Lange hat der FC Arsenal gebraucht, um Mikel Arteta zum Trainer zu machen, nämlich 18 Monate. Nach dem Abschied von Arsène Wenger vor anderthalb Jahren war der spanische Ex-Profi der Favorit auf dessen Nachfolge, doch in letzter Sekunde packte die Verantwortlichen der Gunners die Angst. Sie entschieden sich stattdessen für Unai Emery. Für die sichere Variante, wie sie dachten. Mittlerweile ist klar, dass sie mit der Wahl daneben lagen.



Deshalb darf sich Arteta jetzt doch als Coach bei den Nordlondonern versuchen. Die Rückkehr zu dem Klub, bei dem er 2016 seine aktive Karriere beendete, passt zu dem aktuellen Trend in der Premier League, Vereinsikonen mit dem Trainer-Mandat auszustatten. Auch der FC Chelsea (Frank Lampard) und Manchester United (Ole Gunnar Solskjaer) wenden dieses Modell an. Arteta hat prominente Fürsprecher. Vor allem ist da natürlich Pep Guardiola, dem der einstige Mittelfeldspieler in den vergangenen dreieinhalb Jahren als Assistent bei Manchester City diente. Und auch wenn es sicher nicht die schlechteste Ausbildung ist, mit Guardiola zu arbeiten: Arteta ist bislang nur ein Versprechen.
Erfahrung als hauptamtlicher Trainer hat er nicht. Arsenal geht mit ihm ein enormes Risiko ein. Der 37-Jährige hat eine riesige Aufgabe vor sich, von der nicht klar ist, ob er ausreichende Qualifikationen besitzt. Er ist gezwungen, seinen Freischwimmer auf tosender See zu machen. Das Ziel ist es, Arsenal wieder in die Champions League zu bringen. Dazu muss er in einem unruhigen Umfeld eine oft lustlose Mannschaft beleben, die verheerenden Probleme in der Abwehr lösen und ein paar komplizierte Personalien moderieren. Die ungeklärte Zukunft von Ex-Kapitän Granit Xhaka und die Frage nach der Rolle Mesut Özils sind nur zwei Beispiele. Immerhin waren sie die besten Spieler bei Artetas Debüt beim 1:1 gegen Bournemouth am Boxing Day.
Was wurde aus den "Invincibles" des FC Arsenal?
Auch der Trainer selbst wählt mit der Unterschrift bei den Gunners einen riskanten Weg. Er hätte bequem weiter in Guardiolas Schatten arbeiten und in nicht allzu ferner Zukunft auf den Job bei Manchester City hoffen können. Stattdessen stürzt er sich in eine ungewisse Zukunft bei seinem Ex-Klub. Beide Seiten, Arsenal und Arteta, machen einen mutigen Schritt. Doch sollte der Spanier scheitern, würde es nur Verlierer geben. Der Trainer wäre schon nach seiner ersten Station schwer beschädigt. Einen Job bei einem anderen Top-Klub könnte er erstmal abschreiben. Ganz zu schweigen von einer möglichen Guardiola-Nachfolge bei Manchester City. Arsenal kann es sich nicht erlauben, nach Emery auch beim zweiten Wenger-Erben falsch zu liegen. Sonst würde der Klub endgültig im Mittelmaß versinken.