Ist der Frust über das verlorene Pokalfinale schon verflogen?
Natürlich bin ich enttäuscht und muss das auch erst mal richtig verarbeiten. Wir waren so nah dran, da ist die Niederlage schon bitter. Aber es überwiegt eigentlich der Stolz, dass wir so weit gekommen sind und ein tolles Finale abgeliefert haben.
Das Spiel war ein unglaubliches Hin und Her mit dem Höhepunkt Elfmeterschießen als Abschluss. Wie haben Sie das alles wahrgenommen?
Ehrlich gesagt, war ich eigentlich die ganze Zeit über sehr ruhig und fokussiert. Ich war komplett im Spielmodus und wir wussten ja auch, dass es eine ganz schwere Aufgabe werden würde. Wolfsburg hat eine herausragende Mannschaft mit erstklassigen Spielerinnen.
DFB-Pokalfinale 2020: VfL Wolfsburg - SGS Essen
Wie war die Gefühlslage nach dem Schlusspfiff?
Wir haben relativ lange auf dem Platz zusammengestanden, einen Kreis gebildet und uns getröstet. Später haben wir dann aber auch noch zusammen gefeiert. Das haben wir uns trotz der Niederlage verdient. Wir haben als Team eine gute Saison und ein starkes Finale gespielt und ich bin sehr dankbar, dass ich dabei sein konnte.
Wie lange ging’s?
Viel geschlafen haben wir nicht ... (lacht)
Haben Sie sich das Spiel im Nachhinein noch mal angeschaut?
Ich habe es mir direkt in der Nacht noch angeschaut. Von 4 bis 6 Uhr morgens.
Wie bitte?
Ich brauche das für mich. Ich bin ein sehr analytischer Typ. Auch bei einem normalen Ligaspiel analysiere ich am liebsten noch einige Szenen direkt nach dem Abpfiff mit meinem Torwarttrainer. Aber ich werde mir das Finale noch einmal ganz in Ruhe ansehen. Das hilft bei der Verarbeitung.
Ein Pokalfinale mit sechs Toren plus Elfmeterschießen – und das alles ohne Zuschauer. Wie bitter war das?
Es ist schon sehr schade, wenn man in seiner Karriere in einem Finale steht und dann fehlt diese besondere Atmosphäre. Es ist kein Fan da, niemand aus der Familie, das war schon merkwürdig. Aber natürlich sind wir sehr froh, dass wir in dieser schwierigen Corona-Zeit überhaupt spielen konnten.
Und nach dem Schlusspfiff konnte der Fan nichts mehr sehen, weil die ARD die Übertragung abgebrochen hat. Was sagen Sie dazu?
Das geht gar nicht, das muss ich deutlich sagen. Auch im Vorfeld wurde nichts gezeigt. Man hätte die Teams vorstellen können und deren Weg ins Finale. Bei den Männern gibt es Vorberichte, die dauern eine Stunde oder länger. Das verlange ich ja nicht, aber es wäre eine tolle Plattform gewesen, um unseren Sport mehr in den Fokus zu rücken. Das Interesse war da, schließlich haben über 2,5 Millionen Zuschauer das Spiel gesehen. Ich finde es sehr schade, dass einfach abgebrochen wurde.



Wie geht es jetzt weiter?
Ich habe jetzt etwas mehr als zwei Wochen frei, bin bei meiner Familie in Hannover. Dann beginnt schon wieder die Vorbereitung auf die neue Saison, die im September starten soll. Ich freue mich jetzt darauf, ein bisschen durchzuatmen. Allerdings muss ich auch für mein Mathematikstudium arbeiten.
Sind Sie eigentlich noch oft in Ihrer Heimat Burgdorf?
Es ist nicht ganz einfach. Ich habe viele Termine in der Bundesliga und auch beim DFB. Daher kommen meine Eltern häufiger mal ins Ruhrgebiet. Aber ich bin immer gerne in meiner Heimat und fühle mich hier nach wie vor auch zu Hause.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft – außer ein Pokalfinale zu gewinnen?
Ich bin gerade nach einer langen Verletzungspause wieder fit, deshalb wünsche ich mir vor allem Gesundheit. Ich möchte mich als Spielerin in der Bundesliga etablieren. Wir haben eine herausfordernde Saison vor uns, bekommen viele neue, junge Spielerinnen. Denen möchte ich helfen, sich möglichst schnell zu integrieren. Nächstes Jahr ist zudem die U20-Weltmeisterschaft in Costa Rica und Panama, da wäre ich gerne dabei.
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