Und plötzlich hat der FC Bayern eine neue Großbaustelle. Wie reagiert der Klub auf das Saison-Aus von Manuel Neuer? Eigentlich hatte die Chefetage bereits klargestellt, im Winter nicht auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Der Beinbruch des Stamm-Torwarts dürfte die Bosse jedoch zum Umdenken und Handeln zwingen. "Natürlich werden wir uns in aller Ruhe Gedanken machen", kündigte Vorstandschef Oliver Kahn gegenüber dem kicker an.
Gedanken machen sich nicht nur Kahn und Co., sondern auch zahlreiche Fans und Medien. Wer könnte Neuer in den kommenden Monaten vertreten? Einige Namen kursieren bereits in Fan-Foren und Medienberichten. Aber mehr als Namens-Vorschläge oder Einschätzungen, wie realisierbar oder nicht welche Szenarien wären, gibt es bislang nicht. Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Münchener für die restliche Saison nur auf Sven Ulreich und den unerfahrenen 19-jährigen Johannes Schenk als dessen Backup setzen werden. Sollte Ulreich sich auch noch verletzen, wäre das Risiko zu groß. Der SPORTBUZZER gibt einen Überblick, welche Torhüter aktuell als Ersatz für Neuer gehandelt werden.
Alexander Nübel: Der 26-Jährige ist eigentlich noch bis Saisonende an die AS Monaco verliehen, die Leihe müsste vorzeitig beendet werden. Laut kicker sei eine Rückkehr des Keepers die erste Option und die Bayern-Verantwortlichen hätten umgehend Kontakt zu Nübel aufgenommen. "Bevor Alexander oder ich etwas dazu sagen, müssen sich die Bayern erstmal mit Monaco auseinandersetzen", sagte Nübel-Berater Stefan Backs kurz nach Bekanntwerden der Neuer-Verletzung am Samstag zu Sky. Die französische Sporttageszeitung L'Equipe berichtet zudem, dass im Leihvertrag eine Klausel existiere, die den Münchenern eine vorzeitige Rückhol-Aktion gegen Zahlung einer entsprechenden Entschädigungssumme ermöglicht. Nübel hatte wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass er sich nicht vorstellen könne, bei Bayern noch einmal die Rolle des Ersatztorwarts einzunehmen. Jetzt hätte er die Möglichkeit, sich zu beweisen.
Dominik Livakovic: Der Kroate spielte sich bei der WM in Katar in den Fokus, wurde im Achtelfinale (gegen Japan) und Viertelfinale (gegen Brasilien) jeweils zum Helden im Elfmeterschießen und spielt am Dienstag gegen Argentinien (20 Uhr/ARD und Magenta TV) mit seinem Team um den Einzug ins Endspiel. Fast logisch, dass in seiner Heimat Kroatien daher nun über ein Interesse aus München berichtet wird. Der 27-Jährige wäre bei seinem Verein Dinamo Zagreb sicher nicht unverkäuflich, wenn ein Top-Klub wie der FC Bayern ernst macht. Aber eine Verpflichtung des Kroaten würde spätestens im Sommer neue Baustellen aufmachen, wenn Nübel aus Monaco zurückkehrt und auch Neuer irgendwann wieder Ansprüche auf seinen angestammten Platz erhebt.
Keylor Navas: Der Nationaltorwart Costa Ricas wäre eine spektakuläre Lösung, die unter anderem auch der kicker vorschlägt. Der 35-Jährige hat riesige Erfahrung auf höchstem Niveau vorzuweisen, mit Real Madrid gewann er dreimal die Champions League. Aktuell sitzt er bei Paris Saint-Germain hinter Stammkeeper Gianluigi Donnarumma aber nur noch auf der Bank, gilt als unzufrieden mit seiner Situation. Auch PSG soll bereits im Sommer nicht abgeneigt gewesen sein, Navas abzugeben. Eine Leihe bis Saisonende würde Sinn ergeben: Bayern hätte einen qualitativ hochwertigen Ersatz und Navas könnte sich durch regelmäßige Einsätze nochmal für einen letzten großen Vertrag bei anderen Klubs empfehlen. Einziger Haken an der Sache: Im Februar trifft Bayern im Champions-League-Achtelfinale auf PSG. Unwahrscheinlich, dass die Franzosen ihrem direkten Konkurrenten aus der Patsche helfen, um dann womöglich auch wegen Navas aus der Königsklasse zu fliegen.
Yann Sommer: Nur kurz nach der Nachricht über den Neuer-Ausfall tauchte beim Fan-Portal Gladbach Live ein Artikel auf: "Neuer-Schock bei Bayern: Könnte Gladbach-Keeper der Nachfolger sein?" Die Nummer eins von Borussia Mönchengladbach ist im Sommer ablösefrei zu haben. Um den Schweizer ranken sich seit geraumer Zeit Wechsel-Spekulationen (u.a. Manchester United). Die Theorie des Verfassers: Sommer könnte im Winter nach München verkauft werden. So würde man immerhin noch eine Ablöse kassieren. Und die Bayern hätten einen starken Ersatz gefunden, der die Bundesliga kennt und auch internationale Erfahrung mitbringt. Der 33 Jahre alte Sommer wiederum hätte die Möglichkeit, Titel zu gewinnen und auch angesichts von Neuers Alter (der FCB-Kapitän wäre bei einer Rückkehr 37 Jahre alt) mittelfristig die Perspektive auf einige Jahre als Nummer eins in München.