Pegau. Eierei zu Ostern? Nicht mit Vater und Sohn Wittenbecher. Zwar ist der eine RB- und der andere Bayern-Fan. Befragt, auf wen sie am Karsamstag halten, legen sie sich aber fest: „Auf Rot-Weiß.“ Hmmm ... Hilft uns nicht wirklich weiter. Rot-Weiß spielen sowohl Leipziger als auch Münchner. Also, Männer, nun mal Butter bei die Fische! Wer gewinnt? Darauf der eine: „RB, 2:1“. Der andere: „Der FCB, 1:2“.
Bayern-Fan seit Kindheit
Der 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga gerät im Hause Wittenbecher zur Zerreißprobe. Und das gleich in doppelter Hinsicht. Nicht genug, dass sich Vater Jens (53) und Sohnemann David (30) am Abend als Rivalen gegenüber stehen, schlagen in der Brust des einen auch noch zwei Herzen. So ist ausgerechnet Bayern-Fan David eines von elf Gründungsmitgliedern des Pegauer RB-Fanclubs „Elsteraue Bullen“. Jetzt wird der Hund in der Pfanne verrückt!
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Bayern-Anhänger und trotzdem im RB-Fanclub, wie das denn? David, selbst viele Jahre aktiver Fußballer (Auligk, Meuselwitz, Profen, Pegau) kann alles erklären: „Ich war von klein auf Bayern-Fan. Geschwärmt habe ich für Mehmet Scholl. Als Zwölfjähriger schickte mich mein Vater ins Eastside Fußballcamp in die Nähe von München. Wir wurden von Michael Ballacks Jugendtrainer gecoacht und besuchten das Trainingsgelände der Bayern an der Säbener Straße.“
Plötzlich habe er neben seinen angehimmelten Stars gestanden: Giovane Élber, Oliver Kahn und Mehmet Scholl zum Greifen nahe. Die Nachwuchsspieler durften sie mit Fragen löchern und noch besser – ihnen sogar ein paar Bälle zuspielen. Spätestens von da an waren David und der Rekordmeister ähnlich unzertrennlich wie Bayern und die Alpen. Zu Davids Ehrenrettung sei gesagt: Damals war RB noch Quark im Schaufenster.
Tabellenführer und Verfolger
Die Rasenballer erblickten erst 2009 das Licht der Welt. Weil er Sachse sei und Pegau bei Leipzig liege, hielt David zwar weiter auf den FCB, wünschte aber auch RB Erfolg. Das „Doppelherz“ funktionierte all die Jahre. Auch deshalb, da RB den Bayern nie wirklich das Wasser reichen konnte. Nun aber begegnen sich Tabellenführer und Verfolger auf Augenhöhe. Er sei davon überzeugt, dass sich David insgeheim über jedes RB-Tor freue, flüstert Vater Jens.
Nur David zuliebe hatten die „Elsteraue Bullen“ um Vater Jens und Kumpel René Voigtmann die Satzung geändert. So können dem Club nicht nur RB-Fans, sondern auch „Sympathisanten“ beitreten. Sympathisant David war an jenem Juni-Abend 2017, exakt 20.09 Uhr, mit dabei, als der Fanclub in der Wohnung von Heiko Bade aus der Taufe gehoben wurde. Inzwischen hat der 53. Offizielle Fanclub 56 Mitglieder.
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Heimstatt im Haus der Vereine
Die „Elsteraue-Bullen“ sind in Pegau längst eine feste Größe. Im Haus der Vereine richteten sie sich ihr Gesellschaftszimmer mit Küche, Bar und Toilette vor. Vom Allerfeinsten! Nutzen konnten sie die schicken Räumlichkeiten wegen Corona noch nicht so richtig. Sobald es wieder erlaubt sei, würden dort die Live-Spiele zu sehen sein. Auch Nicht-Mitglieder könnten die Lokalität nach Rücksprache buchen – etwa für Familienfeiern.
Wen hatten die „Elsteraue-Bullen“ nicht schon alles aus nächster Nähe erlebt: RB-Verteidiger Dayot Upamecano, der nach der Saison zu den Bayern wechseln wird, SPORTBUZZER-Chefreporter Guido Schäfer und Maskottchen Bulli. Stichwort Bulli – Davids Tochter Anouk wurde bereits eine Stunde nach ihrer Geburt Mitglied in Bullis Bande, dem offiziellen RB-Kids-Club. Da sage noch mal einer, David sei kein echter RB-Fan!
Punkte bleiben in der Familie
Er bestreitet es und behauptet das Gegenteil: „Bayern wird Deutscher Meister und gewinnt die Champions League. Leipzig holt den DFB-Pokal.“ Vater Jens kontert: „RB wird Meister und Pokalsieger. Die Bayern verteidigen den Henkelpott.“ Ihm hänge noch eine gewisse Rest-Sympathie für die Bayern an, sagt Jens Wittenbecher, zuletzt Torschütze vom Dienst bei den Alten Herren. Außerhalb des Protokolls räumt er ein, früher auch mal auf Bayern gehalten zu haben.



Aber das sei längst verjährt, sagt Vater Wittenbecher, der in einem Autohaus arbeitet. Sohn David, Zeitsoldat, ist als Pfleger im Bundeswehr-Krankenhaus in Berlin stationiert. Am Tag vor dem Spiel der Spiele ist er in Pegau eingetroffen. In der alten Heimat möchte er Ostern feiern und den Bundesliga-Kracher verfolgen. Mit Papa auf dem Sofa! Sowohl für Vater als auch Sohn ist es tröstlich, dass die Punkte in jedem Fall in der Familie bleiben.
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