08. Juli 2018 / 12:33 Uhr

Rücktritts-Rat des Vaters: Was die Aussagen für die DFB-Karriere von Mesut Özil bedeuten

Rücktritts-Rat des Vaters: Was die Aussagen für die DFB-Karriere von Mesut Özil bedeuten

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Vater Mustafa Özil rät Mesut Özil zum DFB-Rücktritt - oben: Die DFB-Entscheider Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Reinhard Grindel
Vater Mustafa Özil rät Mesut Özil zum DFB-Rücktritt - oben: Die DFB-Entscheider Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Reinhard Grindel © 2017 Getty Images
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Mesut Özil schweigt, sein Vater Mustafa redet - und rät seinem Sohn zum Abschied aus der Nationalmannschaft. Das entscheidende Teil bei der Suche nach Antworten zu Özils DFB-Karriere? Nicht zwangsläufig. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist kompliziert.

In den sozialen Medien ist Mesut Özil auch in diesen Tagen aktiv. Es gibt Urlaubsfotos mit Freundin Amine, Bilder eines von ihm unterstützten Charity-Projekts, sein neues Arsenal-Trikot mit der Rückennummer "10". Fotos von der WM in Russland werden durch den neuen Input Stück für Stück nach hinten verdrängt. Dorthin, wo Özil wohl gern alles rund um das Turnier ablegen würde. Ab ins Archiv. Auf Nimmerwiedersehen. Da ist die sportliche Enttäuschung. Klar. Fast noch klarer: Da ist der bisher immer noch nicht wirklich aufgearbeitete Foto-Termin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und die bis heute köchelnde Debatte. Özil selbst schweigt dazu unverändert. Dafür äußerte sich nun sein Vater Mustafa - und rät seinem Sohn zum Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft.

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"Er muss das selbst entscheiden. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Schönen Dank, aber das war es! Dafür ist die Kränkung dann doch zu groß. Und wer weiß denn, was beim nächsten Spiel ist? An Mesuts Stelle würde ich zurücktreten. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung", sagt Mustafa Özil in einem ausführlichen Interview mit der Bild am Sonntag. Der Rat eines Vaters ist meist gewichtiger als der von Freunden, Mannschaftskameraden oder Schulterklopfern. Er kommt direkt aus der Familie und spiegelt damit eine Empfindung wieder, die sich oft kollektiv durch diesen engsten Kreis zieht. Ist Özils Abschied aus dem DFB-Team nach 92 Länderspielen und dem WM-Titel 2014 also besiegelt?

Verhältnis zwischen Mesut und Mustafa Özil ist kompliziert

Nicht unbedingt. Das Verhältnis zwischen Mesut und Mustafa Özil ist sehr kompliziert. "Im Augenblick ist es schwierig, aber ich bin sicher, dass wir uns bald wieder annähern werden. Derzeit liegt Mesuts Fokus ganz klar auf seiner Karriere, und das ist auch gut so. Aber egal wie: Er ist immer bei mir, immer in meinem Herzen", sagt Vater Özil der BamS. Zum Bruch zwischen den beiden war es 2013 gekommen. Bis dahin war das Duo nicht nur Vater und Sohn, es war auch Berater und Spieler. Dann lief manches schief. Mesut Özil selbst arbeitete die Situation selbst in seiner Biografie "Die Magie des Spiels" auf.

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Da ist von Vertragsgesprächen mit Real Madrid die Rede, in denen sein Vater "leider keinen so kühlen Kopf" bewahrte. Die Verlängerung platzte, Mesut Özil selbst ergriff die Initiative und wechselte nach einem Anruf bei Arsene Wenger zum FC Arsenal. Ein paar Monate später, so berichtet Mesut Özil, habe sein Vater nach einem "ganz schwierigen Gespräch" dann sein Twitter-Profil gelöscht und für den Verlust von Millionen-Followern gesorgt. Auch vor Gericht traf man sich - um die Vermittlungsprovision für einen Ausrüstervertrag zu klären. Kurzum: Mustafa und Mesut Özil scheinen äußerst unterschiedlich. Der Vater eher impulsiv, der Sohn eher zurückhaltend.

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Fraglich also, ob der Rat seines Vaters für Mesut Özil wirklich ein wichtiger Baustein bei den Überlegungen zu seiner weiteren DFB-Karriere ist. Kontakt gibt es selten. Hin und wieder eine SMS. Allerdings schreibt er in seiner Biografie auch, dass er den "gesamten Streit sehr bedauere." Özil: „Es ist ein trauriges Kapitel in einer sehr langen, sehr intakten und harmonischen Vater-Sohn-Beziehung, die die Grundlage dafür war, dass ich  als Fußballer überhaupt so weit gekommen bin.“ Das klingt versöhnlich. Und könnte am Ende dann doch entscheidender sein, als Özils Verhältnis zur Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff oder dem DFB.

Und: Wer sein derzeit wichtigster Berater ist, ließ Özil zuletzt durchblicken - in den sozialen Medien. Bei Instagram schrieb er zu einem Bild mit Freundin Amine: "Danke, dass Du immer für mich da bist. Du bringst mich zum Lächeln, selbst wenn meine Welt Kopf steht."