Pirmin Schwegler trifft nicht oft - in 289 Spielen in der 1. und 2. Bundesliga kam das nur siebenmal vor. Der 32-jährige Mittelfeldstratege, der bis zur vergangenen Saison noch für Hannover 96 auflief, ist eher ein Mann für die unauffälligen, aber wichtigen Momente. Umso auffälliger war deshalb sein Freistoßtreffer im Dress der Western Sydney Wanderers am Freitag, aus knapp 20 Metern landete sein abgefälschter Schuss mit etwas Glück im Tor.
Ein Glücksgefühl, das er auch in Australien, wo er seit August 2019 kickt, zum ersten Mal erlebte. Auch sonst glänzte Schwegler beim 5:2 seiner Wanderers gegen Adelaide United, bereitete unter anderem das zwischenzeitliche 4:2 mit einem herrlichen Diagonalball auf Mitchell Duke vor.
Müller und Schwegler auch nach dem Babbel-Aus gesetzt
Schwegler ist nicht der einzige Ex-96-Profi, der in Sydney sein Glück zu finden scheint. Auch Nicolai Müller, der in der vergangenen Spielzeit für ein halbes Jahr als Leihgabe nach Hannover kam, war beim 5:2 unter den Torschützen. Das erfahrene Duo konnte den Abstieg der Roten aus der Bundesliga nicht verhindern - und suchte im Sommer eine neue Herausforderung. Beide zog es schließlich in die australische Metropole zu den Wanderers, wo mit Markus Babbel ein deutscher Trainer die Geschicke leitete.
Babbel ist mittlerweile Geschichte in Sydney, wegen Erfolglosigkeit wurde der 47-Jährige Ende Januar entlassen. Müller und Schwegler schadete das keineswegs, die beiden 32.-jährigen Routiniers sind nach wie vor gesetzt bei den Wanderers. Die Bilanz: Müller stand in 14 von 17 Spielen auf dem Platz und steuerte fünf Tore und zwei Assists bei, Schwegler traf in 16 Spielen einmal und legte zweimal auf.
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Deprimierender Start für Müller
Dabei lief der Start in Sydney besonders für Müller eher frustrierend. Die ersten drei Saisonspiele gewannen die Wanderers, erst dann stieß der Stürmer zum Team - das mit ihm in der Folge nur zwei Punkte aus sieben Spielen holte. "Das war deprimierend", sagte Müller der Süddeutschen Zeitung. Inzwischen hat der Tabellenachte der A-League sein Tief aber überstanden, aus den letzten drei Spielen gab es unter dem neuen Coach Jean-Paul de Marigny sieben Punkte.
Für Müller hat sich der Wechsel auch privat ausgezahlt, wie er der SZ verriet: "Ich bin meistens um 13, 14 Uhr zu Hause und habe den ganzen Nachmittag vor mir." So bleibe mehr Zeit für die Familie, in der Stadt werde er außerdem kaum erkannt - ein weiterer positiver Nebeneffekt des Lebens in "Down Under".



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Buschbrände ein bedrückendes Erlebnis
Eine bedrückende Erfahrung für das Ex-96-Duo waren dagegen die Buschbrände in Australien, die im Januar wochenlang das Geschehen im Land bestimmten. „Man bekommt das hier natürlich viel intensiver mit. Wie sehr die Natur leidet, dass all die Tiere sterben und die Menschen vieles verloren haben“, sagte Schwegler dem SPORTBUZZER Mitte Januar.
Direkt betroffen waren Müller und Schwegler in Sydney nicht, mitbekommen habe man die Brände aber schon. "Man merkt es ab und zu, wenn man durch die Stadt geht und die Straßen verraucht sind", berichtete Müller. "Es ist natürlich nicht gerade gesund, das einzuatmen."
Mittlerweile hat es geradezu sintflutartig geregnet, die Brände haben zwar großen Schaden angerichtet, sind aber immerhin größtenteils gelöscht. Das freut mit Sicherheit auch Müller und Schwegler, für die es in den kommenden Monaten wieder um - im Gegensatz dazu - völlig Banales geht: Den Klassenerhalt in der A-League.