Mit einem beeindruckenden 7:0 gegen den Heider SV hat der VfB Lübeck in der Regionalliga die Jagd auf Tabellenführer VfL Wolfsburg II fortgesetzt – auch wenn die „Wölfe“ am Samstag wieder mit 4:2 beim HSV II nachlegten. „Wir werden dran bleiben und sie weiter unter Druck setzen“, verspricht Trainer Rolf Landerl. Bisher wurde die Mannschaft dabei großartig von den Fans unterstützt. Am Freitagabend war das anders: Pyro-Randale, Raketen aus dem Fanblock unter den Pappeln – das Match stand kurz vor dem Spielabbruch. Sicher ist: Der Verband (NFV) wird massiv eingreifen, es drohen Strafen, die sogar den Aufstieg kosten können. Denn der VfB spielte „auf Bewährung“:
Vorstandssprecher Schikorra zähmt "Ultra"-Anführer
Am Freitag hatte es zunächst direkt vor dem Anpfiff eine Choreografie mit Lübeck-Optik im Pappelblock gegeben – aber auch mit grün-weißen Bengalos. Schon da war sicher, dass es eine Geldstrafe geben würde. Zum Anpfiff der zweiten Halbzeit eskalierte die Lage. Jetzt zündeten etliche VfB-Anhänger – die meisten vermummt – Raketen, das Spiel wurde unterbrochen. Ein stadtbekannter „Ultra“-Anführer hielt sich dabei im Innenraum auf, enterte mit Drohungen die Haupttribüne, weil von dort lautstarke Buhrufe gegen die Feuerwerks-Aktion zu hören waren. Ordner marschierten auf, wollten den „Ultra“ stellen, Vorstandssprecher Thomas Schikorra eilte zur Vermittlung hinzu, konnte deeskalieren, bevor weitere „Ultras“ dem Kollegen zur Hilfe kommen konnten.
Teile der Fans "eine Katastrophe"
„Sportlich war das großartig, was die Mannschaft gemacht hat, was Teile der Fans gemacht haben, war eine Katastrophe“, sagte er mit dem Abstand einer kurzen Nacht, in der es intern schon diverse Krisengespräche gegeben hatte. Schikorra: „Wir werden scharf reagieren. Wir haben gutes Videomaterial. Es wird Stadionverbote geben, wir werden Blockfahnen, in deren Schutz Aktionen vorbereitet werden, verbieten. Wir werden den Fans Privilegien nehmen.“

Keinen mildernden Einfluss dürften diese Maßnahmen allerdings auf die Sanktionen durch den NFV haben. Denn in Sachen „Pyro“ spielt der VfB auf Bewährung. Im eigenen Stadion hatte es in der Regionalliga schon lange keine entsprechenden Vorfälle gegeben. Zuletzt wurde zwar beim DFB-Pokalspiel im August gegen Pauli gezündelt, was aber für den Regionalligabetrieb keine Auswirkungen hat.
Geldstrafe und "Geisterspiel" so gut wie sicher
Allerdings sind in der 4. Liga 2017 und 2018 vier Bengaloaktionen beim NFV aktenkundig. Nach dem letzten Vorfall in Jeddeloh (24.11.2018) wurde der VfB zu einem „Geisterspiel“ ohne Zuschauer (plus Geldstrafe) verdonnert. Nach Berufung wurde das Urteil abgeändert: Der VfB (und seine Fans) spielen darum nun bis zum 31. 12. 2019 auf Bewährung. Die ist nach den Vorfällen von Freitag hinfällig! Eine Geldstrafe (maximal 5000 Euro) ist wohl sicher, ein „Geisterspiel“ nur schwer abzuwenden. Da bietet sich den Fußball-Juristen des NFV fast zwangsläufig das Landesderby zum Rückrundenstart am 22. Februar 2020 auf der Lohmühle gegen Holstein Kiel II an.
Einzelkritik VfB Lübeck gegen den Heider SV
Entscheidung im Titelrennen durch Punktabzug?
Wenn es krass kommt, droht dem VfB aber sogar ein Abzug von Punkten – und das könnte in der Saisonendabrechnung in der Verfolgung des VfL Wolfsburg II verheerende Auswirkungen haben und am Ende sogar den Titel und damit den Aufstieg in die 3. Liga kosten. Was kaum jemand weiß: Schon in der Saison 2013/14 sind dem VfB wegen Pyrovergehen drei Punkte aberkannt worden. Damals fiel das nicht ins Gewicht, weil es die SH-Oberligaliga-Saison nach der Insolvenz war, die der VfB souverän als ungeschlagener Meister mit 93 Punkten abschloss. Jetzt sieht das anders aus.