09. November 2021 / 21:03 Uhr

Quarantäne, Konsequenzen, Ausblick: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Corona-Wirbel beim DFB-Team

Quarantäne, Konsequenzen, Ausblick: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Corona-Wirbel beim DFB-Team

Heiko Ostendorp und Patrick Strasser
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Der Corona-Befund von Niklas Süle (l.) hat sowohl für die Nationalmannschaft als auch für den FC Bayern Folgen
Der Corona-Befund von Niklas Süle (l.) hat sowohl für die Nationalmannschaft als auch für den FC Bayern Folgen © IMAGO/Hübner/regios24 (Montage)
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Der positive Corona-Befund von Niklas Süle hat den Start der Nationalmannschaft in die Länderspielwoche mächtig durcheinander gewirbelt. Der SPORTBUZZER versucht, das Chaos zu ordnen und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Corona-Wirbel beim DFB-Team.

Eigentlich sollte es ein ganz normaler Lehrgangstag werden – doch was ist in diesen Corona-Zeiten schon normal?

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Die Nationalmannschaft bekam am Dienstag zu spüren, dass das Virus auch vor den prominentesten Fußballern des Landes keinen Halt macht. Bei der Pooltestung nach der Anreise der DFB-Stars am Montagabend in Wolfsburg ergab sich ein positiver Befund bei Niklas Süle. Dieser war zuvor mit acht anderen Profis von München eingeflogen. Vier davon mussten wie der Abwehrspieler des FC Bayern zunächst in Isolation und reisten dann ab, namentlich: Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Serge Gnabry und Karim Adeyemi. Die anderen vier Profis (Namen gab der DFB nicht bekannt), die gemeinsam mit Süle geflogen waren, durften zunächst zwar beim Team bleiben, werden aber einzeln zum Training gefahren und beim Essen und den Mannschaftssitzungen separiert.

Doch warum mussten vier Spieler abreisen, die vier anderen aber bleiben?
Der SPORTBUZZER beantwortet die wichtigsten Fragen zum Corona-Wirbel beim DFB-Team.

Teamarzt Prof. Tim Meyer erläuterte das Vorgehen des DFB wie folgt: „Grundsätzlich ist es so, dass die Impfung eines der Kriterien ist, genau wie die Intensität und die Dauer der Kontakte.“ Eine Aussage, die suggeriert, der Impfstatus sei nicht das entscheidende Kriterium für die getroffenen Quarantäne-Maßnahmen.

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Laut Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) müssen enge Kontaktpersonen ohne Symptome aktuell aber nicht mehr in Quarantäne, wenn sie geimpft sind. Somit liegt der Verdacht nahe, dass die in Wolfsburg verbliebenden Akteure geimpft sind, die Abgereisten hingegen (bis auf Süle) nicht – besonders bei Gnabry, der bereits genesen ist.

Wer aus dem Kader ist geimpft und wer nicht?

Dazu wollten weder DFB-Direktor Oliver Bierhoff noch Meyer Angaben machen – mit dem Hinweis: Privatsache. Es ist aber davon auszugehen, dass neben Kimmich, der zugab, nicht geimpft zu sein und seine Gründe äußerte, oben genannte Spieler ähnlich unterwegs sind. Zahlreiche DFB-Stars hatten sich während der Pandemie bereits infiziert, unter anderem Jonas Hofmann, Thomas Müller, Matthias Ginter und Ilkay Gündogan. Der Mittelfeldspieler von Manchester City hatte sehr schwere Symptome und nach seiner Erkrankung öffentlich vor zu laschem Umgang mit Corona gewarnt.

Ändert der DFB nun seine Impfstrategie?

