17. Januar 2018 / 07:11 Uhr

Rassistische Beleidigungen im 96-Stadion: Anzeige wegen Verdachts der Volksverhetzung

Rassistische Beleidigungen im 96-Stadion: Anzeige wegen Verdachts der Volksverhetzung

Tobias Morchner
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Im Umfeld von Hannover 96 ist kein Platz für Rassismus.
Im Umfeld von Hannover 96 ist kein Platz für Rassismus. © imago/Contrast
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Nachdem die Mainzer Spieler Leon Balogun und Anthony Ujah beim Warmmachen in Hannover rassistisch beleidigt wurden, hat 96-Clubboss Martin Kind Anzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstattet.

Nach den rassistischen Ausfällen einer kleinen Fangruppe am Sonnabend beim Heimsieg der Roten in der Fußball-Bundesliga gegen Mainz 05 hat ­96-Chef Martin Kind Anzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstattet. Der Verein bestätigte diesen Schritt. „Martin Kind hat am Dienstag im Namen des Vereins diese Strafanzeige erstattet“, sagte 96-Mediendirektor Heiko Rehberg dem Sportbuzzer. „Es ist ein deutliches Zeichen von uns, wie ernst wir dieses Thema nehmen“, erklärte 96-Chef Martin Kind. Nach dem Eingang der Anzeige wird die Abteilung Staatsschutz der Polizeidirektion Hannover die Ermittlungen aufnehmen.

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Der heutige Mainzer und frühere 96-Profi Leon Balogun und sein nigerianischer Teamkollege Anthony Ujah waren beim Aufwärmen von 96-Fans mit Affenlauten empfangen worden. Leon Balogun hatte den Vorfall über den Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich gemacht. „Ich bin erschrocken darüber, dass so ein Verhalten 2018 in der Bundesliga, in der jeden Tag Spieler unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Religion gemeinsam für ihre Fans kämpfen, überhaupt noch existiert“, heißt es in der Nachricht. In keiner Fankurve der Welt solle Platz für Rassismus sein, fügte er hinzu.

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Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa forderte Balogun am Dienstag die Einrichtung einer anonymen Meldestelle, um rassistische Auswüchse aufklären zu können. Unter den vier bis sieben Pöblern sei nach Baloguns Angaben auch ein zwölfjähriger Junge gewesen. Nach Angaben des Profis sollen dem Verein die Täter inzwischen bekannt sein. „Ich habe keine Lust, dass man hier in ein paar Jahren Verhältnisse wie in Italien oder England hat, dass das Standard wird und mit irgendwelchen Geldstrafen abgetan wird“, sagte Balogun. Deshalb habe er mit Teamkollege Anthony Ujah beschlossen, den Vorfall öffentlich zu machen.

Unklar ist, ob die beiden Betroffenen inzwischen Anzeige erstattet haben. Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich neben der Befragung von Zeugen insbesondere auf die Auswertung der Videoaufnahmen aus dem Stadion.

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