Über zwei Jahre ist der Rücktritt von Mesut Özil inzwischen her - doch auf höchster Ebene beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) scheint das Thema noch immer nicht abgehakt gewesen zu sein. Wie Özil am Montag bei Twitter bekanntgab, habe DFB-Präsident Fritz Keller ihm kürzlich einen persönlichen Brief geschrieben, in dem er auf alle Kritikpunkte rund um den Rücktritt im Sommer 2018 einging. "Ich bin dankbar, dass ich kürzlich einen sehr persönlichen Brief vom DFB-Präsidenten Fritz Keller bekommen habe, der auf alle Probleme von damals einging", schrieb Özil auf Twitter. Details verriet er aber nicht - während er von Fenerbahce Istanbuld schwärmte und eine Rückkehr zum FC Schalke zunächst ausschloss.
Özil hatte vor eineinhalb Jahren Details zu den Gründen für seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft preisgegeben und führt seine Entscheidung auf eine ganze Reihe von Vorkommnissen zurück. Neben der aus seiner Sicht fehlenden Rückendeckung aus den Reihen des DFB nennt der Mittelfeldspieler des FC Arsenal in einem Interview mit dem Portal The Athletic weitere Punkte, die ihn tief getroffen hätten. Özil war schon vor der sportlich enttäuschenden Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Russland stark in die Kritik geraten, da er für ein gemeinsames Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan posiert hatte. Die Folgen nach und Reaktionen auf dieses Bild waren zahlreich.



"Nach dem Foto habe ich mich nicht mehr geschützt, nicht mehr respektiert gefühlt. Ich wurde rassistisch angegangen - sogar von Politikern und bekannten Persönlichkeiten", sagte Özil im Interview des Portals The Athletic. "Dennoch hat sich zu dieser Zeit niemand von der Nationalmannschaft vor mich gestellt und gesagt: 'Hey, das reicht. Das ist unser Spieler.' Jeder hat einfach geschwiegen und es geschehen lassen."
2018 hatte Özil in einem mehrteiligen Rücktrittschreiben, das er über die sozialen Medien verbreitete, den DFB scharf angegriffen. "Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre". Vor allem der damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel bekam sein Fett weg. "Ich werde nicht länger als Sündenbock dienen für seine Inkompetenz und seine Unfähigkeit, seinen Job ordentlich zu erledigen." Außerdem warf er "bestimmten deutschen Zeitungen" rechte Propaganda vor.
Özil: Bereue den DFB-Rücktritt nicht
Am Montag sagte Özil noch einmal, dass er seinen Rücktritt aus dem DFB-Team trotz all er Querelen im Nachgang nicht bereut habe. "Es wurde viel darüber gesagt, wie es zu Ende gegangen ist, aber ich bereue die Entscheidung nicht", schrieb er seinen Fans auf Twitter.
Vor der WM 2018, die für Deutschland mit dem Aus in der Vorrunde endete, traf er gemeinsam mit Ilkay Gündogan den türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan und provozierte damit einen Eklat in Deutschland. Der Vorfall überschattet die deutsche WM-Vorbereitung. Grindel gesteht im August Fehler im Umgang mit Özil ein. Er habe sich nach den Anfeindungen "an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen".
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