Leipzig. „Eine Flut an Artikeln zum Thema Licht in der Liga und zuletzt in Leutzsch hat jüngst für Aufregung gesorgt und Fragen aufgeworfen. So manche können auch wir aktuell nicht beantworten und sind selbst auf der Suche, pragmatische Lösungen mit den einzelnen Partnern, Beteiligten und Gewerken zu finden. Wir sind hier auf einem guten Weg. Es geht voran und sogar die Anlage selbst nimmt zunehmend konkrete Formen an“, schrieb die BSG Chemie Leipzig am Sonntag auf ihren Social Media-Kanälen.
Stadion am Bad als Ausweichspielstätte?
In den Verbands-Richtlinien zu den geforderten Standards in der Regionalliga Nordost heißt es unter dem Punkt „Technische Einrichtungen“: „Flutlichtanlage im Hauptstadion mindestens 400 Lux. Übergangs- und Ausnahmeregelungen bis zu zwei Jahren für Aufsteiger aus der Oberliga“. Chemie stieg im Sommer 2019 auf, hatte sogar schon zuvor bei der Stadt Leipzig eine Bauvoranfrage gestellt. Anderthalb Jahre dauerte allein deren Beantwortung, bis endlich die Genehmigung im Herbst 2020 eintraf.



Chemie hat nach eigenem Bekunden „alles getan, was notwendig und möglich war“, hat „den Willen und das Geld“, das Flutlicht zu bauen, sei aber nicht Herr des Verfahrens. Dieser ist die Stadt Leipzig als Eigentümer des Geländes. Die Lage im Landschaftsschutzgebiet und der Baugrund im Auwald sorgten für Verzögerungen. Derzeit laufen aufwändige Baugrunduntersuchungen, nach deren Beendigung der Bauantrag (geplant ist April) gestellt werden kann. Dieser könne mindestens 12, maximal 24 Wochen in Anspruch nehmen, erst dann könne gebaut werden, erklärte BSG-Architekt Sebastian Goltzsch. Spätester Baubeginn wäre so gerechnet im Oktober.
Was bedeutet das aber für die kommende Saison? Anfang Februar tauschten sich Vereinsvertreter gemeinsam mit Herrmann Winkler (NOFV-Präsident) und Uwe Dietrich (Spielausschuss-Vorsitzender) zur aktuellen Lage aus. Chemie erklärte dazu: „Im Ergebnis des Treffens steht die Notwendigkeit, die Gründe für den Bauverzug noch einmal darzustellen und dem Spielausschuss für eine finale Entscheidung vorzulegen. Ebenfalls stellte die BSG einen Antrag auf Sondergenehmigung zur Nutzung des Markranstädter "Stadion am Bad" als Ausweichspielstätte mit geforderter Flutlichtanlage. Laut NOFV-Vorschriften muss jedoch das Hauptstadion die Flutlichtanlage besitzen. Den AKS dazu als Nebenstadion anzumelden, kommt für uns jedoch nicht in Frage."
Im Notfall mobiles Flutlicht
Dieser Paragraf ist neu beim NOFV und wurde in jüngerer Vergangenheit geändert. Bis dato war es viele Jahre und ohne jede Schwierigkeit üblich, mit der Nennung eines Ausweichspielortes die Spielgenehmigung zu bekommen. Für zwei, drei Flutlichtspiele im Jahr eine pragmatische und auskömmliche Regelung, die den Vereinen in dieser 4. Liga die immensen Kosten für eine eigene Flutlichtanlage ersparte. Dies ist nun also vom Tisch, weshalb beispielsweise Bischofswerda in dieser Saison dauerhaft seine Spiele in Bautzen austrägt.
Da die BSG genau das vermeiden und auch weiterhin im Alfred-Kunze-Sportpark spielen möchte, gibt es eine Notfall-Variante. „Basierend auf den fairen und konstruktiven Gesprächen hoffen wir auf ein Entgegenkommen des Verbands. Für den gegenteiligen Fall bietet die Anmietung einer mobilen bzw. halb-mobilen Flutlichtanlage eine Option, um den Verbandsauflagen gerecht zur werden. Da im Vergleich zum DFB-Pokal eine deutlich geringere Lichtstärke der Anlage ausreicht, müssten keine Trucks aus England anrollen. Dennoch entstehen Kosten, auf deren Belastung wir gern verzichten möchten.“
DURCHKLICKEN: 2018 - Mobile Flutlichtanlage im AKS
Noch 60 Wochen
Denn die würden das mühselig zusammengesparte Projekt-Kapital von 400.000 Euro gleich wieder schmälern – die Katze würde sich also in den Schwanz beißen. In diversen Spielen gegen attraktive Gegner, u.a. Fortuna Düsseldorf, Schalke U23, TSV 1860 München und Eintracht Frankfurt, hatte Chemie mit der Aktion „Flutlicht für Leutzsch“ diese Summe zusammen getragen. „Unter den aktuellen Umständen gehen wir davon aus, dass der Betrag nicht ausreicht." Grund sind vor allem der komplizierte Baugrund und die Größe der Fundamente, die angepasst werden müssen. "Somit wird in Absprache mit der Fanszene die Initiative „Flutlicht für Leutzsch“ fortgesetzt, um die zukunftsweisenden Entscheidungen auch mit finanzieller Freiheit treffen zu können.“
Parallel wird im engen Austausch mit Vereinsvertreten und den Initiatoren der Flutlicht-Kampagne am Design der Mastköpfe gefeilt. „Aufgrund der zu erwartenden umfangreichen Prüfung und intensiven amtlichen Bearbeitung rechnen wir mit einer Baugenehmigung nicht vor dem Start der kommenden Saison. Läuft alles glatt, haben wir entsprechend der Bauplanung in 60 Wochen Flutlicht in Leutzsch“, schreibt der Verein. Wo so lange gespielt wird und unter welchen Auflagen, wird der Verband feststellen müssen. NOFV-Präsident Winkler hatte aber schon Verständnis signalisiert: „Wir wissen, dass Chemie nicht Schuld an der Verzögerung ist. Wir wollen dem Verein helfen.“