Leipzig. Unser Aller liebstes Kind, „Die Mannschaft“, würde von Leipzig nach Wolfsburg selbstverständlich fliegen. Nein, den Nationalspielern ist ein 205-Kilometer-Trip auf der A9 und A2 nicht zuzumuten. Die Roten Bullen haben sich reisetechnisch Bodenhaftung bewahrt, bestiegen am Freitag um 17 Uhr nach dem finalen Üben am Cottaweg den Mannschaftsbus und checkten zweieinhalb Stunden später im Hotel „Alte Mühle“ in Weyhausen nahe Wolfsburg ein.
Die Lage der Mühle ist vorzüglich. Zur Volkswagen-Arena des VfL sind es nur sieben Kilometer, bei der Anreise muss man nicht durch die Innenstadt. Wobei es die und einiges andere mehr im eigentlichen Sinn eh nicht gibt, ließ Beatrix Ivanauskas anno 1997 wissen und den Wechsel ihres Gatten Valdas zu den Wölfen platzen. „Valdas, ich liebe dich“, soll die Frau Ivanauskas gesagt haben, „aber ich kann nicht in Wolfsburg leben.“
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Andere - wie der Ex-Salzburger Xaver Schlager - konnten und können, haben sehr wohl die Reize in und um Wolfsburg und auch ihr sportliches Glück gefunden. Weil das so ist, steigt am Samstag, 15.30 Uhr, in der Autostadt ein Topspiel des 16. Bundesliga-Spieltages. Daheim ungeschlagene Wölfe (fünf Siege, zwei Remis) empfangen Rasenballer, die das 1:3 gegen Dortmund gerne vergessen machen würden. Der VfL hat 25 Punkte, RB 31. Die sich daraus ableitenden Möglichkeiten möge sich ein jeder ausmalen.
50. Ligaspiel für den RB-Coach
Frage aller Fragen aus Leipziger Sicht: Kann Kapitän Marcel Sabitzer im Mittelfeld, dem Maschinenraum eines jeden Spiels, für Dampf und Durchblick sorgen? Oder verhindert ein irritierter Nerv im Leistenbereich einen Einsatz des wichtigsten RB-Spielers? Der Super-Ösi saß im Bus gen Wolfsburg, kann, wenn er sich nicht nächtens in der Mühle etwas gezerrt hat, am Samstag spielen.
Vor dem Spitzenspiel ist vor der Ehrerbietung. Wolfsburgs Coach Oliver Glasner, 26, lobt den Wiedererkennungswert im RB-Spiel, individuelle Klasse et cetera. Nagelsmann, 33, hält den VfL für „unglaublich schwer zu bespielen“, hebt hervor, dass Xaver Schlager, Wout Weghorst und Co. kein Weg zu weit ist. Meiste intensive Läufe, meiste Sprints. Nagelsmann, der sein 50. Bundesligaspiel als RB-Coach vor der Brust hat, wird nach den Erfahrungen der Vorwoche nie mehr davon sprechen, dass er Sieg XY fest eingeplant hat. Auch nicht, wenn es irgendwann gegen den BV Cloppenburg geht. Dorthin verschlug es die Familie Ivanauskas übrigens 2001.
Feuer und heiße Luft
Duell der Heimschläfer: Glasners Fußballer dürfen seit dieser Saison vor Heimspielen daheim nächtigen. „Das beste Bett sollte das zu Hause sein – die Nacht bei der eigenen Frau oder Freundin tut den Jungs offenbar sehr gut“, sagt der gebürtige Salzburger mit Blick auf die gegenüber früheren Jahren explosionsartig verbesserte Heimbilanz. Auch Nagelsmann verzichtet vor Heimspielen erfolgreich auf's Hotel.



Feuer unterm Hintern: Die besseren (Recaro-)Sitzplätze der VW-Arena sind beheizt. Wird die RB-Bosse um Oliver Mintzlaff freuen. Heiße Luft? Vorm Anpfiff ploppte das Gerücht auf, wonach RB nahezu handelseinig mit Abwehrmann Mohamed Simakan, 20, von Racing Straßburg sei. Böse Zungen stellten diesbezüglich reflexartig fest, dass die Indizienkette geschlossen, weil Simakan just verletzt ist. Dazu ist festzustellen, dass RB Leipzig auch schon unverletzte Fußballer verpflichtet hat. Jede Menge sogar.