Es hatte so verheißungsvoll begonnen: Peter Bosz übernahm den BVB zur Saison 2017/2018 mit der von den Verantwortlichen ausgegebenen Marschroute, seinen offensiven Ajax-Stil am Rheinlanddamm salonfähig zu machen –zunächst mit Erfolg. Aus den ersten sieben Bundesliga-Spielen holte der neue Coach sechs Siege. Vor seinem Amtsantritt hatte der niederländische Fußball-Lehrer die Amsterdamer mit der modernen Version des Cruyff’schen „Voetbal total“ bis ins Finale der Europa League geführt.
Heute wissen wir: Ähnliche Erfolge waren ihm in Dortmund letztendlich nicht vergönnt. Dem starken Saisonstart folgten 13 Pflichtspiele, in denen der BVB nur einen Sieg herausholen konnte. Nach dem Vorrunden-Aus in der Champions League zog der Klub die Reißleine und trennte sich im Dezember 2017 von Peter Bosz – nach gerade einmal 24 Pflichtspielen. Die Zusammenarbeit mit dem Niederländer ging als ein großes Missverständnis in die sonst so ruhmreiche Geschichte der Schwarz-Gelben ein.
Von der Größe des Kaders bis hin zum Aubameyang-Theater
Doch warum konnte Bosz den guten Eindruck zu Beginn im weiteren Saisonverlauf nicht bestätigen? Dazu äußerte er sich nun erstmals im Gespräch mit der niederländischen TV-Show „Voetbal Inside“. Als Hauptproblem machte er die seiner Meinung nach zu große Mannschaft aus. „Wir hatten 30 Feldspieler im Kader. Manchmal saßen deutsche Nationalspieler auf der Tribüne.“ Offensichtlich hatte Bosz diese belastende Situation unterschätzt, wie er mit dem nötigen Abstand nun selbstkritisch zugab: „Der Kader hätte einfach kleiner sein müssen. Vielleicht war ich zu naiv.“


Neben der Größe des Kaders vergifteten auch einzelne Spieler laut Bosz die Stimmung. Das anhaltende Wechseltheater um Pierre-Emerick Aubameyang (inzwischen in Diensten des FC Arsenal) beeinträchtigte angeblich die Leistung auf dem Platz. Nachdem Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc den Trainer darüber informiert hatten, dass „wir eine Einigung über eine Ablöse von 78 Millionen Euro mit einem chinesischen Verein erzielt haben“ (O-Ton Bosz), schien das Thema für den Coach eigentlich erledigt. Als sich die Chinesen jedoch nicht mehr meldeten, nahm das Chaos seinen Lauf – und „Auba“ musste erst einmal bleiben.
Die fatalen Auswirkungen des Dembélé-Streiks
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Zum schwebenden Aubameyang-Zustand gesellte sich dann auch noch der Dembélé-Stress. Der Offensivspieler wollte seinen Wechselwunsch zum FC Barcelona mithilfe eines Trainingsstreiks erzwingen. Ein Knackpunkt im Hinblick auf das Teamklima, wie Bosz bestätigte: „Dembélé tauchte zwei Wochen vor Ende des Transfer-Fensters auf einmal nicht mehr auf. Wir wollten trainieren und er war nicht da. Das hat bei ihm (Aubemeyang; Anm. d. Red.) die Haltung geweckt, einen Wintertransfer zu forcieren.“ Dies war der Anfang vom Ende – für Dortmunds große Ambitionen 2017/2018 und die Bosz-Ära beim BVB.
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