Dieser Mann weiß einfach, wo das Tor steht: Mit 19 Treffern in zwölf Spielen führt Patrick Richter vom Werderaner FC zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung die Torschützenliste der Fußball-Brandenburgliga an – und das mit deutlichem Vorsprung vor Paul Bechmann (elf Tore/1. FC Frankfurt) und Andor Müller (11/TuS Sachsenhausen). „Meinen Torinstinkt habe ich auch durch die Corona-Pausen zum Glück nicht verloren“, sagt der Angreifer mit einem Lachen.
Im Sommer 2019 wechselte er von Sachsenhausen in die Blütenstadt nach Werder und stellte seine Qualität mit 23 Treffern in 18 Spielen schon in seiner Premierensaison direkt unter Beweis. „Ich persönlich fühle mich sehr wohl beim WFC. Das Umfeld ist wirklich sehr toll und alle Verantwortlichen probieren, es uns so angenehm wie möglich zu gestalten“, berichtet der 31-Jährige, der in seiner Laufbahn schon in verschiedenen Clubs aktiv war.
Auf Landesebene: Das sind die besten Torjäger/-innen Brandenburgs in der Saison 2021/22.
Im Nachwuchs kickte er für Optik Rathenow, den SC Staaken, Tennis Borussia Berlin und Energie Cottbus. Von der zweiten Männermannschaft des ehemaligen Bundesligisten aus der Lausitz wechselte er wieder zum FSV Optik, den er nach einer Saison Richtung BSC Süd 05 verließ (2011 bis 2014). Es folgten zwei mehr als erfolgreiche Jahre bei Grün-Weiss Brieselang, wo er von der Landesliga – in der er in der Spielzeit 2014/15 50 Saisontreffer erzielte – bis in die Oberliga aufstieg. Nach einem Jahr Fünftklassigkeit bei Tennis Borussia kehrte Richter für die Spielzeit 2017/18 nach Brieselang zurück, ehe es jeweils für ein halbes Jahr zum FSV Luckenwalde (Oberliga) und nach Sachsenhausen (Brandenburgliga) ging, bevor der Wechsel nach Werder folgte.
„Man merkt, dass der Verein sich Schritt für Schritt weiterentwickeln möchte und ambitionierte Pläne hat“, sagt Richter, der sich im September selbstständig gemacht hat und unter anderem Fußballcamps anbietet sowie Sportbekleidung vertreibt. Mit 20 Punkten liegen er und seine Teamkollegen auf dem sechsten Tabellenplatz und werden nach der Trennung von Chefcoach Ingo Hecht Mitte September interimsmäßig von dessen Co-Trainer Martin Nitzsche betreut.
Dreschkowski seit Jahren mittendrin statt nur dabei
Insgesamt schätzt Richter die höchste Spielklasse des Landes, in der zwischen Spitzenreiter TSG Einheit Bernau und dem Vierten Oranienburger FC Eintracht (der ein Spiel weniger absolviert hat) nur drei Punkte liegen, als ziemlich ausgeglichen ein. „Jeder kann gegen jeden punkten, egal, wie die Tabellenkonstellation im Vorfeld aussieht. Das gibt der Liga einen besonderen Reiz“, erklärt der Stürmer und stellt zudem die Besonderheit der Derbys zwischen den Oberhavelteams vom Oranienburger FC, TuS Sachsenhausen, SV Zehdenick und SV Altlüdersdorf heraus.
Ähnlich wie Richter ist auch Schiedsrichter Nico Dreschkowski in der Brandenburgliga seit Jahren mittendrin statt nur dabei. Seit der Saison 2015/16 pfeift der 37-jährige Potsdamer in der märkischen Beletage und sagt mit Blick auf die Entwicklung in dieser Zeit: „Die Liga ist in den vergangenen Jahren stärker geworden, die Spieler sind besser ausgebildet und agieren taktisch auf höherem Niveau. Da müssen wir uns als Schiedsrichter ebenfalls anpassen und Schritt halten.“ Dass das Verhalten gegenüber den Unparteiischen im Laufe der Zeit weniger respektvoll geworden ist, kann der zweifache Familienvater hingegen nicht behaupten. „Da mögen Schiedsrichterkollegen andere Erfahrungen gemacht haben, aber ich kann das nicht bestätigen. Im Laufe der Jahre hat man sich bestimmt auch ein dickes Fell zugelegt. Ich habe da aber zumindest in der Brandenburgliga keine Probleme.“

Gerade in den ersten Spielen nach den coronabedingten Pausen hätte man den Aktiven die Lust an der „schönsten Nebensache der Welt“ besonders deutlich angemerkt. „Alle haben wieder richtig gebrannt und hatten Bock zu kicken“, nahm Dreschkowski, Fan von Zweitligist Werder Bremen, die Stimmung auf den Plätzen der Region wahr. Richter stimmt ihm zu: „Für uns Spieler ist die fußballlose Zeit einfach weiterhin eine ungewohnte Situation. Joggen und Fitness können den geliebten Fußball auf Dauer nicht ersetzen. Ich hoffe, dass es dieses Mal nicht zu einer längeren Pause beziehungsweise gar zu einem Saisonabbruch kommt.“
