Wo Kampl war, da war das Spiel. Mal rechts, mal links. Oft außen. So gab´s dort wenigstens ein bisschen Bewegung. Sonst konnte das Gras in aller Ruhe wachsen. Gab es ein Seitenspiel-Verbot? Offenbar. Gab es ein Immer-durch-die-Mitte-Gebot? Offensichtlich. Genau dort jedoch zeigte Freiburg, dass die Milch aus dem Breisgau die Kraft das gallischen Zaubertrunks besitzt.
Der SC als Maurer-Verein. So weit die Waden reichen. RB erstaunte - und erstarrte. Das Spiel bekam den Charme einer Spaßbremse. Öd wie fad, einfallslos wie chancenfrei. Gab es einen halben oder gar einen Dreiviertel-Torschuss in unendlich langen 80 Minuten? Keine Ahnung.



Vor allem gab es viel Ballbesitz als völlig brotlose Kunst bei RB – und Massel für den SC. Obwohl die stabile Truppe nur verbissen den Spielverderber machte. Sie wollte einfach nicht mitspielen. Sie wollte nur zu siebent im Strafraum stehen. Das war Taktik. RB schmollte - und passte sein Spiel an, schaltete auf langsam, dösig, umständlich. Nix mit Überrumpeln, mit direktem Pass und schnellem Passen. Die rechte Seite blieb mausetot, was man mit der ersten Besetzung schon vor dem Anpfiff ahnte. Henrichs kam viel zu spät – und Kampl ging viel zu früh.
Der wunderbare Gvardiol blieb, tauchte überall auf, trickste, spurtete, grätschte, trieb nach vorn. Dass Angelino in letzter Sekunde fürs müde Remis sorgte, war Glück. Der Rest erinnerte schon sehr an die Marsch-Tour auf der herbstlichen Achterbahn.
Norbert Wehrstedt ist den Leserinnen und Lesern der Leipziger Volkszeitung seit drei Jahrzehnten als gern auch mal scharfzüngiger Film- und Fernsehkritiker bekannt. "Nebenbei" schlägt sein Herz heftig für RB Leipzig. Dass Fan-Sein und kritische Begleitung sich nicht ausschließen müssen, beweist der Journalist in seiner Spieltagskolumne "Norberts Einwurf".