21. Oktober 2022 / 12:03 Uhr

MLS, PSG, Portugal, Karriereende & Co.: Die Optionen von Cristiano Ronaldo im Check

MLS, PSG, Portugal, Karriereende & Co.: Die Optionen von Cristiano Ronaldo im Check

Tom Vaagt
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Wie geht es für den bei Manchester United suspendierten Cristiano Ronaldo weiter?
Wie geht es für den bei Manchester United suspendierten Cristiano Ronaldo weiter? © IMAGO / Shutterstock (Montage)
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Die Liaison zwischen Cristiano Ronaldo und Manchester United hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ist die Zeit des Superstars bei den "Red Devils" nach seiner Suspendierung endgültig abgelaufen? Welche Optionen hat "CR7" überhaupt? Der SPORTBUZZER macht den Check. 

Was als Fußball-Romanze vorgesehen war, hat sich längst zu einem Horror-Schocker entwickelt: Als Cristiano Ronaldo im Sommer 2021 von Juventus Turin zu Manchester United zurückkehrte, entfuhr so manchem Beobachter ein beseelter Seufzer. Der fünfmalige Weltfußballer spielte ab sofort wieder für den Klub, bei dem ihm als Teenager einst der große Durchbruch gelungen war. Eine vermeintlich traumhafte Liaison. Inzwischen ist jedoch klar: Statt eines liebevollen Miteinanders führen Verein und Superstar eine toxische Beziehung, bei der es eigentlich nicht mehr viel zu kitten gibt.

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Schon die vergangene Saison verlief turbulent, Ronaldo erzielte dennoch beachtliche 18 Tore in 30 Premier-League-Einsätzen. Für die Champions-League-Qualifikation genügte es aber nicht - und so drängte der Stürmer im vergangenen Sommer auf einen Wechsel. Problem: Kein adäquater Arbeitgeber zeigte Interesse, United wollte "CR7" eigentlich auch nicht ziehen lassen. So ging es als Zweckgemeinschaft in die laufende Spielzeit - und seitdem immer weiter bergab. Vorläufiger Tiefpunkt: Bankdrücker Ronaldo verließ beim 2:0 am Mittwoch gegen Tottenham Hotspur noch vor Abpfiff das Stadion, soll sogar seine Einwechslung verweigert haben. Folge: Für die Partie am Samstag gegen den FC Chelsea suspendierten die "Red Devils" den 37-Jährigen.

Via Instagram deutete Ronaldo in der Folge zumindest ein wenig Reue an. Klar ist aber auch, dass es unter der derzeitigen Konstellation mit Trainer Erik ten Hag wohl keine Erfolgsgeschichte in Manchester mehr werden wird. Was also tun? Ronaldo-Berater Jorge Mendes tingelte bereits vor der Saison von Top-Klub zu Top-Klub, um den Vereinen eine Verpflichtung seines Klienten schmackhaft zu machen - vergeblich. Hat sich die Situation nun verändert? Wechselt Ronaldo im Winter? Oder nach Vertragsende im kommenden Sommer? Ist auch ein Karriereende eine Alternative? Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschlands (RND), checkt Ronaldos Optionen.

Wechsel innerhalb der Premier League

Spätestens nach Ronaldos Frust-Abgang gegen die Spurs dürfte jedem Klub klar sein, dass man sich mit Ronaldo nicht nur eine gewisse sportliche Qualität, sondern auch eine tickende Zeitbombe ins Boot holen würde. Entsprechen Einsatzzeiten & Co. seinem Selbstverständnis, ist alles gut. Sieht Ronaldo sich nicht gewürdigt, wird es schwierig. Gerade in der Premier League, mit ihrer hohen Leistungsdichte an der Spitze und dem immensen Tempo, ist dem bald 38-Jährigen aber wohl bei keinem Top-Klub ein Stammplatz garantiert. Von den englischen Branchenführern käme vielleicht noch der FC Chelsea, der bereits im vergangenen Sommer mit Mendes sprach, für eine Verpflichtung in Frage. Doch auch die Londoner wissen: Kommt Ronaldo, verändert sich das Mannschaftsgefüge. Ein Wechsel innerhalb der Premier League scheint also mehr als fraglich.

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Wechsel zu Paris Saint-Germain

Für manchen Beobachter dürfte dieser Gedanke durchaus Charme haben: Ronaldo an der Seite von Kylian Mbappé, Neymar und vor allem Lionel Messi. Über viele Jahre duellierten sich der Argentinier und Ronaldo um den Titel des besten Fußballers des Planeten, würden sie auf der Zielgeraden ihrer Karrieren das gleiche Trikot tragen - eine reizvolle Vorstellung. Das Gehalt des Portugiesen wäre für die steinreichen Franzosen ebenfalls kein Thema, auch aus Marketing-Gesichtspunkten könnte ein Deal Sinn ergeben. Aber: Die PSG-Offensive ist üppig besetzt. Für Ronaldo ist da eigentlich kein Platz. Und: Die zahlreichen besonderen Charaktere im Klub halten die Verantwortlichen schon jetzt mächtig auf Trab, Ronaldo und sein unbestrittenes Ego dürften für weitere Turbulenzen sorgen. Ein Risiko, das der Klub angesichts des angestrebten Champions-League-Triumphes kaum eingehen wird.

