07. Mai 2022 / 16:56 Uhr

Raketen, Bengalos, Fans und Polizei auf dem Rasen: Leipziger Derby unterbrochen

Raketen, Bengalos, Fans und Polizei auf dem Rasen: Leipziger Derby unterbrochen

Frank Schober
Leipziger Volkszeitung
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Die Polizei vor dem Block der Lok-Fans. © Christian Modla
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Das Leipziger Regionalliga-Derby zwischen Chemie und Lok Leipzig ist am Samstag beim Stand von 1:0 nach Fan-Ausschreitungen für eine Viertelstunde unterbrochen worden. 

Leipzig. Auf dem Rasen ging es bis auf eine kleine, kurze Rudelbildung in Hälfte eins friedlich zu, auf den Rängen blieb es keineswegs ruhig. Die erste Stichelei zwischen den Fan-Lagern gab es bereits in der Nacht vor dem Derby, als auf der Route des Lok-Fanmarschs in Leutzsch ein Tunnel am S-Bahnhof Leutzsch zugemauert worden war. Nach dem 1:0 für Chemie (Eigentor von Djamal Ziane) in Halbzeit eins flog die erste Rakete aus dem Lok-Fanblock Richtung Chemie-Seite, wenig später musste die Polizei eingreifen, als Chemie-Fans auf den Zaun kletterten. Die waren mit dem Einsatz der Beamtinnen und Beamten so gar nicht einverstanden. Videomaterial, das nach der Partie in den sozialen Netzwerken auftauchte, zeigt, wie die Einsatzkräfte attackiert werden. Unter anderem prasselten Holzlatten, Steine und ein Tisch auf sie ein, als sie versuchten, den Norddamm von der Tribünenseite aus zu betreten.

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Nach 50 Minuten kam es dann zur Spielunterbrechung. Immer wieder flogen Raketen von der blau-gelben Fan-Seite Richtung grün-weiße Anhänger, vier Raketen landeten auf dem Dammsitz. Die Lok-Fans hatten zuvor unter einer Plane mit der Aufschrift "Bekämpft den Feind" eine Aktion vorbereitet, nach dem Abschuss der Raketen kletterten einige auf den Zaun. Die Anhänger präsentierten Mini-Banner mit dem Slogan "Anto-BSG-Action", zündeten Bengalos und Nebeltöpfe, verbrannten unter anderem einen Hoodie mit der Aufschrift "Diablos". So nennen sich die Ultras der Leutzscher. Zudem präsentierten sie an einer Stange mutmaßlich im Vorfeld erbeutete Chemie-Schals.

DURCHKLICKEN: Ausschreitungen beim Derby

Das Leipziger Derby zwischen der BSG Chemie und dem 1. FC Lok musste in der 50. Minute unterbrochen werden. Die Polizei stürmte auf den Rasen, verhinderte Schlimmeres. Zur Galerie
Das Leipziger Derby zwischen der BSG Chemie und dem 1. FC Lok musste in der 50. Minute unterbrochen werden. Die Polizei stürmte auf den Rasen, verhinderte Schlimmeres. ©

Lok-Stürmer Djamal Ziane ging zu ihnen, versuchte die Situation zu beruhigen. Einzelne Chemie-Anhänger überwanden ihrerseits den Zaun vor dem BSG-Block am Norddamm, machten sich über den Rasen auf in Richtung Lok-Block. Die Teams zogen sich in die Kabinen zurück. BSG-Vorstand Frank Kühne stand am Spielfeldrand, mit ernster Miene.

Die Polizei rückte vor, betrat den Rasen und versuchte zu deeskalieren. Die Beamten bildeten auf Höhe der Mittellinie eine Postenkette, um eine mögliche Begegnung "ausgerissener" Fans auf dem Spielfeld zu unterbinden. Derweil schickte der Schiedsrichter beide Mannschaften zunächst in die Kabinen. „Das ist keine Werbung für unseren Sport, das tut mir unendlich leid“, sagte MDR-Experte Lutz Lindemann. Die Chemie-Fans antworteten auf die Unterbrechung mit friedlichen Gesängen. Nach einer guten Viertelstunde wurde die Partie nach Rücksprache mit den Sicherheitskräften fortgesetzt.

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