Leipzig. Ja, so eine altdeutsche Grätsche ist was Feines und muss ab und an sein. Im vorliegenden Fall sah RB-Ass Kevin Kampl, 30, nach Sense gegen den Bielefelder Fabian Klos, 33, in der 85. Minute seine fünfte Gelbe, muss beim Hit gegen die Bayern am 3. April zugucken. Kampl hat im SPORTBUZZER-Interview über seine nahezu heldenhafte Tat auf der Bielefelder Alm, erholsame Tage fürs linke Knie im heimischen Solingen, slowenische Ideen für ein Nationalmannschaftscomeback und seine Liebe für die Musik, die er im Rahmen der langfristig angelegten RB-Kampagne „You Can Do Anything“ lebt, gesprochen. Du-kannst-alles-schaffen soll Mut machen, Dinge auszuprobieren und steht zugleich für die rasante Entwicklung des Klubs.
SPORTBUZZER: Im Netz kursiert seit heute ein Video mit Tyler Adams, Marcel Sabitzer, Konni Laimer und Ihnen. Adams dreht im Jet über der Red-Bull-Arena Pirouetten, Sabitzer/Laimer lassen im Boliden Gummi stehen, sie sieht man als Schlagzeuger. Waren Ihnen die anderen YCDA-Missionen zu gefährlich, peinlich?
Kevin Kampl (30): Nein, nein (lacht)! In Salzburg war ich kurz davor mit Roger Schmidt einen Fallschirm-Sprung zu machen. Ralf Rangnick hat es mir verboten. Der Trainer durfte übrigens. Ich liebe Musik, habe für die Aktion einen Tag in den Red Bull Music Studios Berlin verbracht und an den Millionen Knöpfen gespielt. Das war eine große Ehre, da dürfen sonst nur Profis rein.
Sie bevorzugen welche Musik?
Tiefes Zuhause?
Denken Sie einfach an die Love Parade, das geht ganz grob in die Richtung. Viele Beats, wenig Gesang. Ich habe daheim ein kleines Mischpult, mixe mir ab und zu etwas zusammen.
Sie sind kein Nationalspieler mehr, haben bis Montag Zeit zum Mixen.
Ich fahre in die Heimat nach Solingen, war da schon seit Silvester nicht mehr, freue mich auf meine Familie. Ein bisschen Entspannung tut auch meinem Knie gut.
Ein renitenter Schleimbeutel im linken Knie.
Ja, da hilft nur Ruhe. Im Sommer kuriere ich das komplett aus. Bis dahin brauche ich ab und zu eine kleine Pause, ansonsten geht es zur Sache.
Der slowenische Fußball-Verband soll bei Ihnen zart nach einem Comeback angefragt haben. Würde ein Kampl ohne Schmerzen und Probleme darüber nachdenken?
Ich bin 2018 zurückgetreten, das war die richtige Entscheidung, das gilt auch jetzt noch. Ich habe mir zwar ein kleines Hintertürchen aufgelassen und gesagt, vielleicht gibt es irgendwann nochmal die Chance, aber es wäre jetzt zum Beispiel nicht gut, nochmal drei Länderspiele binnen einer Woche nachzulegen.
War der FC Liverpool eine Nummer zu groß für RB?
Wir hätten gegen diese Weltklasse-Truppe zwei Top-Tage gebraucht, die hatten wir nicht. Beim ersten Spiel waren wir ebenbürtig, beim zweiten nicht. Da war Liverpool besser, das muss man einfach anerkennen. Weil ich Kloppo und Timo gut kenne, wünsche ich, dass Liverpool und Chelsea ins Finale kommen.



Sie haben 122 Pflichtspiele für RB gespielt, sechs Tore geschossen, 16 Vorlagen geliefert. Zweieinhalb der Assists stammen vom 3:0-Sieg in Freiburg. War das Ihr bestes Bundesligaspiel?
Weiß nicht. Ich habe schon besser als in Freiburg gespielt, war zu Leverkusener Zeiten in der Kicker-Elf des Jahres. Drei Tor-Beteiligungen sind eher untypisch für mich als tiefen Sechser. Aber klar, Freiburg lief top. Fürs Team und den alten Kampl.
Kommen wir zum Bielefeld-Spiel. Wie erinnern Sie die Szene fünf Minuten vorm Ende?
Eine doofe Situation, wir standen zum ersten Mal ein wenig blank. Ich hatte Angst, dass Klos einen Ball in die Tiefe spielt und wir in der 85. Minute vielleicht das 1:1 kassieren. Klos hätte viel Platz gehabt, wenn ich ihn nicht attackiert hätte. Ich musste grätschen.
Und wussten sofort ...
... dass das Gelb ist, ja.
Und dachten?
Bayern adieu! Ja, sehr bitter. Aber es war die richtige Entscheidung. Wenn wir das 1:1 gekriegt hätten, hätte ich mir das nie verziehen. Ich werde die Jungs kommende Woche beim Training und in der Kabine pushen.
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Ist Bayern schlagbar?
Wir haben das doch schon mal geschafft. Timo hat das 2:1 gegen die Bayern gemacht, ich habe ihm den Ball durchgesteckt. Wie können Sie das vergessen?
Alles andere als ein RB-Dreier würde den Bayern wunderbar in den Kram passen.
Die Bayern werden sich in ihrer jetzigen Form nicht mehr viele Ausrutscher leisten. Also sollten wir gewinnen, um das Rennen eng zu lassen. Wir brauchen einen Top-Top-Tag. Und es wäre gut, wenn Angelino und Dayot wieder dabei wären. Wir wünschen uns einen Sieg. Und viele andere Fans wünschen sich das auch.
Haben Sie nach Rot für Davies beim Stuttgart-Spiel auf Münchner Punktverluste gehofft?
Na klar. Und dann machen die drei Tore in zehn Minuten. So sind sie, die Bayern.