Wechsel in die nordamerikanische MLS

Für die MLS könnte eine Verpflichtung Ronaldos durchaus Sinn ergeben. Sportlich würde er trotz der beachtlichen Entwicklung der Liga in den vergangenen Jahren sicherlich noch immer zu den herausragenden Spielern gehören. Fast noch wichtiger: Die WM 2026 findet in den USA, Kanada und Mexiko statt. Ronaldo könnte zumindest in den nächsten ein oder zwei Jahren noch als Zugpferd fungieren und die öffentliche Wahrnehmung des Fußballs in Nordamerika weiter erhöhen. Dank Ausnahmeregelungen in der MLS-Gehaltsstruktur und dem zu erwartenden Sponsoreninteresse dürfte auch das Salär des Superstars zu stemmen sein. Problem: Ronaldo müsste sich aus Europa und damit wohl auch endgültig von seiner geliebten Champions League verabschieden. Auf der anderen Seite könnten sich für ihn in den USA auch neue Geschäftsfelder für die Zeit nach der Karriere ergeben.

Wechsel nach Katar oder Saudi-Arabien

Ronaldo wäre nicht der erste Superstar, der seine Karriere in der Wüste ausklingen lassen würde. Bei der anstehenden Weltmeisterschaft in Katar (20. November bis 18. Dezember) könnte sich der portugiesische Nationalspieler schon einmal einen Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort machen. Zahlungskräftig sind die Klubs in Katar und Saudi-Arabien allemal - doch will sich Ronaldo in einer international bestenfalls zweitklassigen Liga verabschieden? Zumal er hierfür Europa und die Champions League hinter sich lassen müsste. Katars Liga-Boss Ahmed Khellil Abbassi hatte in einem RND-Interview zuletzt zudem betont, dass man künftig vor allem auf Talente als auf alternde Stars setzen wolle.

Wechsel in die Bundesliga

Kurz und knapp: Ein Wechsel des Superstars in die Bundesliga ist ausgeschlossen. Der FC Bayern und Borussia Dortmund, die als einzige Klubs unter gewissen Umständen für "CR7" in Frage kommen könnten, winkten schon im vergangenen Sommer ab. Nach den jüngsten Eskapaden Ronaldos dürfte die Bereitschaft, sich den Stürmer in die Mannschaft zu holen, kaum gestiegen sein.

Wechsel nach Portugal

Hier käme wieder ein wenig Fußball-Romantik ins Spiel. Bei Sporting Lissabon startete Ronaldo einst seine Karriere, mit einer Rückkehr zu seinem Jugendklub könnte sich also ein Kreis schließen. Doch auch hier gilt: Bereits im vergangenen Sommer kam ein Transfer nicht zu Stande. Angeblich soll der aktuelle Sporting-Trainer Ruben Amorim sogar mit seinem Rücktritt gedroht haben, sollte Ronaldo gegen seinen Willen verpflichtet werden. Der Coach ist auch heute noch im Amt. Einen "CR7"-Wechsel zum FC Porto oder Benfica Lissabon, den beiden Sporting-Erzrivalen, ist schwer vorstellbar.

Verbleib bei Manchester United

Was angesichts der letzten Entwicklungen zunächst unwahrscheinlich erscheint, ist - zumindest bis zum Vertragsende im kommenden Sommer - Ronaldos naheliegendste, weil vielleicht einzige, Alternative. Um zumindest noch auf ein paar Einsatzzeiten zu kommen, müsste sich der Portugiese aber wohl zunächst mit ten Hag zusammenraufen und sich künftig als Teamplayer präsentieren. Dass er dazu durchaus in der Lage ist, hat Ronaldo in der Vergangenheit bewiesen. Nachdem er im Finale der EM 2016 nach 25 Minuten verletzt vom Platz musste, "coachte" er seine Kollegen von der Seitenlinie aus zum Titel. Versteht sich Ronaldo bei United künftig als Mentor für jüngere Spieler, der zuweilen auch auf dem Platz noch helfen kann, könnte die Episode bei den "Red Devils" sogar noch ein gutes Ende nehmen.


Karriereende

Schwer vorstellbar, dass sich Ronaldo unter den derzeitigen Umständen von der Fußball-Bühne verabschieden will. Sollte allerdings keine der genannten Optionen umsetzbar sein, ist wohl nicht ausgeschlossen, dass ein ganz Großer seines Sports im kommenden Sommer traurig abtritt. Ein solches Ende wäre bitter für Ronaldo - und den gesamten Fußball.

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