Brecht kommt aus Augsburg. Dort schrieb er in seinen jungen Jahren „Trommeln in der Nacht“. Die aus Glasgow hallten offenbar noch laut in den RB-Köpfen nach. Es dauerte jedenfalls geraume Zeit, bis gegen Augsburg Ordnung in den Angriff kam. Erst einmal wurde ordentlich abgewartet und in der eigenen Hälfte erwartet. Nach vorn gab´s wenig Bewegung. Christopher Nkunku blieb gar nichts anderes übrig, als zurückzubleiben, den Ball zu holen, zu nehmen, zu schleppen.
Selbst durchaus ansehnliche Züge zum Augsburger 16er wirkten wie eine Suche im Sand der Wüste nach Wasser. Irgendwie verzweifelt. Irgendwie verwegen, aber rätselhaft. Die Flanken flogen flach, die Läufe auf die dichte Mauer endeten an den schwarzen Beinen. Die Tore fielen dann nach Muster-Kombinationen. Ja, das gibt es noch bei RB. Nordi Mukiele immerhin war erstaunlich auf rechts. Er blieb an der Linie. Er kam mit Tempo. Er spielte mit Wucht und Wendigkeit. Zog er nach innen, machte das Sinn. Spätes Mukiele-Erblühen?



Mit den Toren fiel die schottische Tortur von den Seelen. Endlich lief der Ball. Endlich machte das Spielen Spaß. Endlich gab es Pässe, die auch ankamen. Endlich ging es schneller. Endlich wurde Augsburg so gelockt, dass die letzte Kette zerlöchert war. Endlich blieb das Tal der Tränen zurück. Wurden die Trommeln in der Nacht von Ibrox gehört?
Norbert Wehrstedt ist den Leserinnen und Lesern der Leipziger Volkszeitung seit drei Jahrzehnten als gern auch mal scharfzüngiger Film- und Fernsehkritiker bekannt. "Nebenbei" schlägt sein Herz heftig für RB Leipzig. Dass Fan-Sein und kritische Begleitung sich nicht ausschließen müssen, beweist der Journalist in seiner Spieltagskolumne "Norberts Einwurf".