„Ganz ehrlich?“, sagt Martin Albrecht und muss schlucken. „Das Training fehlt mir gar nicht so, aber die Jungs fehlen mir.“ Das sei der Auslöser dafür gewesen, dass sich Handball-Trainer des Hannoverschen SC überlegt haben, wie sie den Kontakt trotz des Sportverbots aufrecht erhalten und die Kinder zugleich fit halten können. Die Antwort: eine Wir-lieben-Handball-trotz-Corona-Challenge. Dahinter steckt eine Botschaft: Das Leben geht weiter. Verändern sich die Rahmenbedingungen, passen wir uns eben an.
"Komm, wir machen etwas Eigenes"
Zunächst hatten Albrecht, Benjamin Endorf, Steffen Knipping, Nicole Nürnberger-Dietzsch und Michael Math Links für Youtube-Videos an die knapp 60 Neun- bis Zehnjährigen verschickt, die infolge der Corona-Pandemie die Zeit ja größtenteils daheim totschlagen müssen. „Und dann haben wir gesagt, komm, wir machen etwas Eigenes“, erzählt Albrecht. Und seitdem sehen sie sich wieder – sogar häufiger als zuvor, nur auf andere Art und Weise.



Die Trainer teilen sich auf, Albrecht übernimmt die erste Trainingswoche. Ob der Nachwuchs laufen geht, soll dieser selbst entscheiden. Dennoch gibt es einmal in der Woche einen Trainingsplan und darüber hinaus täglich eine Aufgabe, die die jungen Handballer erledigen und freilich mit dem Handy festhalten müssen.
Die Challenge (zu Deutsch: Herausforderung) wird morgens in einer Whatsapp-Gruppe gepostet, die Bewältigung ebenfalls. Vom Seilspringen, über die Stabilisation des Körpers, Verletzungsprophylaxe, bis hin zum Handling des Balles – an Anregungen und Ideen mangelt es nicht.

Auszüge der Aufgaben: Der Handball muss auf der Wurfhand getippt werden, wechselnd auf der Handfläche und dem Handrücken. Zwei Tennisbälle, im Zweifel gehen auch Orangen oder Äpfel, werden fallen gelassen und jeweils abwechselnd mit der linken und rechten Hand gefangen.
"Ihr dürft natürlich trotzdem angeben"
Einem Spieler wird ein Hacky-Sack zugeworfen und erst, während dieser in der Luft ist, gesagt, mit welcher Hand der Ball gefangen werden darf. Während mit der einen Hand ein Tuch hin- und hergewedelt wird, muss mit der anderen Hand ein Tennisball gefangen werden – mit häufigen Handwechseln versteht sich.
Anstrengende Aufgaben waren ebenfalls dabei: Auf einem Bein stehend einen Handball fangen, zum Beispiel, Seilspringen in verschiedenen Ausführungen, oder während einer Liegestütze abwechselnd mit dem Knie die Ellenbogen berühren. „Es zählt nicht die beste Leistung – aber ihr dürft natürlich trotzdem angeben“, sagen die Trainer.

Es wird geschwitzt, probiert, gelacht. Die Spieler sind beschäftigt und halten das Training aufrecht – die Trainer können sie täglich sehen. Albrecht schont sich selbst nicht, zumal er von seinem Sohn zu hören bekommt: „Papa, die Übungen machen viel mehr Spaß, wenn du dabei bist.“ Er mimt den Vorturner, „damit die Jungs etwas haben, worüber sie sich schlapplachen können“.
Und wenn Tag X, also der Tag, an dem sie sich endlich wieder in die Arme schließen können, gekommen ist, wollen die HSC-Trainer eine große Party schmeißen – und die Sieger auszeichnen. Die Vorfreude steigt. Von Tag zu Tag. Mit jeder Challenge.
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