Die Karriere des Joao Cancelo wäre fast vorbei gewesen, bevor sie angefangen hatte. Im Januar 2013, Cancelo war 18 Jahre jung, kam seine Mutter bei einem Autounfall ums Leben. Cancelos Trauer war so groß, dass er die Lust am Fußball verlor. Er dachte darüber nach, den Plan von der Laufbahn als Profi aufzugeben, zu jener Zeit stand er gerade an der Stufe zur ersten Mannschaft von Benfica in Lissabon. Sein Vater bewegte ihn dazu, mit dem Fußball weiterzumachen. Alleine schon, um Geld zu verdienen, das die Familie nach dem Tod der Mutter dringend brauchte.

Mittlerweile ist Cancelo einer der besten Außenverteidiger der Welt, rechts und links einsetzbar, mit Zug nach vorne, spielstark, ein gefährlicher Flankengeber. Es ist ein Coup für den FC Bayern, ihn neuerdings unter Vertrag zu haben, erstmal nur leihweise, bis zum Ende der Saison. Einen entscheidenden Beitrag zu diesem Coup leistete ein ehemaliger Bayern-Trainer: Unter Pep Guardiola bei Manchester City spielte Cancelo zuletzt seltener als gewohnt. Der Spieler, so erzählt man es in England, reagierte beleidigt auf den Verlust seines Stammplatzes und drängte auf einen Wechsel, als das Angebot des FC Bayern kam. Guardiola willigte ein.

Cancelos Abschied kam überraschend aus Sicht der englischen Öffentlichkeit. Er war einer der Schlüsselspieler bei den Meisterschaften von Manchester City in der Premier League in den vergangenen beiden Jahren. Beide Male wählte ihn die englische Spielergewerkschaft in die Mannschaft der Saison. Aus Sicht des seriösen Guardian war Cancelo für den Klub aus dem englischen Nordwesten so wichtig wie Kevin De Bruyne.

Mit seiner Freigabe geht Manchester City ein enormes Risiko ein. Denn der Verein ist auf den Außenverteidiger-Positionen dünn besetzt. Pep Guardiola vertritt allerdings die Prämisse, dass er nicht mit unglücklichen Spielern arbeiten will. Lieber verzichtet er auf sie. Deshalb erlaubte er Cancelos Wechsel zum FC Bayern.

Guardiola verglich Cancelo mit Lieblingsspieler Lahm

Dort zeigte er gleich zum Einstand, was ihn so besonders macht. Cancelo kam beim 4:0-Erfolg im DFB-Pokal gegen Mainz 05 auf dem rechten Flügel zum Einsatz, war eher Mittelfeldspieler als Verteidiger. Es ist seine Spezialität, von der Seite ins Zentrum einzurücken. Er ist ein spielmachender Abwehrspieler. Dabei kommen ihm seine gute Technik und seine Beidfüßigkeit zugute.

Seine Flanken schlägt Cancelo nicht nur mit dem Spann oder der Innenseite, sondern auch kunstvoll mit dem Außenrist. So bereitete er zum Beispiel Erling Haalands Wundertreffer in der Champions League gegen Borussia Dortmund im September vor. Beim FC Bayern brauchte er nur 17 Minuten, um sich einzugewöhnen. Dann flankte er von der rechten Seite auf Eric Maxim Choupo-Moting am langen Pfosten – Tor.

Pep Guardiola hat Cancelo in der Vergangenheit das wohl größte Lob ausgestellt, das er für Außenverteidiger hat: "Es spielt wie Philipp Lahm, als wir zusammen bei Bayern waren", sagte Manchester Citys Trainer. Damit meinte er Cancelos Angewohnheit, von der Abwehrseite in die Mitte des Spielfelds zu ziehen.

Lahm war Guardiolas Lieblingsschüler in der gemeinsamen Zeit in München. Das Verhältnis zu Cancelo war angespannt zuletzt. Zum Glück für den FC Bayern.