Leipzig. Sein erstes Mal? Mit zarten 16, einem Topfschnitt und bar jeden Bartwuchses. 2010 bei Admira Wacker Mödling, einem kleinen, aber feinen österreichischen Zweitligisten. 281 Profispiele, 37 A-Länderspiele und eine Kür zu Österreichs Fußballer des Jahres (2017) später, ist Marcel Sabitzer, 25, zur Spitzenkraft bei RB Leipzig und in der Bundesliga gereift. Der Lebensgefährte von Katja Kühne, 33, und Papa von Baby Mary Lou (zweieinhalb Monate) über familiäres Glück, das 1:4 gegen Zürich, die Wettervorhersage fürs Camp in Seefeld (14. bis 20. Juli), das Cup-Finale gegen die Bayern, Kumpel Emil Forsberg und Mopeds für dienstreiche Hände.
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Ein Fußballer mit Frau und Kind zieht nicht mehr um die Häuser, geht nach dem Training und Spiel nach Hause. Zu Frau und Kind. Ist das so, Herr Sabitzer?
Ich habe auch schon vorher professionell gelebt. Aber na klar, unser Glück ist mit unserer Tochter perfekt.
Kann ein Baby-Lächeln über ein verlorenes Pokal-Endspiel hinwegtrösten?
Ich bin Fußball-Profi, will nach wie vor jedes Spiel gewinnen und war nach dem Cup-Finale down. Meine Familie und Freunde waren mit in Berlin – und es ging abends etwas länger. Auch wenn die Saison für uns insgesamt gut gelaufen ist – zum Feiern hätte mich in Berlin kein Mensch der Welt gebracht.
Ab welchem Zeitpunkt haben Sie nicht mehr an den Pokal-Sieg geglaubt?
Mit dem 2:0 war das Ding durch.
Kurz vorher ist Ralf Rangnick via 5er-Kette all in gegangen.
Der Trainer hat ja auch gesagt, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, aber hinterher ist man immer schlauer.
Was hat im Finale gegen Bayern gefehlt?
Matchglück und Erfahrung. Die Bayern waren abgezockter.
Sie haben immer mal wieder angemerkt, dass unter den Neuzugängen gerne auch mal gut abgehangene Profis sein dürfen.
Wir haben jede Menge Talent, Tempo und Mentalität in unserem Kader. Aber ich glaube schon, dass uns ein, zwei gestandene Profis gut zu Gesicht stehen würden, auch wenn wir in den letzten Jahren schon gereift und erfahrener geworden sind. Bei den Bayern oder beim BVB spielen auch ein paar routinierte Spieler. Da wo die sind, wollen wir ja hin. Gerade in engen Spielen wie in einem Pokal-Endspiel braucht es einen Tick Erfahrung. Wir haben viel vor, wollen die Gruppenphase in der Champions League überstehen und in der Liga wieder unter die ersten vier.
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Hannes Wolf hat sich schwer verletzt, kann wahrscheinlich erst zur Rückrunde ran. Haben Sie einen besonderen Draht zu Ihrem Landsmann?
Erst seit er mein Nachbar geworden ist. Ich kannte Hannes vorher nicht persönlich. Verletzungen gehören leider zum Beruf dazu. Er ist Profi, er weiß, was zu tun ist.
Welche Note würden Sie der RB-Saison 2018/2019 geben?
Eine zwei.
Ihre persönliche Note?
Durchwachsen, drei. Es hat nach meiner Schulterverletzung gedauert, ehe ich wieder richtig in den Rhythmus gefunden und das komplette Vertrauen in meinen Körper hatte.
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Als Sie 2015 bei RB in der zweiten Liga landeten, sagten Sie: So gut wie ich dachte, bin ich wohl doch nicht.
Ich wollte damals direkt in die Bundesliga und war enttäuscht, dass das nicht geklappt hat. Und dann kam dieser Spruch. Ich verstelle mich nicht, sage immer, was ich denke. Aber es kann mir keiner vorwerfen, dass ich nicht alles reingehauen habe und vorangegangen bin, um aufzusteigen und um weiter Erfolg zu haben.
1:4 gegen Zürich – der erste Test ging in die Hose.
Bei allem Respekt vor Zürich und der Schweizer Liga – so darf man sich nicht verkaufen. Aber vielleicht ist es ja ein gutes Omen. Vor einem Jahr haben wir 0:3 gegen Huddersfield verloren und danach eine top Saison hingelegt. Wenn es wieder so laufen würde, würde ich das unterschreiben.
Sie wirken noch drahtiger als sonst. Haben Sie abgenommen?
Nein, es ist aber alles etwas definierter geworden. Für mein Spiel brauche ich einen widerstandsfähigen Körper.



In den vergangenen Jahren lag der RB-Fokus auf der Arbeit gegen den Ball und blitzschnelles Umschalten in beide Richtungen. Welche Spielidee hat Julian Nagelsmann?
Die Arbeit gegen den Ball und das Umschalten gehören weiter dazu. Der Coach will, dass sich viele kreative Spieler im vorderen Drittel aufhalten, anspielbar sind, Lösungen suchen und finden.
Die RB-Defensive war grandios. Wenn jetzt noch Kreativität gegen gut sortierte Gegner dazu kommt, ist der Weg ins Glück nah.
Wir werden perspektivisch guten Fußball spielen und erfolgreich sein. Die Frage ist, wie schnell das geht. Der Spielplan ist schwer, wir haben nur noch drei Testspiele, müssen schnellstmöglich zueinander finden.
Das Camp ist kurz und knackig. Liegt in der Kürze die Würze?
Sechs Tage sind ausreichend, das passt.
Es soll wieder ausgiebig regnen.
Habe davon gehört.
Wettervorhersagen sind nicht in Stein gemeißelt.
Wenn's in den Bergen regnet, dann regnet's länger. Da müssen wir durch. Hotel und Trainingsbedingungen taugen mir.
Es gibt Wirbel um Ihren Kollegen und Freund Emil Forsberg. Bleibt er, geht er?
Ein Emil in Topform hat ein einmaliges Auge und Gefühl für Situationen und Mitspieler. Ich wünsche mir natürlich, dass er bleibt.
Bleibt es dabei, dass die Mannschaft das Team ums Team am Erfolg beteiligt?
Ja, im Januar hat jeder Einzelne aus dem Staff eine vierstellige Prämie von uns bekommen. Als wir 2017 die Champions League erreicht haben, haben wir für die ganze Mannschaft und den Staff Vespas aus einer Special Edition gekauft. Bei uns kommt niemand zu kurz.