Das war ein spannender Auftakt in die neue Formel-1-Saison. In Bahrain dominierte Max Verstappen im Red Bull das komplette Renn-Wochenende - und am Ende hieß der Sieger doch wieder Lewis Hamilton. Die Kombination aus dem siebenfachen Weltmeister und dem in den vergangenen Jahren dominierenden Mercedes-Team scheint damit auch in diesem Jahr wieder diejenige zu sein, die es zu schlagen gilt, um sich zum Champion zu krönen, oder nicht?
Der SPORTBUZZER hat dem ehemaligen Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug unter anderem diese These vorlegt - und noch vier weitere. So bewertet der 68-Jährige, der die Karrieren der jeweiligen siebenmaligen (Rekord-) Weltmeister Hamilton und Michael Schumacher von Beginn an begleitet hat, unter anderem auch das Debüt von Mick Schumacher, der als amtierender Formel-2-Weltmeister beim Bahrain-GP am Sonntag seine ersten Runden in einem Formel-1-Auto gedreht hat - und sich dabei respektabel schlug.
Zudem geht es um die schlechte Mercedes-Performance bei den Vorsaison-Tests, das verkorkste Wochenende von Sebastian Vettel und die Rückkehr von Mercedes als Motoren-Partner von McLaren. Einer Kombination, zu der Haug eine besondere Beziehung hat: Mit ihr gewann er 1998 den Konstrukteurs-Titel und drei Fahrer-Weltmeisterschaften (1998, 1999, 2008). Ab sofort zum Ende eines jeden Monats der neuen F1-Saison - fünf Thesen zum Renn-Monat, diskutiert von Norbert Haug.
These 1: Mercedes hat bei den Tests nur geblufft
Haug: "Ganz sicher nicht. Bluffen macht nur Sinn, wenn ein Team sich technisch gesehen eines ganz klaren Vorsprungs sicher ist, und das war bei Mercedes diesmal garantiert nicht der Fall. Bewundernswert ist und für die Qualität der Mannschaft spricht vielmehr die so deutliche Leistungssteigerung zwischen Bahrain-Test und Bahrain-Rennen."
These 2: Sebastian Vettel hat das Pech immer noch gepachtet
Haug: "Auch ein Fahrer ist natürlich seines Glückes Schmied. Fehler, wie der Auffahrunfall im Rennen sollten einem vierfachen Weltmeister keineswegs passieren. Ein Neuling würde dafür heftig kritisiert werden, und wenn Sebastian diese Kritik nicht akzeptiert, steht er seiner eigenen Leistungssteigerung im Weg."
These 3: Mick Schumacher hat sich bei seinem Debüt ordentlich geschlagen
Haug: "Ja, das hat er. Sein Dreher zu Beginn war unnötig, aber gehört zum Lernprozess und Mick wird das Gelernte beherzigen. Er braucht Zeit, er hat das schwächste Auto im Feld, aber Mick ist ein schneller Lerner, im wahrsten Sinne beider Worte."
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These 4: McLaren und Mercedes gehören einfach zusammen
Haug: "Das unterstreiche ich gerne dreimal. Die gemeinsame erfolgreiche Historie von McLaren und Mercedes verpflichtet, und ich bin sicher, das Team ist auf dem richtigen Weg. Fokussiert und unaufgeregt. Andreas Seidl ist ein Glücksfall für McLaren und die Partnerschaft mit Mercedes, aber auch ein klasse Teamchef steht ohne fähiges Team auf verlorenem Posten."
These 5: Um Lewis Hamilton zu schlagen, braucht es mehr als nur ein gutes Auto
Haug: "Allerdings. Besser als am letzten Wochenende kann ein Mehrfach-Weltmeister wie Lewis Hamilton seine Klasse nicht zeigen. Rennsiege sind stets Teamplay, aber in Bahrain war der Lewis-Anteil ganz herausragend. Ich bezweifle, dass ein anderer Fahrer im Feld diese kalkulierte Gewitztheit und dieses unter allergrößtem Druck cool vorgetragene Können im Repertoire gehabt hätte, aber das ist meine subjektive und nicht faktenbelegte Einschätzung."