22. Juli 2018 / 13:21 Uhr

Özil äußert sich zu Erdogan-Foto: Keine Entschuldigung von DFB-Star

Özil äußert sich zu Erdogan-Foto: Keine Entschuldigung von DFB-Star

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Mesut Özil hat sein Schweigen zum Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan mit einer Twitter-Botschaft gebrochen
Mesut Özil hat sein Schweigen zum Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan mit einer Twitter-Botschaft gebrochen © dpa/Twitter(@MesutOzil1088)
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Sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sorgte für große Aufregung in Deutschland. Jetzt hat sich Mesut Özil via Twitter verteidigt - und sich nicht einsichtig gezeigt.

Diese Erklärung wird noch für viele Diskussionen sorgen! Fußball-Nationalspieler Mesut Özil hat sich via Kurznachrichtendienst Twitter erstmals zu den umstrittenen Fotos vor der WM 2018 mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geäußert. Er schreibt in einer ausführlichen Pressemitteilung (der komplette, übersetzte Wortlaut am Ende des Artikels) , dass er das Foto auch gemacht hätte, wenn Erdogan nicht Präsident wäre. Eine Aussage, die darauf hindeuten könnte, dass Özil wieder ein Foto mit ihm machen würde, auch wenn der Star des FC Arsenal dies nicht explizit erwähnt.

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Özils Erklärung: "Auch wenn die deutschen Medien etwas anderes dargestellt haben, die Wahrheit ist, den Präsidenten nicht zu treffen wäre respektlos gegenüber den Wurzeln meiner Vorfahren gewesen, von denen ich weiß, dass sie stolz darüber wären, wo ich heute bin." Im Gespräch mit Erdogan sei es um Fußball gegangen, nicht um Politik. "Ob es der türkische oder der deutsche Präsident gewesen wäre - ich hätte nicht anders gehandelt."

Das Treffen sei auch keine Befürwortung für Erdogans Politik gewesen: "Für mich ging es darum, ein Bild mit dem Präsidenten zu haben, nicht um Politik oder Wahlen, für mich ging es darum, das höchste Amt des Landes meiner Familie zu respektieren. Mein Job ist der eines Fußballspielers, nicht der eines Politikers und unser Treffen war keine Befürwortung irgendeiner Politik", schreibt Özil.


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Zuletzt hatten DFB-Manager Oliver Bierhoff und Präsident Reinhard Grindel Özil öffentlich kritisiert. Grindel forderte in einem Interview mit dem Kicker eine Erklärung des DFB-Stars, die er nun bekommen hat: "Es stimmt, dass sich Mesut bisher nicht geäußert hat. Das hat viele Fans enttäuscht, weil sie Fragen haben und eine Antwort erwarten. Diese Antwort erwarten sie zu Recht. Deshalb ist für mich völlig klar, dass sich Mesut, wenn er aus dem Urlaub zurückkehrt, auch in seinem eigenen Interesse öffentlich äußern sollte."

Gündogan äußerte sich im DFB-Trainingslager

Im Gegensatz zu Özil, der seit Veröffentlichung der Fotos im Mai 2018 schwieg und sogar den DFB-Medientermin schwänzte, äußerte sich DFB-Teamkollege Ilkay Gündogan, der sich auch mit Erdogan traf, professionell: „Das war eine Erfahrung, die im Nachhinein betrachtet nicht leicht war“, sagte der deutsche Profi mit türkischen Wurzeln gegenüber der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, ob das gemeinsame Foto mit Erdogan ein Fehler gewesen sei.

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Er habe zusammen mit Özil den türkischen Präsidenten bei einer Veranstaltung getroffen, bei der Stipendien aus der Türkei verteilt worden sind. „Alle türkisch-stämmigen Fußballer aus der Premier League waren dort eingeladen. In dem Rahmen hat das Treffen stattgefunden und sind die Fotos entstanden“, berichtete Gündogan. Er verstehe aber, dass man die Aktion nicht gut finden muss.

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Die deutsche Nationalmannschaft ist in der Vorrunde der WM 2018 ausgeschieden! Erstmals seit 1938 sind die Deutschen damit nicht in der K.-o.-Runde einer Weltmeisterschaft dabei. Wie die internationale Presse über das Debakel schreibt, zeigt der SPORTBUZZER in einer Bildergalerie. ©

Die Erklärung von Mesut Özil im Wortlaut:

"Die vergangenen Wochen haben mir Zeit gegeben, zu reflektieren und Zeit gegeben, über die Ereignisse der vergangenen Monate nachzudenken. Infolgedessen möchte ich meine Gedanken und Gefühle über das, was passiert ist, teilen.

Wie bei vielen Leuten, geht meine Abstammung auf mehr als ein Land zurück. Während ich in Deutschland aufgewachsen bin, wurzelt meine Familie fest in der Türkei. Ich habe zwei Herzen, ein deutsches und ein türkisches. Während meiner Kindheit hat mich meine Mutter gelehrt, immer respektvoll zu sein und niemals zu vergessen, wo ich herkomme. Das sind Werte über die ich bis heute nachdenke.

Im Mai habe ich Präsident Erdogan in London während einer wohltätigen Veranstaltung zugunsten der Bildung getroffen. Wir haben uns 2010 kennengelernt, nachdem er und Angela Merkel das Spiel Deutschlands gegen die Türkei zusammen in Berlin gesehen hatten. Seitdem haben sich unsere Wege immer wieder überall auf der Welt gekreuzt. Mir ist bewusst, dass das Bild von uns beiden eine gewaltige Reaktion in den deutschen Medien hervorgerufen hat und während einige Leute mich beschuldigen, zu lügen oder zu täuschen, hatte das Bild, das wir gemacht haben, keinerlei politische Absichten. Wie schon gesagt, hat meine Mutter mich meine Abstammung, mein Erbe und meine Familientraditionen nie aus den Augen verlieren lassen. Für mich ging es darum, ein Bild mit dem Präsidenten zu haben, nicht um Politik oder Wahlen, für mich ging es darum, das höchste Amt des Landes meiner Familie zu respektieren. Mein Job ist der eines Fußballspielers, nicht der eines Politikers und unser Treffen war keine Befürwortung irgendeiner Politik. In Wirklichkeit haben wir über das Thema gesprochen, über das wir jedes Mal sprechen, wenn wir uns sehen - Fußball -, da auch er in seiner Jugend Fußballspieler war.


Auch wenn die deutschen Medien etwas anderes dargestellt haben, die Wahrheit ist, den Präsidenten nicht zu treffen wäre respektlos gegenüber den Wurzeln meiner Vorfahren gewesen, von denen ich weiß, dass sie stolz darüber wären, wo ich heute bin. Für mich war es nicht wichtig, wer der Präsident ist, den ich treffe, es war wichtig dass es der Präsident ist. Respekt gegenüber einem politischen Amt zu haben, ist eine Sichtweise, von der ich sicher bin, dass sowohl die Queen als auch Theresa May sie teilten, als sie Erdogan in London empfingen. Ob es der türkische oder der deutsche Präsident gewesen wäre - ich hätte nicht anders gehandelt.

Mir ist bewusst, dass dies schwer zu verstehen sein mag, weil in den meisten Kulturen der politische Anführer nicht von seiner Person getrennt gesehen werden kann. Dennoch ist es in diesem Fall anders. Wie auch immer der Ausgang aus der vergangenen Wahl oder der davor gewesen wären, ich hätte dieses Foto trotzdem gemacht."

Hier der Original-Post:

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