Leipzig. Heiliger Sebastian! War das RB? Oder nur das halbe? Der Angriff als brave Positionssteher, die Mitte im emsigen Leerlauf, die rechte Seite nicht im Spiel, die linke langsam und träge. Ein Spiel nach Schema F, starr und bewegungslos – und das gegen ein Fünfer-Bollwerk mit vorgelagerter Vierer-Bastion.
Die Basken schießen keine Tore, die Basken sind Torverhinderer. In der Liga 24 Treffer in 23 Spielen, das ist nicht „sehr komplex“ (Tedesco), das ist bescheiden. Da muss RB mit Attacke draufgehen, mit schnellen Pässen, Querablagen, mit Tempo und Temperament, mit Läufen und lässigen Hebern. Nicht mit verbissenem Gefummel hinein in einen Beinwald. Das hinten die Fehlaufstellung mit Libero Tyler Adams in der Halbzeit korrigiert wurde, okay. Benjamin Henrichs hilft meist immer.



Der übernahm die tote rechte Seite, während Lukas Klostermann nach innen rückte. Eine Lösung? Ja. Als dann auch noch Emil Forsberg kam, wurde es kreativer. Eine durchschlagende Idee, wie die baskische Bastei zu stürzen ist, kam RB aber trotzdem selten. Zu viel Handbremse, zu wenig das, was Jesse Marsch so oft gefordert hatte, bis alle nur noch weghörten: Aggressivität.
Ein letztes Aufbäumen brachte es nicht. Wie meist. Ähnlich waren beide Spitzen André Silva und Alexander Sörloth: Keiner spielte eine Rolle. Der Namensgeber für die Stadt des La Liga-Clubs ist der Schutzpatron gegen Seuchen. Also ein Mann der Hoffnung. Die lebt. Es gibt ein zweites Spiel. Mit Forsberg, Szoboszlai, Henrichs - und hoffentlich mehr Feuer. Heiliger Sebastian!
Norbert Wehrstedt ist den Leserinnen und Lesern der Leipziger Volkszeitung seit drei Jahrzehnten als gern auch mal scharfzüngiger Film- und Fernsehkritiker bekannt. "Nebenbei" schlägt sein Herz heftig für RB Leipzig. Dass Fan-Sein und kritische Begleitung sich nicht ausschließen müssen, beweist der Journalist in seiner Spieltagskolumne "Norberts Einwurf".
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