Ein Torjäger wie Marvin Pieringer würde einem kriselnden Fußballklub wie dem FC Schalke 04 gut zu Gesicht stehen. Die Saisonbilanz des Angreifers kann sich sehen lassen: 18 Torbeteiligungen in 17 Pflichtspielen. Zum Vergleich: Schalke erzielte in der Bundesliga bislang insgesamt 20 Tore in 20 Pflichtspielen. Das Kuriose: Pieringer steht sogar bei Schalke unter Vertrag. Doch im Sommer hatte der Klub bei der Neustrukturierung nach dem Aufstieg im Kader keine Verwendung mehr für den 23-Jährigen und schickte ihn auf Leihbasis zum SC Paderborn, um sein Potenzial „entfalten zu können“, wie es der damalige Sportdirektor Rouven Schröder formulierte.
Das tat Pieringer auf Anhieb. Mit sieben Toren und fünf Vorlagen belegt er Rang fünf der Zweitliga-Scorerliste. Dass er mit vier Treffern zudem der erfolgreichste Torschütze im diesjährigen DFB-Pokal ist, fiel ihm erst im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), zu dem auch der SPORTUZZER gehört, wieder auf: "Nach dem ersten Spiel war mir das schon bewusst, im weiteren Verlauf des Wettbewerbs habe ich nicht auf die Torschützenliste geschaut." Nun, wo er um seine Spitzenposition weiß, will er diese an diesem Dienstag mit einem Treffer im Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart (18 Uhr, Sky) auch verteidigen: "Natürlich möchte ich meinen guten Lauf im DFB-Pokal gemeinsam mit meinen Mannschaftskollegen fortsetzen."
Der VfB wäre bereits der zweite Erstligist, der gegen den SCP in der laufenden Pokalsaison dran glauben muss. In der letzten Runde scheiterte Werder Bremen im Elfmeterschießen an den Ostwestfalen. "Wir sind gut vorbereitet und haben gegen Bremen gezeigt, dass wir auch mit einem Bundesligisten mithalten können. Wir sind gefährlich vor dem gegnerischen Tor und lassen hinten nicht viel zu", berichtet er selbstbewusst. Die Verantwortlichen seines Stammklubs können Pieringers Pokalauftritt als Unbeteiligte im Fernsehen anschauen. Schalke flog in der zweiten Runde nach einer 1:5-Pleite in Hoffenheim raus.
Winter-Rückkehr zu Schalke war kein Thema
Als in Gelsenkirchen zu Jahresbeginn händeringend Ersatz für den verletzten Stürmer Sebastian Polter gesucht wurde, fiel Pieringers Name trotz seiner beeindruckenden Hinrunde nie. Am Ende kam mit Michael Frey von Royal Antwerpen leihweise ein weiterer Neuer. Die Idee, stattdessen Pieringers Leihe vorzeitig zu beenden – wie es der FC Bayern mit Alexander Nübel versuchte –, gab es bei dem Revierklub offenbar zu keinem Zeitpunkt. "Es hat keine entsprechenden Gespräche in der Winterpause gegeben", bestätigt der Torjäger, der generell jedoch "in einem guten Austausch" mit dem Bundesliga-Schlusslicht steht.
So heißt es weiter Aufstiegshoffnung statt Abstiegsangst. Kein Problem für den gebürtigen Schwaben, der sich in Paderborn "extrem wohl" fühlt. Für ihn sei der Wechsel ohnehin die perfekte Entscheidung gewesen. "Das sieht man auch an den Statistiken, es läuft in Paderborn gut für mich." Den Rückrundenauftakt beim KSC (1:0) verpasste er wegen einer Gelb-Rot-Sperre, umso heißer ist er nun auf die Pokalpartie und die restliche Saison. Darauf liege sein "voller Fokus" in den kommenden Monaten. Wo und wie es danach für ihn persönlich weitergeht, ist offen. "Aktuell konzentriere ich mich voll und ganz auf meine Aufgabe in Paderborn. Ich möchte hier die bestmögliche Leistung bringen, alles andere kommt zu einem späteren Zeitpunkt", sagt er mit Blick auf die im Sommer endende Leihe. Die aktuelle Aufgabe heißt ohnehin erst einmal VfB Stuttgart.
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