Wohin sich vor allem der VfL in nur 26 Jahren entwickelt hat – das letzte Heimspiel als Amateurliga-Mannschaft zeigt es. Es war ein Spiel gegen, eben, Holstein Kiel. Es stieg am 9. Mai 1992. Wolfsburg war praktisch schon in der Aufstiegsrunde, 6:0 ging die Partie aus. „Es gibt Tage, da bleibt man besser einfach im Bett“, schrieb damals die WAZ mit Blick auf die Kieler Vorstellung und mutmaßte Richtung Wolfsburg, dass wohl potenzielle Zuschauer lieber im Bett geblieben waren. Denn nur 810 wollten die Ehrung des Meisters erleben. Patrick Evers, ansonsten eher Ergänzungsspieler, schoss zwei Tore, Top-Torjäger und Ikone Siggi Reich auch, dazu trafen noch der inzwischen verstorbene langjährige Kapitän Olaf Ansorge und Bruno Akrapovic. Ein paar Wochen später war Wolfsburg in die 2. Liga aufgestiegen und kehrte nie mehr in den Amateurbereich zurück. Akrapovic übrigens war später mal Gegner in einem Schlüsselspiel – als es 1997 gegen Mainz um den Aufstieg in die Bundesliga ging.
VfL gegen Kiel – die Partie war nicht nur das letzte Wolfsburger Amateur-Ligaspiel. Sondern die Störche wurden auch einmal historisch gerupft. Es war einer der höchsten Wolfsburger Punktspiel-Heimsiege aller Zeiten am 19. Oktober 1986, als der VfL vor 700 Zuschauern am Elsterweg den KSV Holstein mit 9:1 zerlegte. „In den letzten 20 Jahren hat der VfL bestimmt nicht so hoch gewonnen“, war sich der Klub-Vorsitzende Hans-Peter Lorenz sicher. So einen hohen Ligasieg gab es danach nicht mehr. Aber vorher: Der VfL hat in den vergangenen Jahren seine Klub-Historie aufgearbeitet. Ein höherer Sieg lag mehr als 20 Jahre zurück: 1952/53 gab es in der Amateuroberliga Niedersachsen Ost ein 12:0 gegen Holzminden. Für die Zeit von der Klub-Gründung 1945 bis 1948 gibt es keine Statistiken.

„90 Minuten Tempofußball, Kombinationen aus dem Bilderbuch“, schrieb der damalige WAZ-Redakteur Bodo Krüger über das 9:1. Rechtsfuß Michael Geiger, der auch 1992 genau wie Ansorge, Mathias und Holger Fiebich sowie Frank Plagge noch dabei war, erinnert sich nur zu gut, denn: „Das war extrem hoch und ich kann mich nicht erinnern, dass ich in einem anderen Ligaspiel mal drei Tore erzielt habe.“ Gegen Kiel klappte es. Geiger, nach seiner VfL-Zeit noch zwölf Jahre Trainer beim VfB Fallersleben und beim SSV Vorsfelde, sagt schmunzelnd: „Ich erinnere mich auch deshalb gut, weil es das erste Heimspiel nach der Reamateurisierungs-Sperre für Waldenar Josef, Frank Plagge und mich war.“ Das Trio war vom damaligen Zweitligisten Eintracht Braunschweig zum VfL gewechselt.
Im ersten Heimspiel gab es das Feuerwerk. Geiger: „Das lag aber sicher nicht nur an uns dreien, denn wir hatten davor im Auswärtsspiel bei Arminia Hannover unseren ersten Einsatz. Und das Spiel ging 1:3 verloren.“ Trainer der bedauernswerten Kieler übrigens war Michael Lorkowski, der feststellte: „Meine Spieler werden das Ergebnis wohl erst glauben, wenn es in der Zeitung steht.“ Lorkowski wiederum holte 1992, während der VfL sich durch die Aufstiegsrunde in die 2. Liga vorarbeitete, den DFB-Pokal mit Hannover 96.
Fotos vom ersten Relegationsspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Eintracht Braunschweig
Vergangenheit. Die Zeiten sind andere, die Stadien werden voll, Kiel darf davon träumen, erster Bundesligist aus dem Bundesland Schleswig-Holstein zu werden, Wolfsburg will in seine 22. Bundesliga-Saison. Wird das klappen? Geiger vorsichtig: „Ich hoffe es!“



Übrigens: Es gab noch einen Vergleich zwischen dem VfL Wolfsburg und Holstein Kiel: Ein Freundschaftsspiel 2009 etwa. Und der VfL II maß sich auch schon um Punkte mit den Störchen.
[Anzeige] Kein Bundesliga-Spiel verpassen: Checke hier die aktuellen Streaming-Angebote von WOW/Sky und DAZN.