15. Mai 2020 / 13:25 Uhr

Plötzliches Fußball-Saisonende: Was es in Sachsen für die neue Saison zu beachten gilt

Plötzliches Fußball-Saisonende: Was es in Sachsen für die neue Saison zu beachten gilt

Heiko Henschel
Leipziger Volkszeitung
Symbolbild
... © Leipzig report
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Die Corona-Pandemie hat den Fußball in Sachsen ganz schön auf den Kopf gestellt und am Ende sogar frühzeitig beendet. Der von dem Sächsischen Fußball-Verband und den Kreisverbänden erarbeitete Plan für die kommende Saison wirkt dabei mehr nach Beamtendeutsch als.

Leipzig. Obwohl die Eisheiligen zwischenzeitlich für beinahe winterliche Witterungsbedingungen sorgten, ist momentan im Grunde genommen die schönste Fußballzeit des Jahres. Eigentlich wäre es auch anno 2020 im Wonnemonat Mai nicht anders, doch Corona hat in diesem Frühling alles Normale außer Kraft gesetzt. Daher wurde und wird in zahlreichen Verbänden derzeit gerade die Notbremse gezogen und die Punktspielsaison für beendet erklärt, lediglich für den Pokalwettbewerb hat man sich noch Schlupflöcher offen gelassen.

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Der Sächsische Fußballverband geht den Weg - den Bayern und Thüringen mit ihrem Willen zur Fortführung des Spieljahres beschreiten - nicht mit und setzte wie ein Großteil der anderen Landesverbände vor wenigen Tagen einen Schlussstrich unter das Kapitel 2019/2020. Man wolle aufgrund der ungewissen Situation verhindern, das gleich zwei Spielserien in Mitleidenschaft gezogen werden. Und das Zeitfenster bis zum 30. Juni (offizielles Saisonende) ist mittlerweile ohnehin viel zu klein, um nicht zu sagen winzig.

Keine Alternative zum Abbruch

Die Kreisverbände Erzgebirge, Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge waren die ersten, welche der Empfehlung - die Regelung ebenso in ihrem Zuständigkeitsbereich anzuwenden - Folge leisteten. Auch der Fußballverband Muldental/Leipziger Land sah nach nochmaligen intensiven Beratungen keine Alternative zum Abbruch. Weil die Fortsetzung des Spielbetriebes abhängig vom Erlass behördlicher Verfügungen hinsichtlich der Nutzbarkeit der Sportstätten und der Durchführung von Veranstaltungen ist, blieb praktisch keine andere Wahl.

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„Der Tag X ist aktuell nicht absehbar und selbst nach einer Freigabe bräuchten die Mannschaften wenigstens 14 Tage Vorlauf, um sich mit Trainingseinheiten auf den Wiedereinstieg in den Spielbetrieb vorzubereiten. Daher bin ich selbst beim Pokal angesichts der noch zahlreichen ausstehenden Begegnungen äußerst skeptisch.“ Jens Bretschneider (Vorsitzender des Spielausschusses im FV MTL/LL) sieht die ganze Sache völlig nüchtern. „Eine detaillierte Planung des kommenden Spieljahres vor allem im Bezug auf die Staffel-Einteilung ist erst machbar, wenn die Beschränkungen von der Landesregierung komplett aufgehoben sind. Ich bin optimistisch, dass die positive Entwicklung der Fallzahlen anhält und in naher Zukunft eine derartige Entscheidung zu verantworten ist. Unser Rahmenterminplan für 2020/2021 steht und kann hoffentlich in der ausgearbeiteten Form zur Anwendung kommen.“

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Alles in allem ist also davon auszugehen, dass der hiesige Verband sich an das Vorgehen des SFV anlehnt. Ob wirklich alles deckungsgleich übernommen werden kann, bleibt allerdings noch abzuwarten. Den Abschlussstand in den einzelnen Spielklassen betreffend werden die Tabellen vom 13. März (Tag der Unterbrechung) heran gezogen, wobei für die Platzierungen die Quotienten-Regelung (Punkte geteilt durch Spiele mal einhundert) Anwendung findet. Somit können Staffelsieger ermittelt werden, Meister und entsprechende Ehrungen entfallen jedoch. Aufsteiger in die nächsthöhere Spielklasse werden zugelassen, die daran interessierten Vereine haben sich bis zum 15. Juni zu erklären. Sollten Mannschaften verzichten, dürfen wie gewohnt nachfolgende Teams nachrücken.

Ein Aufsteiger pro Altersklasse

Die Kreisverbände können bis zum 15. Juli pro Altersklasse einen Aufsteiger für die Landesklasse - in welcher die für das Spieljahr 2021/2022 vorgesehene Spielklassenreform im Herrenbereich verschoben wurde - benennen. Absteiger gibt es nicht und das Startrecht für 2020/2021 wird automatisch erteilt, sofern keine freiwilligen Rückzüge vor dem 13. März erfolgt sind beziehungsweise noch erfolgen.

Bei Aufhebung der Beschränkungen vor dem 30. Juni können die noch angesetzten Punktspiele als Freundschaftsspiele ausgetragen werden, der zuständige Staffel-Leiter ist spätestens fünf Tage vorher darüber in Kenntnis zu setzen. Der Pokalwettbewerb soll möglichst zu Ende gespielt werden, gegebenenfalls auch in einem verkürzten System (zum Beispiel Finalrunde) und/oder nach dem 30. Juni.

Mannschaftsmeldungen Nachwuchsbereich

Im Nachwuchsbereich könnten in diesem Fall die zu alt gewordenen Spieler (Stichwort Altersklassenwechsel) noch mitwirken, Ausnahme wäre ein Vereinswechsel. Der Meldetermin für die Teilnahme der Kreispokalsieger an den Pokalspielen auf Sachsen-Ebene ist der 31. August. Die Mannschaftsmeldungen der Vereine an den Verband sind erst zwischen dem 15. Juni und dem 15. Juli zu tätigen, einen Monat später als sonst üblich. Das Nachwuchs-Soll für 2019/2020 und 2020/2021 sowie das Schiedsrichter-Soll für 2020/2021 ist aufgehoben.

Beim Wegfall der Wartefristen bei einem Vereinswechsel (Spieler war sechs Monate nachweislich nicht im Einsatz) wird die durch die Corona-Krise erzwungene Spielpause jedoch nicht berücksichtigt. Die Staffel-Tagungen vor Beginn des kommenden Spieljahres sollen nicht als Präsenz-Veranstaltungen (sprich Versammlungen), sondern in digitaler Form abgehalten werden.

Beamtendeutsch und Paragraphen-Dschungel

Eventuelle Änderungen des Wettkampfsystems, der Staffel-Einteilungen sowie der Auf und Abstiegsregelung sind außer in begründeten Ausnahmefällen mindestens 14 Tage vor dem ersten Pflichtspieltag durch den verantwortlichen Verbandspräsidenten zu bestätigen. Dies geschieht unter der Maßgabe, keinen Verein schlechter als bei Anwendung der ursprünglichen Regeln zu stellen.


Allerhand Beamtendeutsch und ein wenig Paragraphen-Dschungel, aber in der momentan weiterhin kniffligen Lage ist es halt nicht völlig zu vermeiden. Alles dient dem Ziel, den Spielbetrieb in geordnete Bahnen zurück zu lenken. Oder um mit Jens Bretschneider zu sprechen: „Drücken wir die Daumen, damit die Ampel bald auf Grün umschaltet und das runde Leder wieder rollen kann.“

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