In Österreich sprechen sie nach dem 0:1 im letzten EM-Quali-Spiel bei Fußballzwerg Lettland von einer Blamage – eine, die Pavao Pervan jedoch nie vergessen wird, denn der Torhüter des VfL Wolfsburg durfte erstmals in seiner Karriere für die österreichische Nationalelf ran. Und das kurz nach seinem 32. Geburtstag.
Beim Gegentor war er machtlos, dafür gab es die eine oder andere Situation, in der sich Pervan auszeichnen und Nationaltrainer Franco Foda damit zeigen konnte, dass er auf ihn bauen kann, wenn der Wolfsburger gebraucht wird. Und so nahm der VfLer trotz der Niederlage beim Debüt „Glückwünsche“ zum ersten Mal im ÖFB-Tor an, aber: „Die Niederlage trübt das Ganze natürlich.“ Dass viele Medien die Niederlage als Blamage bezeichneten, „sei richtig. Wenn du so eine gute Quali gespielt hast und dann in Lettland verlierst, ist das schon ein harter Schlag. Es ist halt sehr ärgerlich, wenn man selbst zum ersten Mal für die Nationalmannschaft spielen darf – und dann kommt solch ein Resultat zustande“, so Pervan.
Acht Jahre lang hatte Pervan beim Linzer ASK im Tor gestanden, im Sommer 2018 dann der Wechsel nach Wolfsburg als neue Nummer 2, doch Pervan zeigte schnell, dass er auch mehr sein kann. Am Ende der vergangenen Spielzeit war er für den verletzten Koen Casteels eingesprungen. In den letzten sieben Bundesliga-Partien hatte Pervan durch starke Leistungen im Tor einen erheblichen Anteil daran, dass seine Mannschaft noch den Einzug in die Europa League schaffte, auch in dieser Saison durfte er sich zeigen. 13 Spiele lang hat Pervan die belgische Nummer 1 der Wolfsburger vertreten.
Nun das Debüt in der Nationalelf, für das er in seiner Heimat „gute Kritiken“ bekam. Nach Heinz Lindner, Cican Stankovic und Alexander Schlager ist Pervan der vierte Keeper, der in der Quali zum Einsatz gekommen ist. Wie groß ist jetzt seine Hoffnung, im Sommer bei der EM dabei sein zu dürfen? „Ich glaube, dass es zunächst einmal gut war, dass ich jetzt das Spiel bekommen habe“, so Pervan. „Aber das ist noch lange keine Garantie dafür, bei der EM dabei zu sein. Ich verstehe natürlich den Teamchef, wenn er sagen würde, er möchte einen Torhüter haben, der im Verein regelmäßig spielt.“ Aber: „Ich glaube, es ist auch wichtig zu wissen, dass du jemanden hast, auf den du dich verlassen kannst.“
In Wolfsburg muss er nun wieder auf die Bank, Casteels (Haarriss im Wadenbein) dürfte am Samstag in Frankfurt sein Comeback feiern. „Bei uns gibt es eine klare Hierarchie. Koen hat viel getan dafür, um die Nummer 1 zu sein“, lobt Pervan. „Ich habe mich für ihn gefreut, dass er wieder auf dem Platz stehen kann, denn das hat er sich hart erarbeitet.“ Er selbst werde sich jetzt aber nicht zurücklehnen. Pervan: „Ich werde weiterhin hart arbeiten.“