Der Coronavirus schränkt immer mehr das öffentliche Leben und auch den Sport ein. Viele Sportstätten wurden geschlossen, Vereine setzen mit dem Training aus. Die deutsche Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer gibt im SPORTBUZZER-Interview Tipps, wie man sich trotzdem fit halten kann.
Frau Fischer, was kann man aktuell tun, um sich fit zu halten?
Birgit Fischer: Das Immunsystem braucht im Frühjahr erst einmal viel Sonne. Also viel Bewegung im Freien. Das kann im Garten sein, auf dem Balkon oder bei Spaziergängen. All das natürlich unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen. Allzu dicht besiedelt ist ja unsere Gegend nicht, so dass man sich eigentlich gut aus dem Weg gehen kann.
Und wer es etwas sportlicher haben will?
Joggen ist genauso möglich wie Radfahren oder Nordic Walking. Auch hier sollte man zwei Meter Abstand zu anderen Personen halten und nichts anfassen.



Die Sporthallen sind genauso zu wie die Fitnesscenter. Welche sportlichen Aktivitäten sind denn ansonsten überhaupt noch möglich?
Man kann gerne zu mir nach Bollmannsruh kommen, um sich ein Kanu auszuleihen. Alle Einmann-Boote sind nach der entsprechenden Desinfektion völlig ungefährlich. Wenn es etwas wärmer geworden ist, laden die Seen natürlich auch zum Schwimmen ein.
Und wer sich dann doch nicht hinauswagt und sich in seiner Wohnung bewegen will?
Es gibt eine Vielzahl von Übungen, die man mit dem eigenen Körpergewicht ausführen kann. Das sind die gängigen Liegestütze und Kniebeugen, die eigentlich noch jeder aus der Schule kennt. Und Sit-ups – liegend den Oberkörper nach oben bringen – sind eigentlich auch recht bekannt. Und wer keine Nachbarn hat, kann auch den altbekannten Hampelmann oder auch einen Kniehebelauf machen. Sehr beliebt ist auch der Plank, der Unterarm-stütz. Dabei geht man in die Liegestützposition, legt den schwebenden Körper aber auf den Unterarmen ab. Das ist ein Ganzkörpertraining. Wer das nicht kennt, sollte vielleicht erst einmal mit 20 oder 30 Sekunden beginnen und das nach einer Pause nochmals wiederholen.

Welche Fitnessgeräte hat denn die Wohnung so zu bieten?
Da gibt es den Stuhl mit Armlehnen, die ganz normale Wand, eine Tasche oder auch Wasserflaschen.
Was kann man denn mit einem Stuhl machen?
Man kann sich im Sitzen mit den Armen nach oben stemmen oder einfach nur immer wieder aufstehen und hinsetzen. Man kann den Stuhl aber auch für halbe Liegestütze nutzen, aber bitte darauf achten, dass der Stuhl fest steht.

Und wie kann ich die Wand nutzen?
Man lehnt sich an die Wand als wenn man sitzt. Und diese Stellung sollte man etwa 30 Sekunden halten.
Die Tasche ist auch ein Fitnessgerät?
Je nach Leistungsstand kann die Tasche befüllt und dann als Gewicht genutzt werden. Man kann sie an seinen Fuß hängen und diesen auf der Couch sitzend immer wieder hoch heben. Auch das immer wieder Hochheben der stehenden Tasche mit der Hand strengt durchaus an.

Die Wasserflaschen sind dann wohl die Hanteln, die man in jeder Muckibude findet?
Ja natürlich. Die kann man als Gewichte für das Armheben, auch für das Armkreisen oder auch für Boxübungen nehmen.
Wie häufig sollte man die Übungen machen?
Vielleicht mit 30 Sekunden beginnen und jeweils nach einer Pause noch zweimal wiederholen. Nach und nach kann man den Umfang natürlich auch erhöhen.

Wie setze ich mein Fitnessprogramm am besten um?
Man sollte sich ruhig für eine Woche ein kleines Trainingsprogramm aufschreiben, das man dann diszipliniert umsetzt.
Welche Hilfsmittel gibt es in diesem Zusammenhang denn noch so?
Man findet eine Vielzahl von Apps für das Handy, die man sich runterladen kann. Man muss nur die finden, die am besten zu der jeweiligen Person passt.
Birgit Fischer als Person
Birgit Fischer (58) ist die erfolgreichste deutsche Olympionikin aller Zeiten. Die Kanutin gewann achtmal Gold- und viermal Silber bei Olympischen Sommerspielen. Zudem ist sie 27-fache Weltmeisterin. Die ersten Paddelschläge tat sie als Nachwuchskanutin bei der BSG Stahl Brandenburg. Von dort wurde sie zur Sportschule delegiert, die anfangs in Brandenburg war und dann nach Potsdam zog. 1988 beendete sie ihre Karriere, gab aber nach der Wende ein viel beachtetes Comeback. Ihr letztes Olympiagold gewann sie 42-jährig im Jahr 2004 in Sydney. Bereits 2004 hatte sie bereits ihr Unternehmen KanuFisch aus der Taufe gehoben, das die heute 58-Jährige bis heute in Bollmannsruh, am Ufer des Beetzsees, betreibt. Unternehmensinhalt sind eine Paddelschule, Vorträge, Buchlesungen und Personal Training.
Und der Aufruf: Wie machen Sie Sport? Schicken Sie uns Ihr Foto! Das Coronavirus hat das Sportland Brandenburg lahmgelegt: Die Sportstätten des Landes wurden geschlossen, der Ligabetrieb in fast allen Sportarten wurde in dieser Saison entweder abgebrochen oder zumindest unterbrochen. Und der allergrößte Teil der Vereine hat den Trainingsbetrieb eingestellt. Doch was machen die Brandenburger Hobby-Sportler in diesen Tagen? Wie halten Sie sich fit, liebe Leser? Welches Möbelstück wird zum Trainingsgerät umfunktioniert, wie viele Wasserkisten werden gestemmt? Wir wollen Ihre Sport-Geschichte hören – und sehen! Schicken Sie uns ein Foto, wie Sie der Coronavirus-Krise trotzen und weiter Sport treiben und schreiben Sie uns, was Sie tun, um sich weiter fit zu halten – und wie es Ihnen geht. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften per Mail an sport@maz-online.de.
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