Es tut mir wirklich in der Seele weh. Wenn ich aus dem Fenster schaue, kann ich die Flutlichtmasten des Signal Iduna-Parks erkennen und trotzdem kann ich am Samstag nicht hin, wenn der BVB die Bayern empfängt. Ich darf nicht mal meinen Bruder treffen, da es die DFL-Statuten verbieten. Das ist natürlich traurig, aber aktuell nicht zu ändern.
Auch Kalle berichtete mir davon, wie schwer es aktuell ist, sich über die unfassbare Serie, die der FC Bayern hinlegt, überhaupt richtig zu freuen - ohne Zuschauer, ohne Fans macht es einfach weniger Spaß. Natürlich ändert das auch die Voraussetzungen für den deutschen Clasico. 80.000 Mann im Rücken zu haben, ist schon ein Vorteil. Wer einmal in diesem Stadion aufgelaufen ist, weiß, wie sehr einen diese Masse pushen kann. Ich erinnere mich beispielsweise an das 3:2 von Marco Reus gegen die Bayern vor zwei Jahren, als nach seinem Treffer fast das Dach wegflog. So etwas würde ich mir wieder wünschen …



Der FC Bayern hat eine Top-Einstellung
Viele behaupten ja, dass der Name „Clasico“ dem Duell zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Weiß aufgrund der jahrelangen Überlegenheit der Münchner gar nicht mehr gerecht wird – ich sehe das anders, denn es treffen immer noch die beiden besten deutschen Mannschaften der letzten Jahre aufeinander. Und wenn ein Klub die Phalanx der Bayern mal wieder durchbrechen kann, ist es noch immer der BVB. Nach zwei Aussetzern in Rom und Augsburg hat sich die Mannschaft gefangen, Lucien Favre ist es gelungen, defensive Stabilität reinzubringen. Er hat das gut gemacht, auch den Ausfall von Mats Hummels mit Axel Witsel als Innenverteidiger gut kompensiert, außerdem immer wieder rotiert bei den vielen Spielen aktuell.
Auch Hansi Flick hat zuletzt dem ein oder anderen mal eine Pause gegönnt, beispielsweise Robert Lewandowski. Doch egal in welcher Besetzung, die Bayern gewinnen einfach immer weiter. Bezeichnend für die Top-Einstellung dieser Truppe war für mich eine Szene beim 2:1-Sieg in Köln, als Thomas Müller kurz vor Schluss über den gesamten Platz nach hinten sprintete, grätschte, einen Einwurf rausholte – und sich darüber freute wie über ein Tor. Das zeigt seinen vorbildlichen Einsatz, das spricht für den Charakter des unbedingten Willens, der die Mannschaft seit Monaten auszeichnet.
Jadon Sancho hat sein Potenzial beim BVB in dieser Saison noch nicht ansatzweise abgerufen
Dennoch glaube ich, dass der BVB den Bayern wehtun kann. Vielleicht hat sich Jadon Sancho seinen Galaauftritt für diesen Tag aufgehoben – er hat sein Potenzial in dieser Saison ja noch nicht ansatzweise abgerufen. Im Gegenteil zu Erling Haaland, vor dem ganz sicher sogar die Bayern Respekt haben. Er hat diese Mentalität, die auch Müller auszeichnet: er gibt nie auf und will immer!
Dass mein Herz für den BVB schlägt ist bekannt, auch wenn ich natürlich zumindest mit einer Herzklappe bei meinem Bruder bin. Ich tippe auf ein hoffentlich spektakuläres 1:1 und werde das Spiel im heimischen Wohnzimmer verfolgen. Leider kann man auch dorthin ja momentan nur einen Bekannten einladen, was mich traurig stimmt – auch wenn ich mich natürlich trotzdem riesig auf diese Begegnung freue.