechance oder etwaiger Ruhm werden dies ändern." Dabei sagt der Ex-Nationalspieler aber auch, dass er die Verbindung zu seinem Geburtsland nicht abbrechen wolle. "Ich habe noch immer starke Verbindungen zu Deutschland und eine Marketing-Firma dort. Das heißt, ich schaffe Arbeitsplätze und zahle Millionen Euro an Steuern. ich hätte meine Interessen an einen anderen Ort verlagern können, aber ich wollte etwas zurückgeben und dies will ich weiter tun."

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