Wo die Ostseewellen trecken … da haben wir Greifswalder die Hansa-Kogge gehasst. Wer richtig gut kicken konnte bei Einheit/KKW, der wurde nach Rostock delegiert. So hieß in der DDR das gezielte Schwächen aller Hoffnung, aus der DDR-Liga aufzusteigen. Der Druck, mal sanft, mal satt, kam nicht nur aus dem Oberliga-Verein, sondern auch von eitlen SED-Bezirksgenossen.
Vergangen, vergeben, vergessen. Mit der neuen Kogge schwimmen heute nur noch Heimatgefühle. Außer, es geht gegen RB. Da wünscht man dem Einmastkahn keinen Wind im Segel und wenig Wasser unterm Kiel. Was nicht selten im Liga-Alltag passiert.



Was im Pokal wenig anders war. Der Rostocker Angriff blieb ein stumpfes Schwert, die Abwehr baute ein Fünfer-Bollwerk. Wer so massiv steht, der sorgt bei RB immer für Probleme. Oder ein Dauer-Gepasse, das fürs Guinness-Buch taugt, aber nichts bringt. Nach zehn Minuten, mit Tor im Rücken, setzte das ermüdende Hin und Her ein. Statt mit quer und quer, mit Laufen und Anbieten, mit Sprints und Flanken Rostock zu stressen, nur Geschiebe im ersten Gang. Ohne Raumgewinn. Dafür sorglos - und ziemlich riskant. Zum Glück war Hansa nicht St. Pauli und nicht Hannover. Und ohne John Verhoek.
Wenn´s gefährlich wurde im RB-Spiel, hatte Christopher Nkunku die Füße im Spiel. Bei Tyler Adams steckte Duracell im Schuh, während Kevin Kampl den Pass-König, Malocher, Tor-Retter machte. Ansehnlich war die Pass-Parade nicht. Gereicht hat sie aber. Wo die Elsterwellen trecken, ist Viertelfinal-Land.
Norbert Wehrstedt ist den Leserinnen und Lesern der Leipziger Volkszeitung seit drei Jahrzehnten als gern auch mal scharfzüngiger Film- und Fernsehkritiker bekannt. "Nebenbei" schlägt sein Herz heftig für RB Leipzig. Dass Fan-Sein und kritische Begleitung sich nicht ausschließen müssen, beweist der Journalist in seiner Spieltagskolumne "Norberts Einwurf".