Am ablösefreien Transfer von Innenverteidiger Niklas Süle vom deutschen Branchenprimus FC Bayern München zu Dauerrivale Borussia Dortmund schieden sich im vergangenen Sommer die Geister. Ein Rückschritt? Verwechselt? Die Antwort lieferte Süle wie man es im Fußball so schön sagt auf dem Platz: Denn am Samstag (18.30 Uhr, Sky) kehrt der 27-Jährige als Bundesliga-Spitzenreiter und in der Pole Position im Rennen um die deutsche Meisterschaft erstmals an seine alte Wirkungsstätte zurück. Als Stammspieler und Erfolgsgarant im BVB-Ensemble arbeitete er bislang erfolgsversprechend mit daran, seinen Ex-Klub zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder vom Thron im deutschen Oberhaus zu stürzen.
Nach anfänglichen Wacklern ist Süle aus der Dortmunder Defensive inzwischen nicht mehr wegzudenken. Trainer Edin Terzic baut gerade wenn es wichtig wird auf den robusten 1,95m-Hünen, der im BVB-System auch von seiner Flexibilität profitiert. "Ihm kommt zugute, dass er eine unheimliche Dynamik hat. Das sieht bei einem großgewachsenen und bulligen Spieler wie ihm vielleicht manchmal nicht so aus, aber er ist ja nicht langsam", schwärmt Ex-BVB- und Bayern-Verteidiger Thomas Helmer im Gespräch mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), von Süle. Der Lohn: Als Innen- und Rechtsverteidiger kam er seit seiner Ankunft bei den Schwarz-Gelben bislang auf insgesamt 32 Pflichtspiele. Dem seit Wochen formschwankenden Mats Hummels ist er ein großes Stück voraus.
Kritik an BVB-Verteidiger Süle: Helmer reagiert mit Unverständnis
Dass Süle trotz ordentlicher Leistungen mitunter kritisch gesehen wird, kann Helmer nicht verstehen. "Er polarisiert ein bisschen und wird nicht immer nur positiv bewertet. Aber auch was die Ergebnisse zuletzt angeht, kann ich das nicht unterschreiben - zumindest in diesem Jahr", so der Ex-Nationalspieler weiter. "Die ganze Mannschaft steht sehr stabil, auch in der Defensive. Da hat er fraglos seinen Anteil dran. Das macht er im Verbund mit Nico Schlotterbeck sehr gut."
Luft nach oben habe Süle aber wie alle Spieler noch in einigen Bereichen. "Er könnte aus meiner Sicht noch ein bisschen robuster auftreten", sagt Helmer. "Von der Statur müsste er das auch können, da kann er ruhig noch etwas zulegen. Dann wird es für die gegnerischen Stürmer noch schwieriger. Auch sein Kopfballspiel könnte er sowohl offensiv als auch defensiv noch etwas verbessern. Nicht nur bei Standardsituationen wäre das nochmal ein Pluspunkt für Dortmund." Grundsätzlich sei das Zusammenspiel in der BVB-Defensive aber in jeder Hinsicht "sehr gut". Mit Blick auf das Spitzenspiel in München könnte dies das Erfolgsrezept sein: "Einer allein kann das Spiel sowieso nicht gewinnen und auch die Bayern-Offensive nicht stoppen", führt Helmer aus.
Süle-Sorgen um DFB-Zukunft?
Einen kleinen Schönheitsfehler hat das Jahr 2023 für Süle aber doch. Bundestrainer Hansi Flick verzichtete neben anderen erfahrenen Kräften auch auf den gebürtigen Frankfurter bei den ersten Länderspielen seit dem WM-Debakel. Helmer will diesen Umstand nicht zu hoch hängen. "Antonio Rüdiger - angeblich unser einziger Weltklasse-Verteidiger - ist auch nicht nominiert worden. Da muss man sich keine Gedanken machen. Ich hoffe, dass bei der nächsten Nominierung wieder mehr auf die Leistung geschaut wird. Wenn er die bringt, dann hat er es verdient."
Statt sich um seine DFB-Zukunft zu sorgen, empfiehlt Helmer dem Dortmunder Defensivmann, den Fokus auf den Titelkampf mit seinem neuen Klub zu richten. Seit April 2014 (3:0) hat der BVB in der Münchener Allianz Arena nicht mehr gewonnen. Das gelte es für die Westfalen um Süle bei dessen erstem Gast-Auftritt im bayrischen Fußball-Tempel seit seinem Wechsel "schleunigst" zu ändern. Bei dann vier Punkten Vorsprung auf den Rekordmeister wäre nicht nur ein weiterer großer Schritt in Richtung Meisterschaft getan – auch die Antwort auf die Bewertung des Süle-Transfers vom Süden in den Ruhrpott wäre wohl flächendeckend gegeben.
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