Weltmeister Pierre Littbarski hätte bei der Ausmusterung der verdienten Nationalspieler Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels anders gehandelt als Bundestrainer Joachim Löw. "So endgültig hätte ich die Entscheidung nicht getroffen", sagte der 58-Jährige auf der ersten SPORTBUZZER Network Night in Wolfsburg und fügte hinzu: "Müller ist 29, Hummels und Boateng jeweils 30 - ich bin mit 30 Weltmeister geworden und habe bewiesen, dass man auch in gediegenem Alter noch Leistung bringen kann."
Littbarski absolvierte insgesamt 73 Länderspiele für Deutschland, das letzte davon 1990. Seine Karriere setzte er bis 1997 fort, nach Beendigung seiner Laufbahn in Deutschland (bis 1993 beim 1. FC Köln) spielte er noch in Japan. Die Ausbootung von Müller, Boateng und Hummels sei zwar "ein Zeichen an die Jungen", sagte der gebürtige Berliner, "aber nur mit jungen Spielern gewinnt man auch nichts." Littbarskis These: "Wenn die drei die Möglichkeit gehabt hätten, sich zurückzuspielen, wären alle besser aus der Sache herausgekommen."
Littbarski äußerte sich im Talk mit SPORTBUZZER-Fußballchef Heiko Ostendorp als einer der Stargäste der ersten Network Night vor dem Länderspiel des DFB gegen Serbien am Mittwoch in Wolfsburg. In entspannter Atmosphäre kamen im Szenelokal "Taparazzi" prominente Gäste aus Medien, Sport und Wirtschaft zusammen. Die Network Night bildet den Auftakt einer neuen Eventreihe, die der SPORTBUZZER künftig regelmäßig vor sportlichen Großereignissen unter anderem in Berlin und Hamburg abhalten wird.
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Littbarski lobt Neulinge: "Haben es sich verdient"
Die spektakuläre Demission der Weltmeister war in Wolfsburg natürlich das Tuschelthema unter den Gästen. Der 1990er-Champion Littbarski hat Verständnis für Müller und Hummels, die im Gegensatz zu Boateng betont haben, für ein eventuelles Comeback zur Verfügung zu stehen. Löw betonte. dass er nicht wisse, "was in einem Jahr ist. Fakt ist: Ich habe den Spielern gesagt, dass ich die Qualifikation und die EM ohne sie plane. Die Spieler sind ja nicht verbannt, aber ich plane ohne sie." Das heißt: Sich zurückzuspielen, wird für Müller & Co. extrem schwierig.



Statt der drei verdienten Weltmeister nominierte Löw mit Lukas Klostermann (RB Leipzig), Maximilian Eggestein von Werder Bremen und Hertha-Verteidiger Niklas Stark drei Neulinge für die anstehenden Länderspiele gegen Serbien und Holland. Littbarski ist voll des Lobes, warnt aber auch: "Die Spieler haben es sich verdient. Aber die Erwartungen sollten nicht zu hoch sein." Gleichwohl setzt der frühere Co-Trainer des VfL Wolfsburg, der inzwischen im Marketingbereich der "Wölfe" tätig ist, auf einen Umschwung - auch der öffentlichen Meinung. Littbarski: "Ich hoffe, dass die Handbremse gelöst wird und wir am Mittwoch einige Tore sehen. Aber Serbien ist eine sehr gute Mannschaft und kein Kanonenfutter." Sein Tipp: 2:0.