Hannover. Die Spannung steigt minütlich, am Mittwoch, 18.30 Uhr, kämpfen der unter Neu-Coach Christoph Dabrowski, 43, bärenstarke Zweitligist Hannover 96 und die unter Neu-Coach Domenico Tedesco, 36, auf Wolke 7 schwebenden Rasenballer in der HDI Arena um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals.
Es ist auch das Wiedersehen mit RB-Urgestein Dominik Kaiser, 33, der von 2012 bis 2018 den Weg von der vierten Liga in die Königsklasse maßgeblich mitgestaltet hat, sich vor allem auf seinen Kumpel Yussuf Poulsen, 27, freut und hofft, dass Peter Gulacsi, 31, und Co. „keinen Sahne-Tag haben werden“.



Kaiser spielt seit Januar 2020 für die 96er, ist unter Dabrowski gesetzt und will seiner einstigen Liebe weh tun. „RB ist der klare Favorit, das ist eine riesige Herausforderung und ein super Gegner. Aber ich will das Spiel mit meiner Mannschaft natürlich gewinnen. Das Spiel startet bei einem 0:0. Wir spielen daheim, es ist Pokal, da hat man immer eine Chance.“
Erster Königstransfer für RB
Wie das gehen soll? Mit Mut, Biss und jener Effektivität, die er und die Seinen beispielsweise beim 3:0-Pokal-Sieg gegen Gladbach an den Tag gelegt haben. Bochum hat RB das Leben schwer gemacht, war „aktiv und zweikampfstark. Das wird auch für uns wichtig sein.“ Spielen lassen sollte man die Kombinationsmaschinen nicht. Kaiser: „Wenn sie ins Rollen kommen, sind sie schwer aufzuhalten.“ Dass das tiefe und unebene Hannoveraner Geläuf dem Außenseiter in die Karten spielen könnte, hält Kaiser für denkbar, betont aber, dass jeder Fußballer auf einem „möglichst guten Rasen kicken will“.
Kaiser - der erste Königstransfer in der Geschichte der Roten Bullen. Wechselt 2012 von der erstklassigen TSG Hoffenheim, wo ihn Coach Markus Babbel ignoriert, zu RB Leipzig in die vierte Liga. Auf Wunsch von RB-Neu-Trainer Alexander Zorniger. Der gebürtige Mutlanger Kaiser, damals 23, hat die Fantasie, dass er mit RB Großes erreichen kann, lässt sich von Sportdirektor Ralf Rangnick eine Prämie fürs Erreichen der Champions League in seinen Vertrag schreiben. Im Sommer 2017 schlägt die Kohle auf Kaisers Konto ein. Nach einer rauschhaften ersten Bundesliga-Saison und der Vize-Meisterschaft.
Kaiser und das erste Mal. 28. August 2016, Hoffenheim gegen RB, erstes Bundesliagspiel der Roten Bullen. 1000 RB-Fans sind dabei, insgesamt schauen 26000 zu. Hoffenheims Boss Dietmar Hopp begrüßt in seiner Loge Franziska van Almsick, Helene Fischer und Florian Silbereisen. Gulacsimacht in den ersten zehn Minuten vier Hochkaräter von Julians Nagelsmännern zunichte. Als die TSG 1:0 in Führung geht (55.), ist die Stimmung fast so ausgelassen wie beim Badnerlied vorm Anpfiff. Dann flankt Diego Demme auf Kaiser, Tor, 1:1 (58.), erstes Erstliga-Tor der 2009 Geschlüpften. Das Spiel endet 2:2.
Vertrag läuft im Sommer aus
Der Abschied nach sechs Jahren: Am 13. Mai 2018 endet Kaisers Leipziger Zeit. Mit einem Abschiedsspiel in der Red-Bull-Arena. Nach sechs Jahren, Hunderten Trainingseinheiten, 171 Pflichtspielen, 36 Toren, 38 Vorlagen, drei Aufstiegen, Einsätzen in vier Ligen. 25000 applaudieren, Kaiser läuft eine Ehrenrunde, greift zum Stadionmikro und sagt Servus.
Er wechselt zu seinem Ex-Coach Alexander Zorniger nach Bröndby, wird dann 96er. Der Vertrag des Mittelfeldspielers läuft im Sommer aus. Verlängern, anderer Verein, Karriere-Ende? Ist alles möglich. Einstweilen macht dem zweifachen Familienvater die Kickerei nach wie vor „großen Spaß“.
Wohin die Reise seines Ex-Vereins geht? „Sie sind zurück in der Spur, die Formkurve zeigt nach oben." Ein Platz unter den ersten Vier in der Bundesliga? „Ja, da spricht viel dafür.“ Erfolg in der Europa League? „RB kann sehr weit kommen.“ Im DFB-Pokal soll die Reise seiner Ex am Mittwochabend enden. In Hannover.
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