Davon ist nicht auszugehen, zumal den Verantwortlichen die Hände gebunden sind. Bierhoff und Meyer betonten, dass man sich auch beim DFB an die Vorgaben der Behörden halten müsse und dies auch tue. „Wir bewegen uns im vorgegebenen und gesetzlichen Rahmen. Auch als ungeimpfter Spieler kann man spielen. Weshalb diese oder jene Entscheidungen getroffen wird, kann ich nicht beurteilen“, sagte Bierhoff. Während Meyer, ein bekennender Impf-Befürworter, seine Einstellung nochmals unterstrich, vermied Bierhoff aber eine klare Positionierung – wohl vor allem, um der Debatte um Kimmich keinen weiteren Nährboden zu bieten.

Professor Meyer, als Topexperte auch für die Uefa und die DFL aktiv, versucht bei den Nicht-Geimpften weiterhin Überzeugungsarbeit zu leisten – bislang aber ohne Erfolg. „Meine persönliche Meinung zu Impfungen habe ich genügend kundgetan. Kimmichs Meinung ist hinreichend diskutiert worden“, sagte er und klang fast schon resignierend. „Ich denke, hier muss man auch an einem Punkt mal sagen: Das akzeptieren wird jetzt einfach so.“

Was bedeutet der Corona-Wirbel sportlich für das DFB-Team?

Neben den fünf coronabedingten Abreisen verließen auch die Verletzten Florian Wirtz und Nico Schlotterbeck das DFB-Quartier, dafür nominierte Bundestrainer Hansi Flick neben Jonathan Tah auch Maximilian Arnold, Ridle Baku (beide VfL Wolfsburg) und Kevin Volland (AS Monaco) nach. „Wir haben auch so genügend Qualität“, betonte Bierhoff. Zumal es am Donnerstag gegen Liechtenstein (20.45 Uhr/RTL), den 190. der Fifa-Weltrangliste und am Sonntag in Armenien (18 Uhr/RTL) sportlich um nichts mehr geht – außer Punkte und Prämien. Deutschland hatte sich als erste Nation überhaupt bereits für die Winter-WM 2022 in Katar qualifiziert.

Flick kann durch den Ausfall einiger Stammspieler nun noch mehr als ursprünglich geplant testen und sich den ein oder anderen Spieler, der zuletzt nicht dabei war oder kaum Einsätze bekam, nochmal anschauen, bevor es bei der nächsten Zusammenkunft im März bereits ins WM-Jahr geht.


„Flick muss improvisieren“: Wie das DFB-Team sportlich auf den Corona-Wirbel reagiert

Was bedeutet der Corona-Alarm für den FC Bayern?

Kimmich, Gnabry und Musiala dürften wegen der noch nicht absehbaren Quarantäne-Zeit (14 Tage, falls bei weiteren Tests im Laufe der Woche nun eine Ansteckung entdeckt werden sollte) das Auswärtsspiel beim FC Augsburg am Freitag nächster Woche verpassen und womöglich auch die (bedeutungslose) Champions-League-Partie in Kiew (23.11.). Am Nachmittag gab Bayern bekannt, dass auch Stürmer Eric-Maxim Choupo-Moting wegen des Kontakts zu Süle in Quarantäne befindet. Der geimpfte Süle kann sich, falls weiterhin symptomfrei, mit einem negativen PCR-Ergebnis nach sieben Tagen freitesten – also theoretisch in Augsburg auflaufen.

Bei Kimmich, Gnabry und Musiala ist die Quarantänezeit noch nicht absehbar: 14 Tage, falls bei weiteren Tests im Laufe der Woche eine Ansteckung entdeckt werden sollte - oder ohne Infektion mindestens sieben Tage und Verlassen der Isolation nur mit Freitestung nach sieben Tagen. Die letzte Entscheidung liegt nun beim Gesundheitsamt München-Land am Heimatort der Betroffenen. Weil mit Top-Talent Torben Rhein ein Nachwuchsspieler des Klubs ebenfalls positiv getestet wurde, trainieren bis auf Weiteres erstmal keine Jungendspieler bei den Profis. Trainer Julian Nagelsmann hat dadurch in der Länderspielpause aktuell nur vier Spieler im Einsatz.

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