03. Dezember 2022 / 08:23 Uhr

Neuer bekennt sich, Müller zögert, Gündogan nachdenklich: Was das WM-Aus für die DFB-Routiniers bedeutet

Neuer bekennt sich, Müller zögert, Gündogan nachdenklich: Was das WM-Aus für die DFB-Routiniers bedeutet

Patrick Strasser
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Manuel Neuer (v.l.) hat sich nach dem WM-Aus zum DFB-Team bekannt, Thomas Müller hingegen zögerte damit, während sich Ilkay Gündogan nachdenklich zeigte.
Manuel Neuer (v.l.) hat sich nach dem WM-Aus zum DFB-Team bekannt, Thomas Müller hingegen zögerte damit, während sich Ilkay Gündogan nachdenklich zeigte. © IMAGO/Nordphoto/Ulmer Teamfoto/Sports Press Photo (Montage)
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Wie viel Umbruch gibt es bei der deutschen Nationalmannschaft nach dem blamablen WM-Aus in Katar? Von den Routiniers hat sich bislang einzig Manuel Neuer klar zur Fortsetzung seiner DFB-Karriere bekannt. Thomas Müller zögert, Ilkay Gündogan gibt sich nachdenklich.

Mit seinem 19. WM-Spiel hat Manuel Neuer Geschichte geschrieben. Er ist im ewigen Ranking nun Rekord-Torhüter aller Weltmeisterschaften. Diese Bestmarke, mit der er Brasiliens Claudio Taffarel sowie Sepp Maier (je 18 WM-Spiele) abgelöst hat, wird ihn, den so ehrgeizigen Kapitän der deutschen Nationalelf, nicht glücklich machen. Wieder zwei Gegentore, fünf insgesamt. Wieder hielt Neuer seine Mannschaft mit einer Weltklasse-Parade im Spiel – und erneut sah er dann schlecht aus, als Costa Rica auf 1:1 und 2:1 stellte.

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Mit diesem nutzlosen 4:2-Erfolg und dem damit verbundenen Vorrunden-Aus will der 36-Jährige seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft nicht beenden. Ein Rücktritt kommt für ihn nicht infrage. "Solange ich eingeladen werde und meine Leistung zeige, kann ich das ausschließen", sagte Neuer. Alles keine Überraschung. Neuer sieht sich nicht im Körper eines 36-Jährigen, will all die verlorene Zeit aufgrund seiner diversen Verletzungen dranhängen, den Herbst seiner Karriere strecken. Im Vorfeld der WM hatte der Kapitän des FC Bayern München wegen einer Schultereckgelenkprellung sieben Pflichtspiele der Münchner verpasst, erst Anfang November – und damit rechtzeitig zum Turnier in Katar – sein Comeback feiern können.

Laut transfermarkt.de kommt Neuer auf insgesamt 25 Verletzungen und musste so 105 Spiele – oder knapp zwei Jahre – verletzungsbedingt aussetzen. Sein Vertrag bei Bayern wurde bis 2024 verlängert, wohl deshalb hat er die Heim-EM als vielleicht letzten Höhepunkt im DFB-Trikot im Visier. Fragt sich nur, was Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, seit Jahren als Nummer zwei Neuers Stellvertreter, aber mit 30 Jahren auch nicht mehr der Jüngste, macht, falls Neuer die Nummer eins bleibt. Denn unter einem Bundestrainer Hansi Flick wäre dies der Fall. Würde ter Stegen (30 Länderspieleinsätze) noch bis nach der EM 2024 warten, um Neuer zu beerben?

Auch Thomas Müller (33) machte in Al-Khor sein 19. WM-Spiel, damit liegt er wie Neuer nur ein Spiel hinter Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm, die alle gemeinsam 2014 in Rio Weltmeister wurden. Anders als der Torhüter äußerte sich Müller nicht so klar, was seine Zukunftsgedanken betrifft. Unmittelbar nach Abpfiff des Spiels hatte er in der ARD seinen Abschied mit einer Rede an die Fans angedeutet.

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"Ich habe in jedem Spiel versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen, allen Einsatz geliefert. Ich habe es mit Liebe getan. Es war ein enormer Genuss. Liebe Leute, vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt." Später, nach dem Duschen, klang Müller nach seinem 121. Länderspiel (44 Tore) etwas zurückhaltender: "Was die Zukunft betrifft, werde ich mir die nötige Zeit geben und ein paar Tage nachdenken." Er werde sich mit seiner Frau Lisa und Flick besprechen, "dann dazu konkret äußern".

Jamal Musiala würde Müllers Abschied aus dem DFB-Team bedauern, weil der ihm als Mentor so viel geholfen habe. Es wäre "traurig für uns alle, für ganz Deutschland", sagte der 19-Jährige. Für Joshua Kimmich ist Müller (sein Vertrag bei Bayern läuft bis 2024) immer noch "auf allerhöchstem Niveau unterwegs". Dennoch ist die Tendenz klar: Müller nimmt sich bald mehr Zeit für seine Pferde und Hunde.

Ilkay Gündogan (32), dessen Vertrag bei Manchester City im Sommer ausläuft, zeigte sich am Abend des Scheiterns nachdenklich. Nach dem Spiel gegen Costa Rica sagte er über einen möglichen Rücktritt aus der Nationalmannschaft: "Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, ich wollte mich nur auf das Turnier konzentrieren. Ich weiß es nicht, der Frust überwiegt." Seine DFB-Karriere wird er nach 66 Länderspielen (17 Tore) davon abhängig machen, ob Flick bleibt – und falls nicht, wer der Nachfolger wird. Nach dem Aus bei der EM 2021 wollte Gündogan bereits zurücktreten, Flick überzeugte ihn vom Gegenteil.

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