Trotz der dritten Spielzeit in Serie, die wohl nicht regulär durchgespielt werden kann, hat er die Lust am Fußball keineswegs verloren oder Gedanken daran verschwendet, die Töppen an den Nagel zu hängen. „Wenn man sieht, dass zum Beispiel Claudio Pizarro oder jetzt Zlatan Ibrahimovic mit 40 Jahren noch auf höchstem Niveau spielen, habe ich bis zum Ende meiner aktiven Laufbahn hoffentlich noch einige Jahre Zeit“, sagt der abschlussstarke Rechtsfuß mit der eingebauten Torgarantie schmunzelnd. „Er hat richtig viel Qualität. Als Schiedsrichter hatte ich nie Probleme mit ihm und denke, dass ich ihn ganz gut zu nehmen weiß“, sagt Nico Dreschkowski mit Blick auf den Toptorjäger der Liga. Dieser könne sich durchaus vorstellen, seine Laufbahn in Werder zu beenden, weiß aber auch: „Fußball ist schnelllebig und man kann nie sagen, was in ein oder zwei Jahren passiert.“
TuS-Kicker treffen am häufigsten
Das Spitzenquartett der Brandenburgliga kommt aus dem Fußballkreis Oberhavel/Barnim. Während die TSG Einheit Bernau, der TuS 1896 Sachsenhausen und der Oranienburger FC Eintracht im Vorderfeld der Tabelle zu erwarten waren, überrascht der dritte Platz der Preussen aus Eberswalde ebenso wie der eher enttäuschende siebte Rang des 1. FC Frankfurt, der sich den Aufstieg in die Oberliga auf die Fahnen geschrieben hat.
37Tore in zwölf Spielen vom TuS 1896 Sachsenhausen bedeuten für die Mannschaft von Trainer Torsten Thiel den Bestwert der Liga. Besonders torhungrig zeigte sich das Team um Kapitän Andor Müller am 20. August, als im Auswärtsspiel bei Union Klosterfelde ein 7:0-Auswärtserfolg gelang. Ohne eigenen Treffer blieben die TuS-Kicker im bisherigen Saisonverlauf der Brandenburgliga nur zweimal – und das ausgerechnet in den Lokalduellen beim SV Zehdenick (0:1) und dem Oranienburger FC Eintracht (0:2).
500 Zuschauer verfolgten dieses Stadtderby des fünften Spieltages. Das stellt zwar den Besucherrekord, ist für das Oberhavel-Duell aber im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher eine überschaubare Kulisse. Vor der Corona-Pandemie weilten regelmäßig über 1000 Zuschauer beim prestigeträchtigen Duell.
In Bildern: Oranienburger FC besiegt den TuS Sachsenhausen.
9 Gegentore kassierte der Oranienburger FC erst in seinen elf absolvierten Partien und stellt damit das Bollwerk der Liga. Das hielt auch nach der schweren Knieverletzung von Routinier Sven Roggentin (ehemals SV Babelsberg 03, Brandenburger SC Süd 05 und FSV 63 Luckenwalde) Ende Oktober regelmäßig stand.
28 Saisons geht der SV Falkensee-Finkenkrug seit der Gründung 1990/91 bereits in der Brandenburgliga auf Torejagd und ist damit das Urgestein der Liga. Mit 1298 Punkten führt das Team aus dem Osthavelland damit auch deutlich die ewige Tabelle an. In der aktuellen Spielzeit bangen die Falkenseer wie zuletzt so häufig aber einmal mehr um den Klassenerhalt.
3,5 beträgt der Koeffizient des FF-Teams in der Fairness-Tabelle, in welcher sie nach 28 Gelben, drei Gelb-Roten und einer Roten Karte den letzten Platz belegen. Die fairste Mannschaft der Liga stellt mit lediglich 15 Gelben Karten und ohne Platzverweis der 1. FC Frankfurt.
Torschützenliste
1. Patrick Richter (Werderaner FC) 19
2. Paul Bechmann (1. FC Frankfurt) 11
Andor Müller (TuS Sachsenhausen) 11
4. Romano Lindner (Grün-Weiß Lübben) 10
5. Toni Hager (Petershagen-Eggersdorf) 7
John Lormis (Union Klosterfelde) 7
7. Julian Baumgarten (Pr. Eberswalde) 6
Marcin Krystek (SV Zehdenick) 6
Silvan Küter (Petershagen-Eggersdorf) 6
Justin Pehl (TuS Sachsenhausen) 6
11. Ceif Ben-Abdallah (Pr. Eberswalde) 5
Denis Duraku (TuS Sachsenhausen) 5
Maik Frühauf (1. FC Frankfurt) 5
Christopher Groll (TuS Sachsenhausen) 5
15. Sam-Rene Bartz (Einheit Bernau) 4
Rodger Bruse (SV Zehdenick) 4
Jean-Pierre Dellerue (Oranienburger FC) 4
Balla Keita (SV Altlüdersdorf) 4
Dimitar Milushev (Pr. Eberswalde) 4
Paul Peschke (Einheit Bernau) 4
Szymon Sidorowicz (SV Zehdenick) 4
Miguel Unger (Oranienburger FC) 4
Tobias Völkel (SV Altlüdersdorf) 4
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