Schluss mit Theorie, nun ist Selbsterfahrung angesagt. In der Halle des SC Hainberg an der Bertha-von-Suttner Straße stellen die Kursteilnehmer beim Abschlussspiel ihr eigenes fußballerisches Können unter Beweis. „Ganz viel Praxis und Spiel“ seien Teil des Kurses, erklärt Lars Willmann vom SC Hainberg.
Einigen Teilnehmern sieht man an, dass sie nicht das erste Mal auf dem Platz stehen. So zum Beispiel Willard Gondo aus Simbabwe. Der 33-Jährige war in seiner Heimat Fußballprofi. „Seit ich zehn bin, war ich auf der Fußballschule“, erzählt Gondo.
Auch in Göttingen ist er dem Fußball treu geblieben: Er spielt in der zweiten Mannschaft des SC Hainberg. Und auch als Co-Trainer der D1-Jugend des SC ist er bereits aktiv.
Bei dem Kurs geht es ihm nicht nur um den Sport: „Ich lerne die Sprache durch den Fußball“, erzählt Gondo. Er sehe das Angebot als Teil seiner Integration. Natürlich wolle er aber auch auf sein Wissen in Sachen Fußball aufbauen und im Sport weiterkommen. „Stück für Stück“, wie er sagt.
Willmann bescheinigt ihm gute Fortschritte: „Man merkt, dass er fußballerisch weit ist, vom Kopf her.“ Zudem sei Gondo taktisch gut ausgebildet. „Er vermittelt sein Wissen gern“, sagt Willmann außerdem. Gute Voraussetzungen für eine Trainer-Tätigkeit.
Trainerkurs für Flüchtlinge
Ein weiterer Teilnehmer des Kurses ist der 30-Jährige Recep. Er stammt aus der Türkei und spielt ebenfalls Fußball seit er Kind ist. Fußball sei immer ein Teil seines Lebens gewesen. „Ich habe nach Optionen geschaut, auf dem Fußballplatz zu sein“, sagt er. So sei er auf den Kurs aufmerksam geworden. „Es war eine gute Möglichkeit“, so der 30-Jährige.
Mit dem Zertifikat, das die Kursteilnehmer am Ende bekommen, können sie zum Beispiel Co-Trainer für Jugendmannschaften werden, erklärt Willmann. Der Inhalt des viertägigen Kurses entspreche in etwa dem eines Kurses zum Junioren-Coach. Angeboten wird er vom NFV und unterstützt vom Landessportbund mit Mitteln des Bundesprogramms „Integration durch Sport“.
„Die Hoffnung ist, die Flüchtlinge in die Vereinsstrukturen zu integrieren“, sagt Willmann. Der Kurs verfolge auch die Frage, was man als Trainer leisten muss.
Ein weiterer Traum von Willmann: Einige der Flüchtlinge sollen mit deutschen Spielern in der „Bunten Liga“ spielen. Dort werde ohne Schiedsrichter gespielt, im Vordergrund stehe für die Fußballer die Spielfreude. Die Freude am Spiel ist es auch, die die Teilnehmer beim Kurs antreibt. Etwas zu tun zu haben, darum geht es. „Ich bin glücklich, weil ich aktiv bin“, erklärt Gondo.



Von Finn Lieske
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